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100.000 Alzheimer-Patienten in Österreich  
  90.000 bis 100.000 Menschen dürften in Österreich an Morbus Alzheimer leiden. Bei einem Betreuungsbedarf von zwölf bis 24 Stunden pro Tag bedeutet das auch unerhörte Belastungen für die Angehörigen.  
Nur 15.000 der Patienten bekommen in Österreich überhaupt die wirksamen modernen Alzheimer-Medikamente - und das in vielen Fällen erst nach verspäteter Diagnose.

Im Vorfeld des Welt-Alzheimer-Tages (21. September) forderten deshalb am Donnerstag in Wien Vertreter von Caritas, Ärzte und die Selbsthilfeorganisation der Angehörigen mehr Mittel für Pflege und Betreuung der Kranken.
Neue Details durch Interviews
Details legten Interviews mit 86 Alzheimer-Patienten pflegenden Angehörigen, 100 Allgemeinmedizinern und 20 Neurologen vom Juli und August 2005 durch Fessel-GfK offen.

Meinungsforscher Rudolf Bretschneider: "53 Prozent der Angehörigen pflegen Vater oder Mutter, 42 Prozent den Ehepartner. Zwei Drittel der Personen, die gepflegt werden, sind Frauen. Im Durchschnitt ist die jeweilig Person 80 Jahre alt und leidet bereits seit 6,8 Jahren an Morbus Alzheimer."
"Verzehrende" Lebensumstände der Betreuenden
Dem entsprechend fühlen sich die pflegenden Angehörigen auch: Für 100 Prozent von ihnen ist die fortschreitende Demenz-Erkrankung des Nächsten "lebensverändernd". 94 Prozent beschrieben ihr Leben als schwierig, 92 Prozent als "stressig" und 87 Prozent als erschöpfend.

Zwischen deprimierenden, "verzehrenden" und "wütend machenden" Lebensumständen aufgerieben, sorgen sie zumeist sechs Tage in der Woche durchschnittlich zwölf Stunden am Tag für die Kranken, die intellektuell immer mehr abbauen. 23 Prozent betreuen ihre Angehörigen sogar rund um die Uhr.
EU-weit vier Millionen über 65-Jährige erkrankt
Dabei kann die Situation - so Gesellschaft und Politik in jedem einzelnen Staat nicht massiv gegensteuern - nur noch schlimmer werden. Bretschneider: "In den EU-15-Staaten leiden 6,5 Prozent der über 65-Jährigen an Morbus Alzheimer. Das entspricht etwa mehr als vier Millionen Personen.

Man rechnet mit rund 600.000 Neuerkrankungen pro Jahr. Man rechnet aber auch, dass die Hälfte bis drei Viertel der Alzheimer-Erkrankungen nicht diagnostiziert werden. Mit 600.000 neuen Fällen liegt Morbus Alzheimer noch vor dem Schlaganfall mit pro Jahr (in Europa, Anm.) 565.000 Fällen."
Diagnose oft verspätet
Auch in Österreich kommt es oft viel zu spät zu einer Diagnose. Dabei wirken die modernen Alzheimer-Medikamente vor allem im Frühstadium, wo sie das Fortschreiten der Erkrankung verzögern können.

Laut der Umfrage vergehen von dem Bemerken der ersten Symptome bis zum ersten Arztbesuch in Österreich durchschnittlich 13 Monate. Bis zur Diagnose dauert es dann noch einmal fünf Monate.

[science.ORF.at/APA, 8.9.05]
->   Alzheimersche Krankheit - Wikipedia
->   Das Sticjwort Alzheimer im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010