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Aus für Tschernobyl  
  14 Jahre nach dem Super-GAU wird das Atomkraftwerk im ukrainischen Tschernobyl endlich stillgelegt. Der Unglücksreaktor "Block 4" von damals weckt aber immer noch die Besorgnis von Experten und Umweltschützern.  
Die Katastrophe
Vor 14 Jahren, am 26. April 1986, ereignete sich in Tschernobyl die bis dahin undenkbare Katastrophe: Ein Experiment im Atomkraftwerk geriet außer Kontrolle, eine Explosion zerstörte den Reaktor, Radioaktivität entwich - mehrere Strahlenwolken trieben über Europa. Die Öffentlichkeit erfuhr von diesem Unfall erst Tage später.
Eine genaue Bilanz des Super-GAUs gibt es bis heute nicht: die Angaben schwanken von offiziellen 31 Toten bis zu 30.000 Toten. Noch ungenauer sind die Aussagen über langfristige Schäden und Krebserkrankungen.
Löchriger Schutzmantel
Nach dem verheerenden Unfall vor 14 Jahren wurde der explodierte Reaktor in einen Beton- und Stahlmantel gehüllt. Unter dem sogenannten Sarkophag befinden sich noch heute Tonnen radioaktiven Materials.
Der Sarkophag wurde 1986 in größter Eile gebaut - dieses Provisorium besteht bis heute. Der Schutzmantel ist allerdings durch die Hitze im Inneren und die äußere Verwitterung löchrig. Seit Jahren fordern Umweltschützer eine neue Schutzhülle.
Doch laut Helmuth Böck, Reaktorexperte am Atominstitut der österreichischen Universitäten, konnte bis heute nicht nachgewiesen werden, dass aus dem brüchigen Sarkophag Radioaktivität entweicht.
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Die Stilllegung
Nur ein Reaktorblock von insgesamt vier in Tschernobyl ist noch aktiv. Seine heutige Abschaltung lässt sich die Ukraine teuer bezahlen - im Gegengeschäft für westliche Kredite in Milliardenhöhe, die wiederum in Atomkraftwerke investiert werden. Dieser letzte aktive Reaktor wurde in den vergangenen Wochen immer wieder aus Sicherheitsgründen abgeschaltet.
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->   Atominstitut der österreichischen Universitäten
Langwierig und kompliziert
Die endgültige Stilllegung ist ein komplizierter Prozess, erklärt Helmuth Böck vom Atominstitut der österreichischen Universitäten. Zuerst werden die Brennelemente aus dem Kern genommen und damit die Kettenreaktion unterbrochen.
Dann geht die heikle Arbeit an sich erst los: In den Brennstäben bleiben radioaktive Materialen zurück. Die werden nach Auskunft der Internationalen Atomenergiebehörde in Spezialkanistern verstaut und in Wasserbecken am Reaktorgelände zwischengelagert.
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15 Jahre zum Abkühlen
In den kommenden Jahren soll zusätzlich ein Trockenlager in Tschernobyl gebaut werden, da die Wasserbecken bereits aus den vergangenen Jahren voll mit abgebrannten Brennstäben sind. Bis die Brennstäbe auskühlen, vergehen 10 bis 15 Jahre. Dann erst können die radioaktiven Materialien dauerhaft gelagert werden. Wo und wie ist unklar, ein sicheres Endlager gibt es in der Ukraine nicht.
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Abreißen oder einmauern?
Dann wird sich auch die Frage stellen: Abreißen oder Einmauern? Ein Abriss der verstrahlten Anlage ist teuer und riskant. Das Einbunkern hingegen ist langwierig, bis die Radioaktivität abnimmt, vergehen Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte.
Keine internationale Überwachung
Die Internationale Atomenergiebehörde wird regelmäßig Kontrollen in Tschernobyl durchführen, damit das radioaktive Material nicht für militärische Zwecke missbraucht wird. Für die Sicherheit der Anlage und der Lagerung bleibt aber die Ukraine verantwortlich.
Weitere 13 Reaktoren desselben Typs wie in Tschernobyl sind derzeit noch aktiv - sie produzieren Strom in der Ukraine, Russland und Litauen. Die Abschaltung von Tschernobyl ist keine Absage an Atomkraft: Auch in Zukunft wird die Ukraine Atomstrom produzieren.
->   Austrian Research Centers - Seibersdorf
->   Internationale Atomenergiebehörde
 
 
 
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01.01.2010