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Forscher erstellten Protein-Landkarte des Menschen  
  Wer arbeitet auf Proteinebene im menschlichen Körper mit wem zusammen? Diese Frage haben deutsche Wissenschaftler bei Proteinen untersucht und als Ergebnis eine weltweit einzigartige Karte erstellt.  
3.186 Protein-Wechselwirkungen zwischen 1.705 Proteinen wurden darstellt. Darunter befinden sich auch bisher unbekannte Interaktionspartner von 195 krankheitsassoziierten Proteinen.

"Wir haben den Grundstein dafür gelegt, dass jetzt sozusagen ein Schaltplan unseres Körpers erstellt werden kann. Die Karte hilft uns, die Funktionen der Proteine aufzuklären und die komplexen Vorgänge in unseren Zellen zu verstehen", erklärte Erich Wanker vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch.
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Der Beitrag " A Human Protein-Protein Interaction Network: A Resource for Annotating the Proteome" von Erich Wanker und Kollegen ist online in der Fachzeitschrift "Cell" erschienen (DOI: 10.1016/S0092867405008664).
->   Zum Original-Beitrag (Volltext)
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Hoffnung auf besseres Verständnis für Krankheiten
Die Forscher hoffen, mit Hilfe der erstellten Karte auch Krankheiten zukünftig besser zu verstehen und neue Therapieansätze zu entdecken.

So fanden sie zum Beispiel neue Interaktionspartner des Proteins Emerin (EMD): Eine mutierte Form des EMD verursacht eine seltene und sehr schmerzhafte Form der Muskelschwäche, die so genannte Emery-Dreifuss Muskeldystrophie.

"Unsere Interaktionskarte ermöglicht es, die Funktion von EMD und die Rolle seiner Proteinpartner bei der Entstehung dieser Muskeldystrophie aufzuklären", so Wanker.
Bindungspartner mit Hefe identifiziert
Die umfangreichen Untersuchungen zu menschlichen Protein- Wechselwirkungen waren nur mit einer speziellen Technologie möglich: dem so genannten automatisierten Hefe-2-Hybrid-System.

Bei dieser Methode werden Hefezellen eingesetzt, um die Bindungspartner der Proteine zu identifizieren.
Über 25 Millionen Experimente
"Was früher mühsam mit der Hand durchgeführt werden musste, wird jetzt durch ein Robotersystem blitzschnell abgearbeitet" erklärte der deutsche Wissenschaftler.

"Wir hätten es sonst niemals geschafft, über 25 Millionen einzelne Experimente durchzuführen, um zu überprüfen, ob bestimmte Proteinpaare miteinander zusammenarbeiten", fügte er hinzu.

[science.ORF.at/APA, 5.9.05]
->   Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (Berlin)
->   Mehr über Proteine im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010