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Studie: Hat der Mensch eine Spürnase?  
  Die Spurensuche nach Gerüchen überlässt der Mensch eher Hund und Trüffelschwein. Ein Team von US-Forschern fand nun heraus, dass der Riechnerv doch schärfer ist als bisher angenommen.  
Eine Studie von Neuro-Wissenschaftlern der University of California, Berkeley zeigt: Der schnüffelnde Mensch ist sehr wohl fähig, die Richtung, aus der Gerüche kommen, zu orten.

Zumindest konnten die Testpersonen in Experimenten von Jess Porter und Noam Sobel sagen, welches Nasenloch welchen Geruch wahrnahm - also eher ein erster Schritt auf dem Weg zur Geruchslokalisierung über die Weitstrecke.
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Der Artikel "Brain Mechanisms for Extracting Spatial Information from Smell" erschien in der Zeitschrift "Neuron" (Band 47, S. 581-592, 18 August 2005).
->   Abstract
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Richtungsriechen: Bisher wenig Wissen
Ein Geruch steigt uns in die Nase, doch wo kommt er her? Bis heute konnten Wissenschaftler nicht genau sagen, ob und wie der Mensch Gerüche lokalisiert und welche Mechanismen dabei eine Rolle spielen.

Vor 40 Jahren beschäftigte sich der Nobelpreisträger Georg von Bekesy, bekannt für seine Theorien über das menschliche Hören, mit dieser Frage.

Seiner Annahme nach lokalisierten die Testpersonen Gerüche ähnlich der Geräuschortung: über den Vergleich von Geruchsintensitäten oder unterschiedliche "Ankunftszeiten" in der Nase.
->   Georg von Bekesy bei Wikipedia
Nasenflügel-Riechen
Porter und Sobel ließen den Testpersonen nun diverse Düfte getrennt durch den rechten und linken Nasenflügel zuführen. Durch welches Nasenloch die Düfte strömten, konnten die Personen jeweils benennen. Entsprechend unterschiedliche Gehirnaktivitäten zeichneten die Wissenschaftler mit Magnetresonanztomografie auf.

Der Beweis ist für die Forscher erbracht: Die "egozentrische Lokalisierung" ist möglich. Menschen könnten bewegungslos - also ohne Drehen des Kopfes - sagen, wo die Quelle eines Geruchs sei.

"Es scheint, dass wir diese Fähigkeit haben und - mit entsprechender Übung - recht gut darin werden können", sagt Sobel.
Getrennte Zufuhr von Düften
Um voll und ganz den Riechnerv und damit die olfaktorische Wahrnehmung anzusprechen, verwendeten die Forscher spezielle Duftstoffe wie etwa Rosenessenz und Gewürznelken.

Die Forscher versorgten ihre Testpersonen mit den Aromastoffen durch eine spezielle Maske, die auch eine getrennte Luftzufuhr für jeden Nasenflügel bot.
Aufgezeichnete Gehirnaktivität
Die Aufzeichnungen der Gehirnscans ergaben: Reize von linkem und rechtem Nasenloch werden in verschiedenen Bereiche des Riechzentrums im Gehirn verarbeitet.

Die Forscher gehen davon aus, dass das Gehirn durch die getrennte Informationsverarbeitung fähig ist, die Gerüche zu lokalisieren - wie auch die Ohren akustische Signale getrennt wahrnehmen.

[science.ORF.at, 30.8.05]
->   Department Biophysics, University of California, Berkley
Mehr zum Thema bei science.ORF.at:
->   Beschreibungen beeinflusen den Geruchssinn (19.5.2005)
->   Studie: Große Nasen riechen besser (14.9.2004)
 
 
 
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01.01.2010