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Forscher: Geklonter Mensch in weiter Ferne  
  Nach Ansicht des südkoreanischen Wissenschaftlers Shin Yong Moon besteht in absehbarer Zeit keine Gefahr, dass ein geklonter Mensch zur Welt kommt: Es sei unmöglich, Babys durch reproduktives Klonen zu schaffen.  
Der renommierte Gynäkologe von der Koreanischen Nationaluniversität in Seoul gehört zu den Forschern, die 2004 erstmals einen menschlichen Embryo geklont hatten, um daraus embryonale Stammzellen zu gewinnen.
Geringe Erfolgsrate
Der Mediziner weist darauf hin, dass 100 geklonte menschliche Embryonen in 100 Leihmütter eingepflanzt werden müssten, um nur einen geklonten Menschen zu erhalten. Höher sei die bisher nur im Tierversuch ermittelte Erfolgsrate nicht.

"Es ist vollkommen klar, dass dies unmöglich ist", sagt Moon gegenüber der dpa.

Zudem gebe es für ein solches Vorhaben nicht genügend Eizellen-Spenderinnen, "der zweite Grund, warum es nicht funktionieren würde".

Und schließlich sei das reproduktive Klonen in Südkorea verboten.
Fragen der Ethik
Zahlreiche Menschen in Europa und den USA stehen den Experimenten der Südkoreaner kritisch gegenüber. Sie argumentieren, dass mit einem Embryo potenzielles Leben zerstört wird.

Moon spricht sich dafür aus, mit jenen überzähligen Embryonen zu experimentieren, die in Fruchtbarkeitskliniken anfallen: "Was ist ethischer? Die Embryonen vor der Forschung wegzuwerfen oder nachher?"

Die besten Klonresultate gebe es mit frisch gespendeten Eizellen von Frauen unter 30 Jahren, sagte Moon am Wochenende auf dem Workshop "Stammzellen in Reproduktion und Gehirn" im japanischen Kobe.
Embryonale Stammzellen-Forschung im Labor
Gleichzeitig erklärte Moon, dass es einem seiner Mitarbeiter gelungen sei, Stammzellen zu Insulin produzierenden Zellen werden zu lassen. Diese ähnelten jenen der Bauspeicheldrüse allerdings nur entfernt.

Moons Labor verfügt zurzeit über rund 35 menschlichen embryonale Stammzelllinien.
Klinische Studien noch in weiter Ferne
Der Forscher erwartet, dass Parkinson eines Tages die erste Krankheit sein wird, bei der Stammzellen Linderung bringen. Bei dem Leiden sterben Nervenzellen des Gehirns, die den Botenstoff Dopamin herstellen.

"Ich bin Mediziner. Vor jeder Anwendung von Stammzellen brauchen wir den sicheren Beweis, dass solche Zellen absolut sicher sind. Jetzt ist aber überhaupt nicht die Zeit, an klinische Studien zu denken", betonte Moon.

Zuerst gelte es, die menschlichen Stammzellen im Labor zu etablieren und sie ohne Fehler zu vermehren.
Krankheiten besser verstehen
Die Hauptanwendung embryonaler Stammzellen sieht der Forscher zurzeit im Verständnis von Krankheiten.

Erst im Mai hatte sein Team neue embryonale Stammzelllinien vorgestellt, die von Patienten stammen, die ein genetisch bedingtes Leiden haben. Mit diesen Zellen lasse sich nun erforschen, was im Organismus der Betroffenen ablaufe, hofft Moon.

[science.ORF.at/APA/dpa, 5.9.05]
->   Nationale Universität Seoul
Mehr zu dem Thema bei science.ORF.at:
->   Erstmals Stammzellen von Kranken geklont (20.5.05)
 
 
 
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01.01.2010