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Biotech-Firma entwickelt Alzheimer-Impfstoff  
  Im Tierversuch und auch an menschlichen Geweben im Labor hat sich ein von der Wiener Biotech-Firma Affiris entwickelter Impfstoff gegen die Alzheimer-Erkrankung als höchst effizient erwiesen.  
2006 soll nun mit den klinischen Tests begonnen werden. Bis zur Zulassung als Medikament werde es trotz aller Erfolge noch wenigstens acht Jahre dauern, erklärte Walter Schmidt von Affiris gegenüber der APA.
Ansatzpunkt Beta-Amyloide
Die Impfung richtet sich gegen so genannte Beta-Amyloide, welche in großen Mengen in der Gehirnflüssigkeit von Alzheimer-Patienten gefunden werden. Beta-Amyloide sind Bruchstücke eines auch bei Gesunden vorkommenden Gehirnproteins.

Im Laufe der Jahre setzen sich die Bruchstücke an bestimmten Stellen fest und bilden die für Alzheimer typischen Beläge oder Plaques. Unklar ist bis jetzt, ob die Protein-Bruchstücke Ursache oder nur Symptom der Alzheimer-Erkrankung sind.
->   Alzheimer - Wikipedia
Das Prinzip der Aktiv-Impfung
Für Impfungen - etwa gegen Viren - werden einem Menschen Teile der Virus-Oberfläche oder auch abgetötete, ganze Viren verabreicht. Das Immunsystem produziert darauf Antikörper.

Kommt dann ein tatsächlicher Angriff funktionierender Viren, ist der Abwehrmechanismus des Körpers gewappnet und kann in der Regel mit dem Angreifer fertig werden.
Gefahr einer Auto-Immunreaktion
Da die Beta-Amyloide Teile eines körpereigenen Stoffes sind, ist die Entwicklung eines Impfstoffes wesentlich schwieriger, so Schmidt.

Es besteht nämlich die Gefahr einer Auto-Immunreaktion, wobei sich das Immunsystem gegen Zellen oder Gewebe des eigenen Körpers richtet. Im konkreten Fall könnte eine Immunreaktion gegen Gehirnzellen drohen.
Mimikry-Impfstoff
Das von Affiris am Campus Vienna Biocenter entwickelte Konzept der Impfung gegen Alzheimer setzt daher auf so genannte Mimikry. Ein synthetisch hergestelltes Eiweiß-Fragment, das Strukturen auf den Beta-Amyloiden ähnelt, aber nicht mit ihnen ident ist.

So sollen unerwünschte Nebenwirkungen ausgeschlossen werden. Das künstliche Eiweißfragment wird nur noch mit einem Träger-Eiweiß versehen und dann in die Blutbahn eingebracht.
Alzheimer-Plaques um zwei Drittel reduziert
In so genannten vorklinischen Modellen, in Tierversuchen und auch mit menschlichen Geweben im Reagenzglas, konnte durch die Impfung eine Reduktion der typischen Alzheimer-Plaques um über zwei Drittel reduziert wurden.

Der Ansatz biete aber auch den Vorteil, dass nicht nur die Ablagerungen selbst, sondern auch die in der Hirnflüssigkeit noch gelösten Beta-Amyloide durch die Antikörper beseitigt werden, so Schmidt.

Affiris entwickelt nicht nur Impfstoffe gegen Alzheimer, sondern auch gegen Atheriosklerose. Das Unternehmen hat bereits sieben Patente angemeldet. Zwölf Mitarbeiter arbeiten auf einem angemieteten Areal des Campus Vienna Biocenter.

[science.ORF.at/APA, 15.9.05]
->   Affiris
->   Vienna Biocenter
 
 
 
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01.01.2010