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Unbewusst gerochener Zitronenduft macht putzwütig  
  Unbewusst wahrgenommene Gerüche beeinflussen unsere Gedanken und unsere Taten stärker als bisher gedacht. Laut niederländischen Forschern verändern Menschen, die dem Geruch eines nach Zitronen duftenden Reinigungsmittels ausgesetzt sind, deutlich ihr Verhalten - sie denken mehr an Sauberkeit und putzen auch gründlicher.  
Davon berichten der Psychologe Rob Holland von der Radboud Universität in Nijmegen und seine Kollegen in der Fachzeitschrift "Psychological Science".
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Die Studie "Smells Like Clean Spirit: Nonconscious Effects of Scent on Cognition and Behavior" ist in "Psychological Science" (Bd. 16, S. 698, September 2005) erschienen. Popkultur-affine User werden die Anspielung des Titels der Studie auf ein Lied der Rockgruppe Nirvana erkennen - die Auswirkungen von Gerüchen lösen sich allerdings in letzterem nicht auf.
->   Abstract der Studie
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Drei Studien mit 128 Probanden
In ihrer Studie beklagen die Forscher den Umstand, dass bisher zwar relativ viele Studien zum Zusammenhang von Gerüchen und Wahrnehmung erschienen sind, aber wenige, die den Auswirkungen auf das Verhalten nachgegangen sind.

Deshalb haben sie insgesamt 128 Probanden drei verschiedenen Versuchen unterzogen: Beim ersten ging es darum, via PC-Monitor erfundene von real existierenden Worten zu unterscheiden - manche von ihnen hatten mit Sauberkeit zu tun, andere nicht.

Beim zweiten wurde das für den Rest des Tages beabsichtigte Verhalten hinterfragt, beim dritten schließlich konkrete Handlungen untersucht.
Versteckter Allesreiniger hinterm Kasten
Die Studienteilnehmer wurden in zwei Gruppen eingeteilt: Bei der einen war hinter dem Kasten eines geschlossenen Raumes ein in Wasser aufgelöster, nach Zitronen duftender Allesreiniger - für die Probanden unsichtbar - versteckt. Die andere diente als Kontrollgruppe.

Die Ergebnisse aller drei Studien waren eindeutig. Die Teilnehmer mit dem unbewussten Frischeduft in der Nase dachten und handelten eindeutig mehr in Sachen "Sauberkeit".
Stärkere Putz-Assoziationen ...
Im Detail: Bei dem lexikalischen Test fanden sie deutlich schneller jene Worte, die mit Putzen assoziiert werden können.

Sie gaben signifikant häufiger an, an dem Tag noch irgendetwas säubern zu wollen (36 Prozent gegenüber elf Prozent der Kontrollgruppe). Und schließlich hielten sie dies beim dritten Teil des Tests auch ein.
... und sorgfältigerer Bröselumgang
Dabei bekamen sie einen runden Keks zu essen, von dem die Forscher aus Erfahrung wussten, dass er ordentlich bröselt.

Versteckte Kameras brachten das Verhalten der Probanden dann zum Vorschein: Jene, die unbewusst den Zitronengeruch des Reinigungsmittels wahrgenommen haben, räumten die Brösel weit penibler vom Tisch als die Mitglieder der Kontrollgruppe.
Gedanken und Taten beeinflusst
Wie Rob Holland und seine Kollegen schreiben, beweisen die Studienergebnisse den Einfluss, den unbewusste Geruchseindrücke auf unser Denken und unser Handeln haben.

Der versteckte Duft mache das Gehirn auf den Begriff von "Sauberkeit" aufmerksam und lasse sowohl Gedanken als auch Taten, die in diese Richtung gehen, wahrscheinlicher werden.

[science.ORF.at, 5.9.05]
->   Homepage Rob Holland
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Beschreibungen beeinflussen den Geruchssinn (19.5.05)
->   Medizin-Nobelpreis 2004 für Studien zum Geruchssystem (4.10.04)
->   Wie Erinnerung das Geruchssystem aktivieren kann (26.5.04)
 
 
 
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01.01.2010