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Zwei neue Bioinformatik-Gruppen in Wien  
  Welche Prozesse formten das Erbgut heutiger Lebewesen? Und welche Rolle spielen Gene für die Individualität? Diese Themenkomplexe beschäftigen zwei neue Bioinformatik-Forschungsgruppen in Wien.  
Sie werden vom Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) gefördert. Am Montag wurden die Projekte präsentiert, von denen science.ORF.at nun das erste vorstellt.
Bioinformatik: Rechnen für Life-Sciences
Die Datenmengen, die bei der biologischen Forschung entstehen, bei Erbgut-Sequenzierungen oder bei Biochip-Analysen, werden immer größer. Man denke an die Entschlüsselung des menschlichen Genoms.

Zur Bewältigung dient die Bioinformatik. Gleichzeitig können Bioinformatiker anhand der unzähligen Labor-Daten rechnerisch Modelle und Theorien überprüfen.
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WWTF fördert Bioinformatik
Der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) fördert die Bioinformatik mit drei Millionen Euro. Zwei Forscher werden für fünf Jahre nach Wien geholt - und zwar David Kreil (gebürtiger Wiener, derzeit an der Universität Cambridge), und Arndt von Haeseler (derzeit an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf).
->   WWTF
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Unterschiede im Erbgut herausarbeiten
Arndt von Haeseler untersucht Prozesse, die das Erbgut der heutigen Arten geformt haben und zwar u.a. beispielhaft am Genom von Mensch, Schimpanse und teilweise von Gorilla, Orang-Utan und Rhesusaffen-Arten.

Arndt von Haeseler im ORF-Radio: "Wenn man sie miteinander vergleicht, dann erkennt man, dass unterschiedliche Regionen des Erbguts unterschiedlich viel Diversität angesammelt haben. Um die Unterschiede herauszuarbeiten, haben wir theoretische Modelle. Wir fragen uns, ob die Unterschiede zufällig sind oder ob evolutionäre Kräfte am Werk waren."
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Projekt am Vienna Biocenter
Das Bioinformatik-Forschungsprojekt von Arndt von Haeseler wird vom Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds mit 1,5 Millionen Euro gefördert. Arndt von Haeseler kommt dazu für fünf Jahre von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf nach Wien an das "Vienna Biocenter".

Seine Gruppe arbeitet zusammen mit der Medizinischen Universität Wien, der Universität Wien, der Veterinärmedizinischen Universität Wien, dem Institut für Molekulare Pathologie, jenem für Molekulare Biotechnologie und dem Gregor Mendel Institut für Molekulare Pflanzenbiologie.
->   Website von Arndt von Haeseler
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Informationen zu Gehirnentwicklung auswerten
Mit Hilfe statistischer Tests könne die Bioinformatik aus den Daten herauslesen, ob z.B. die unterschiedliche Entwicklung des Gehirns bei Mensch und Schimpanse zufällig war oder nicht, sagt Arndt von Haeseler im Gespräch mit Ö1:

"Stellen Sie sich den bekannten Stammbaum vor: Mensch und Schimpanse sind eng verwandt. Der Ast, der zum Menschen führt, ist sehr viel länger als der Ast, der zum Schimpansen führt. Das ist ein Zeichen dafür, dass sich mehr Mutationen angesammelt haben, als man durch Zufall erwarten würde.

Fragt man nun nach den Gründen, muss man schauen, welche genomische Region davon betroffen ist und dann kann man z.B. sagen, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit Selektion war. Es ist übrigens erstaunlich, dass viele Dinge gar nicht so stark von Selektion betroffen sind, sondern sehr zufällig aussehen."

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 13.9.05
Mehr zum Thema Bioinformatik in science.ORF.at:
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01.01.2010