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Hohe Sicherheitsstandards in den Labors  
  Wie sicher sind wissenschaftliche Labors für Forscher, Versuchsobjekt und Umwelt? In der "Langen Nacht der Forschung" am 1. Oktober wird gezeigt, wie streng die Schutz- und Sicherheitsbestimmungen in der "Hexenküche" der Molekularbiologen sind und wie man als Laborant sicher durch das Experiment kommt.  
Killerviren aus dem Labor, die eine tödliche Epidemie auslösen und die Umwelt bedrohen - das gibt es! Allerdings nur im Science Fiction-Plot eines Hollywood-Films.

In der wissenschaftlichen Realität eines Forschungsinstituts gehört ein Labor zu den sichersten Arbeitsplätzen überhaupt - zumindest, wenn man sich an die Vorschriften hält.
Bekleidung, Schleusen, Chemikalienaufbewahrung
Von der Schutzbekleidung über die sorgfältige Behandlung und Aufbewahrung von Laborgeräten und Forschungschemikalien bis zu einem ausgeklügelten Schleusensystem bei infektiösem Versuchsmaterial - eine breite Palette von strengen Schutz- und Sicherheitsbestimmungen versucht dafür zu sorgen, dass weder Wissenschaftspersonal und der beforschte Gegenstand noch die Umwelt und Bevölkerung bedroht sind.

Wie in einem molekularbiologischen Labor Sicherheit gewährleistet werden, zeigen Mitarbeiter des Vereins dialog-gentechnik am Campus Vienna Biocenter.

In der Langen Nacht der Forschung können Besucher in einem aufgebauten Labor bei der Station "Sicher im Labor" den Umgang mit Sicherheitsmaßnahmen im Forscheralltag hautnah miterleben.
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Lange Nacht der Forschung
Die erste Lange Nacht der Forschung findet am 1. Oktober in Innsbruck, Linz und Wien statt. Die beschriebene Station zur Laborsicherheit befindet sich am Campus Vienna Biocenter 6/1 (3, Rennweg 95B, geöffnet von 17 bis 24 Uhr).
->   Lange Nacht der Forschung
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Einmal selber Laborant sein
"Dazu bauen wir alle routinemäßig verwendeten Geräte wie beispielsweise Zentrifugen, Bakterienschüttler, Brutschränke oder Sicherheitswerkbänke auf, um die sichere Arbeit mit diesen Geräten zu demonstrieren", erläutert Oliver Mayer, Projektleiter bei dialog-gentechnik.

"Die Besucher haben die Möglichkeit, die Geräte unter Anleitung selbst auszuprobieren und kurze molekularbiologische Arbeitsschritte durchzuführen. Alles unter strenger Einhaltung aller Sicherheitsbestimmungen wie der Verwendung von Schutzkleidung, Sterilisation von Materialien oder dem richtigen Umgang mit Chemikalien."

Poster und Schautafeln mit Erklärungen zu den unterschiedlichen Sicherheitsstufen von Laboren und den daraus resultierenden Anforderungen ergänzen den Praxisteil.
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Wichtige Vorschriften
Um für ausreichende Sicherheit im Labor sorgen zu können, müssen von den Mitarbeitern etliche Vorschriften eingehalten werden. Einige der wichtigsten sind:
1. Im Labor darf weder gegessen, getrunken noch geraucht werden!
2. Beim praktischen Arbeiten sind stets Arbeitsmantel und Schutzbrille zu tragen, gegebenenfalls auch Handschuhe!
3. Bei den Arbeitsflächen muss äußerste Sauberkeit gehalten werden und immer aufgeräumt sein.
4. Jacken und Taschen sollten nicht ins Labor mitgenommen werden!
5. Vor jeder Synthese ist die Arbeitsvorschrift genau zu kontrollieren.
6. Nach den Arbeiten mit pathogenen Organismen sind die verwendeten Arbeitsflächen und Geräte zu desinfizieren.
7. Laborabfall muss sicher und ordnungsgemäß entsorgt werden.
8. Beim Verlassen des Labors oder nach Kontakt mit Chemikalien unbedingt die Hände waschen!
9. Verwendete Chemikalien niemals kosten, der Geruch sollte nur durch Zufächeln geprüft werden!
10. Ungenutzte Abzüge sollten geschlossen bleiben!
11. Für Notfälle sind alle Laborräume mit Augenduschen, Notduschen, Verbandskästen und Telefonen versehen.
->   Mehr zu Sicherheitsvorschriften im Labor (Boku; pdf-Datei)
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Arbeitsinspektorat und Feuerpolizei kontrollieren
Sicherheit ist in allen Labors wichtig. Aber je nach Sicherheitsstufe - diese orientiert sich an der Gefährlichkeit des Versuchsmaterials und der Versuche selbst - sind die Vorschriften, die vom Gesetzgeber zur Einrichtung eines Labors gefordert werden, unterschiedlich streng.

Um jede Form des Sicherheitsmangels zu vermeiden, kontrollieren Arbeitsinspektorat und Feuerpolizei in regelmäßigen Abständen die Einhaltung aller Maßnahmen.
Gefahr von Verätzungen und Krebs
Drei Ebenen der Sicherheit im Labor müssen in jedem Fall beachtet werden: jene des Personals, jene des beforschten Gegenstandes und jene der Umwelt. Ein wesentlicher Risikofaktor sind Chemikalien.

