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"Männliches" Y-Chromosom noch gut in Form  
  Das menschliche Y-Chromosom, entscheidend für die Ausbildung des männlichen Geschlechts, wird nach einer neuen Studie nicht so schnell verschwinden, wie von einigen Gen-Forschern vorhergesagt.  
Demnach hat das Y-Chromosom des Menschen im Unterschied zu dem des Schimpansen in den vergangenen sechs Millionen Jahren keine Gene verloren, wie David Page vom Whitehead-Institut für Biomedizinische Forschung in Cambridge, Massachusetts, und sein Team in "Nature" berichten.
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Die Studie "Conservation of Y-linked genes during human evolution revealed by comparative sequencing in chimpanzee" ist in "Nature" (Bd. 437, S. 100, 1.9.05) erschienen.
->   Abstract in "Nature"
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Vor 300 Mio. Jahren entstanden, Gene verloren
Offenbar leiste das Y-Chromosom "ziemlich gute Arbeit" im Bemühen um seine Selbsterhaltung, erklärte Page. Das Y-Chromosom entstand vor 300 Millionen Jahren und hat seitdem durch Mutationen hunderte seiner ursprünglichen Gene verloren.

Es ist nur etwa ein Drittel so groß wie das X-Chromosom. Bei Frauen besteht das für die Ausbildung des Geschlechts entscheidende 23. Chromosom aus zwei X-Chromosomen, bei Männern aus einem X- und einem Y-Chromosom.
Beim Menschen seit fünf Mio. Jahren unverändert
Die Forscher fanden heraus, dass das Y-Chromosom des Schimpansen in den vergangenen sechs Millionen Jahren fünf Gene verloren hat, das des Menschen aber kein einziges.

Damit scheine die Theorie widerlegt zu sein, dass das menschliche Y-Chromosom so schnell Gene verliere, dass es in zehn Millionen Jahren verschwunden sei, erklärte Page.
Ende der "Untergangsthese" überzeugt nicht alle
Jennifer Marshall Graves von der Universität in der australischen Hauptstadt Canberra sagte, die neuen Forschungen von Page seien "wunderschön". Die Ergebnisse erschütterten aber nicht ihre Überzeugung, dass das Y-Chromosom zum Untergang verurteilt sei.

Die einzige Frage sei, wann dies geschehen werde. "Es kann viel eher als in zehn Millionen Jahren passieren, aber auch viel später." Danach werde vermutlich ein anderes Chromosom die Funktion der Geschlechtsbestimmung übernehmen.

[science.ORF.at/APA/AP, 1.9.05]
->   David Page (Whitehead-Institut)
Mehr zu dem Thema:
->   Menschliches X-Chromosom umfassend analysiert (17.3.05)
->   Y-Chromosom sequenziert: Was den Mann zum Mann macht (18.6.03)
 
 
 
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01.01.2010