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Forscher verpflanzten eingefrorenen Eierstock  
  Israelischen Wissenschaftlern ist es gelungen, Schafen einen ganzen Eierstock zu entnehmen, einzufrieren und erneut zu verpflanzen. Aus Eiern dieser Stöcke entwickelten sich dann Embryonen. Die Forscher hoffen, dass dieser Vorgang auch einmal bei Frauen funktionieren könnte.  
Der Hintergrund: Frauen, die sich einer aggressiven Krebsbehandlung unterziehen müssen, verlieren oft ihre Fruchtbarkeit. Die Forscher hoffen, dass es nur mehr wenige Jahre dauern wird, bis auch bei Frauen die Eierstöcke mit dieser Methode erhalten werden können.
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Die Studie "Oocyte recovery, embryo development and ovarian function after cryopreservation and transplantation of whole sheep ovary" von Amir Arav (Agriculture Research Organisation, Bet Dagan) und Kollegen wurde im Journal "Human Reproduction" veröffentlicht (doi:10.1093/humrep/dei278).
->   Zum Journal "Human Reproduction"
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Bisherige Optionen: Eizelle und Teil des Eierstocks
Neben dem Einfrieren des gesamten Eierstocks verfolgten Forscher bisher noch zwei andere Wege, um den Frauen einen späteren Kinderwunsch doch noch zu erfüllen: das Einfrieren und spätere künstliche Befruchten von einzelnen Eizellen und die Transplantation eines Teils des Eierstocks in den Oberarm einer Patientin.
->   Mutterschaft durch transplantierte Eizellen (29.6.05)
Risiken der Methoden
Trotz einzelner Erfolgsmeldungen ließen diese Ansätze aber noch zu wünschen übrig: Zu oft schlagen Schwangerschaften mit vormals eingefrorenen Eizellen fehl, das transplantierte Eierstockgewebe vernarbt häufig bzw. kann keine neuen Blutgefäße entwickeln, die es zum Überleben braucht.
->   Baby nach Reimplantierung von Eierstockgewebe (27.9.04)
Einfrieren und Auftauen relativ erfolgreich ...
Amir Arav und sein Team haben nun anhand von acht Schafen getestet, ob sich ihre Eierstöcke inklusive der umliegenden Blutgefäßen einfrieren und auftauen lassen, ohne dass sie Schaden nehmen. Sie wählten Schafe, weil ihre Eierstöcke jenen von Menschen relativ ähnlich sind.
... aber nur zwei Eierstöcke produzierten wieder Eizellen
Bei fünf der acht Eierstöcke gelang das Experiment: Nach dem Einfrieren und Auftauen wurden sie den Schafen reimplantiert und integrierten sich wieder völlig in den Blutkreislauf. Wiederum zwei davon begannen nach wenigen Monaten mit der Produktion von Eizellen.

Den Zellen wurde mittels bestimmter Chemikalien eine Befruchtung vorgespielt, woraufhin sie mit der Entwicklung in einen Embryo begannen. Die Wissenschaftler gehen also davon aus, dass sie zur Reproduktion geeignet waren.
Welche Methode wird klinischer Standard?
Aber die Zahlen zeigen: Auch diese Methode bringt ein hohes Risiko an Fehlschlägen mit sich, weshalb etwa der britische Reproduktionsmediziner Allan Pacey von der Universität Sheffield im Gespräch mit der BBC vor zu großen Erwartungen warnt:

Zwar erweitere die nun erprobte Methode das Handlungsspektrum für Frauen mit schweren Krebserkrankungen, welche Methode aber in den klinischen Alltag einziehen wird, lasse sich heute noch nicht sagen.

[science.ORF.at, 15.9.05]
->   European Society of Human Reproduction and Embryology (ESHRE)
 
 
 
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01.01.2010