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Diabetes: Medikament reduziert Sterblichkeit  
  Möglicherweise bessere Chancen für Typ-2-Diabetes-Patienten (ehemals "Altersdiabetes"), die bereits schwere Atherosklerose-Schäden aufweisen: Die zusätzliche Verabreichung eines Medikaments, das die bei "Altersdiabetikern" typische Insulin-Resistenz herabsetzt, verhindert offenbar Herzinfarkte und Schlaganfälle und reduziert so die Sterblichkeit der Patienten.  
Dies ist das Resultat einer groß angelegten europäischen Studie mit mehr als 5.200 Patienten, die Montagabend bei europäischen Diabetologenkongress in Athen präsentiert wurde. In Österreich nahmen an der wissenschaftlichen Untersuchung 190 Patienten von zwölf Kliniken teil.

Der österreichische Studienkoordinator Guntram Schernthaner (Rudolfstiftung/Wien) unmittelbar nach der Vorstellung der Ergebnisse gegenüber der APA: "Solche Resultate hat es in der Diabetologie in den vergangenen 20 Jahren nicht gegeben."
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Der Hintergrund
90 Prozent der Zuckerkranken - in Österreich sind das bis zu geschätzten 500.000 Personen - leiden an Typ-2-Diabetes. Oft haben sie schon zum Zeitpunkt der Diagnose Spätschäden. 70 Prozent der Diabetiker sterben an Herzinfarkt, Schlaganfall etc. Schernthaner: "Kein Diabetes-Medikament, auch nicht Insulin, hat bei Patienten mit Spätschäden die Sterblichkeit verringern können."
->   Mehr über Diabetes Typ 2
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Verringerung der Resistenz gegen Insulin
Die Studie wurde über einen Zeitraum von 34 Monaten durchgeführt. Rund 5.200 Diabetiker, von denen die Hälfte schon einen Herzinfarkt und 20 Prozent schon einen Schlaganfall erlitten hatten - im Grunde genommen Schwerkranke - erhielten zusätzlich zu ihren sonstigen Medikamenten die Substanz Pioglitazon.

Solche Wirkstoffe verringern die Resistenz gegen des Körpers von Zuckerkranken gegen das Insulin. Die Hälfte der Probanden bekam ein Placebo (Scheinmedikament).
Abnahme von Herzinfarkten, Schlaganfällen und Todesfällen
Die Hauptergebnisse der Studie: Die Häufigkeit von Herzinfarkt, Schlaganfall und Todesfällen sank bei den Patienten mit Pioglitazon ("Actos") um zehn Prozent.

Statistisch signifikant war die Abnahme von nicht-tödlichen Herzinfarkten, Schlaganfällen und Todesfällen insgesamt um 16 Prozent. In der Pioglitazon-Gruppe mussten im Verlauf der Studie um 50 Prozent weniger Patienten (zusätzlich als bereits erfolgt) auf Insulin per Injektion eingestellt werden.
Auch schwer kranke Menschen profitieren
In einer Stellungnahme erklärte der Wiener Diabetologe Guntram Schernthaner gegenüber der APA: "Das bedeutet, dass es mit Pioglitazon eine Therapieoption gibt, von der auch bereits schwer kranke Patienten noch ordentlich profitieren."
Notwendigkeit einer neuen Therapie reduziert
Nicht alle Ergebnisse waren statistisch signifikant. Wichtig für Typ-2-Diabetiker - im Laufe der Erkrankung müssen immer mehr von ihnen auf eine Insulintherapie umgestellt werden: Die zusätzliche Gabe des neueren oralen Antidiabetikums verringerte die Häufigkeit der Notwendigkeit einer neuen Insulintherapie um 50 Prozent.
"Gutes" Cholesterin stieg an
Zusätzlich stieg die Konzentration des "guten" HDL-Cholesterins im Blut an, die Konzentration für das Gefäßsystem schädlicher Triglyceride sank um 13 Prozent. Der "obere"/systolische Blutdruckwert verringerte sich um drei Millimeter Hg.

Weiters wichtig: Obwohl alle Patienten bereits durch die erhaltene Therapie mit anderen Antidiabetika eine relativ gute Blutzuckereinstellung aufgewiesen hatten, wurde diese durch die zusätzliche Gabe des Glitazons noch besser.

[science.ORF.at/APA, 13.9.05]
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01.01.2010