"Der Umgang mit Säuren, Laugen oder Reagenzsubstanzen beispielsweise kann zu Verätzungen, Verbrennungen oder Vergiftungen führen", so Mayer. "Langzeitfolgen durch den ungesicherten Umgang mit Chemikalien können beispielsweise Krebserkrankungen sein."
Sicherheitsblätter für etwaige Erste Hilfe
Daher gilt es nicht nur, entsprechende Schutzkleidung wie Brille, Mantel und Handschuhe zu tragen, sondern auch die Chemikalien ordnungsgemäß zu beschriften, handzuhaben und aufzubewahren.

"Außerdem müssen die Sicherheitsblätter, die es zu jeder Chemikalie gibt, griffbereit liegen, um im Ernstfall die richtigen Erste-Hilfe-Schritte einleiten zu können", führt der Projektleiter aus.

"Jedes Mittel verlangt nämlich nach unterschiedlichen Maßnahmen." Fixer Bestandteil jedes Labors: Ein speziell ausgerüsteter Erst-Hilfe-Koffer und ein Feuerlöscher.
Verschiedene Warnhinweise
 


Von links nach rechts:
Infektiöse Biostoffe: werden mit vier ineinander verschränkten Ringen gekennzeichnet. Körperkontakt ist jedenfalls zu vermeiden.
Ätzende Stoffe: können gasförmig, flüssig oder fest vorliegen. Kontakt mit Haut, Augen und Schleimhäuten ist zu vermeiden, Eindringen in Gewässer zu verhindern!
Giftige Stoffe: sind mit dem Totenkopf-Symbol gekennzeichnet. Giftige Stoffe können als Gase, Flüssigkeiten und feste Stoffe vorliegen. Körperkontakt vermeiden!
Dazu die Warnhinweise von radioaktiven und brennbaren Stoffen.
Richtiges Verhalten entscheidend
Radioaktives Versuchsmaterial, das in der Molekularbiologie häufig eingesetzt wird, birgt die Gefahr der Kontamination. Sicherheit bieten spezielle Bekleidung und Verhaltensmaßnahmen.

Infektiöses Versuchsmaterial wie beispielsweise Krankheitserreger müssen besonders gesichert gehandhabt werden. "Allein beim Betreten derartiger Labors passieren Wissenschaftler etliche Sicherheitsschleusen", so Mayer.
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Radio-Tipp: Lange Nacht der Forschung in Ö1
Radio Österreich 1 widmet dem Thema der "Langen Nacht der Forschung" Sicherheit zahlreiche Sendungen. Die Inhalte sind breit gestreut: Der "gläserne Bürger", dessen Spuren durch moderne Technologien überall verfolgt werden können, wird ebenso zum Thema gemacht wie der Versicherungsfall Naturkatastrophe u.v.a.
->   Mehr dazu in oe1.ORF.at
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Häufigste Unfälle: Schnittwunden und Verbrennungen
"In den Labors selbst sind spezielle Luftfilter, die den Austritt der Mikroorganismen verhindern. Beim Verlassen des Labors wird die Schutzkleidung desinfiziert oder sogar vernichtet. Der Laborant selbst muss unter eine Desinfektionsdusche."

Die häufigsten Unfälle im Labor sind aber die unspektakulärsten, wenn auch nicht ungefährlichsten: Sie passieren im Umgang mit Labormaterialien und Geräten - Schnittwunden und Verbrennungen sind die Folge.
Forscher sind "Risiko" für Versuchsobjekt
Nicht nur der Wissenschaftler selbst, sondern auch das Versuchsobjekt muss geschützt werden. "Damit will man gewährleisten, dass die gewonnenen Ergebnisse - beispielsweise bei der Arbeit im DNA-Labor - nicht durch Einflüsse und Verunreinigungen von außen verfälscht werden", führt Mayer aus.

"Da stellen die Forscher selbst das Risiko dar. Verunreinigungen der Haut zum Beispiel durch Schmutz, körpereigenes Material wie Haare oder Speichel können das Forschungsmaterial kontaminieren."
Genaue Protokollführung
Neben der Einhaltung der Sicherheitsregeln ist auch eine genaue Protokollführung während der Experimente wichtig. "Das hilft nicht nur, die Versuchabläufe nachzuvollziehen, sondern auch mögliche Unfallursachen zu eruieren", erklärt Mayer.

"Dementsprechend werden auch unsere Besucher genau Buch über ihre Laborarbeit führen müssen."

Eva-Maria Gruber, 30.9.05
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Themenverwandtes in der "Langen Nacht der Forschung"
- Am Atominstitut der Österreichischen Universitäten in Wien werden an mehreren Stationen die Eigenschaften und Probleme der ionisierenden Strahlung anhand von praktischen Beispielen vorgestellt und diskutiert. Mitgebrachte Proben (Fliesen, Kacheln, Sand, Gläser, Uhren ...) können einer ersten Abschätzung bezüglich ihrer Dosisleistung unterzogen werden.
- Im Holz- und Stahlbaulabor der Baufakultät Innsbruck setzen Studierende Entwürfe von Leichttragwerken in Modellbauten um. Während des Modellbaus sind Sicherheitsvorkehrungen einzuhalten, um Arbeitsunfälle zu vermeiden. In Belastungsversuchen mit elektronisch gesteuertem Prüfrahmen werden die Modelle bis zum Bruch gefahren, um den Sieger zu bestimmen.
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->   dialog gentechnik
->   Campus Vienna Biocenter
science.ORF.at zur "Langen Nacht der Forschung":
->   Forschungsprogramm zum Schutz von Infrastrukturen
->   Moderne Elektronik für mehr Verkehrssicherheit
->   Die Zukunft der sozialen Sicherheit
->   Schutzmaßnahmen gegen alpine Naturgefahren
 
 
 
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01.01.2010