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Schlüssel zum Migräne-Erbgut entdeckt  
  Deutsche Forscher haben den für Migräne verantwortlichen Schlüssel im Erbgut entdeckt: Das Chromosom 1 weist bei den häufigsten Formen von Migräne spezifische Veränderungen auf.  
Die charakteristischen Veränderungen im menschlichen Erbgut auf Chromosom 1 konnten erstmals bei Patienten mit den am weitesten verbreiteten Migräneformen nachgewiesen werden, teilten Ärzte der Universität Bonn und der Kieler Schmerzklinik am Mittwoch mit.
Erregbarkeit von Nervenzellen gestört
Die Veränderungen stören laut Mitteilung die Erregbarkeit der Nervenzellen.

Bei zu schneller oder zu lang andauernder Überlastung kann es zu einem Zusammenbruch der Energieversorgung der Nerven kommen.

Die Folge: Die Steuerung der Nervenfunktion entgleist. Schmerz auslösende Botenstoffe werden dann von den Nervenzellen ungehindert freigesetzt und verursachen die hämmernden Migräne-Kopfschmerzen.
Häufigste Migräneformen untersucht
Die Wissenschaftler untersuchten über vier Jahre Familien, in denen mehrere Personen entweder an einer Migräne mit Aura oder an einer Migräne ohne Aura leiden.

Es handelt sich dabei um die häufigsten Migräneformen, die für mehr als 99 Prozent aller Migräne-Attacken verantwortlich sind.
Migräne mit Aura
Bei der so genannten Migräne mit Aura kündigt sich der Kopfschmerz durch andere Störungen an, etwa Blitze vor den Augen.

Das Wissenschaftlerteam stieß dabei auf zwei bisher unbekannte Gen-Veränderungen bei Patienten, die an Migräne mit Aura leiden.

Diese Veränderungen fanden sich nur in betroffenen Mitgliedern von Migränefamilien, nicht jedoch bei gesunden Kontrollpersonen.

Weitere Untersuchungen zeigten, dass eine dieser Erbgutveränderung tatsächlich zu einer Störung der Nervenerregbarkeit führt.
Ärztlicher Rat
Die Forschungsergebnisse sind für die zukünftige Diagnostik und Behandlung der Migräne bedeutsam, wie am Mittwoch Professor Hartmut Göbel von der Schmerzklinik in Kiel sagte.

Migränepatienten sollten einen gleichmäßigen Tag-Nacht-Rhythmus einhalten, riet Göbel. Abrupte und intensive Reizveränderungen sollten vermieden werden.

Eine regelmäßige und kohlenhydratreiche Ernährung mit ausreichendem Angebot an Vitamin B 2 kann die Energieversorgung der Nervenzellen stabilisieren.

Entspannungstrainings, Biofeedbacktherapie und Stressbewältigungstrainings beugen einer übermäßigen Nervenerregung vor und reduzieren den Energieverbrauch in den Nervenzellen.
14 Mio. Patienten in Deutschland
In Deutschland leiden rund 14 Millionen Menschen an Migräne. Weltweit sind viele hundert Millionen Kinder und Erwachsene betroffen.

Migränepatienten sind durch eine Besonderheit der Reizverarbeitung im Gehirn gekennzeichnet. Ihr Nervensystem steht ständig unter Hochspannung.

[science.ORF.at/APA/AP, 1.9.05]
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01.01.2010