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Wirbeltiere investieren viel Energie in Sozialleben  
  Mit neuen Erkenntnissen über das Sozialleben von Wirbeltieren können Forscher in Grünau im Almtal in Oberösterreich aufwarten. Die Wissenschaftler hatten mehreren Graugänsen Sonden implantiert.  
Nun liegen die ersten Untersuchungsergebnisse vor. Sie zeigten, dass die Tiere einen beträchtlichen Teil ihrer Energie für die soziale Interaktion aufwenden, betonte der Leiter der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle, Kurt Kotrschal, am Donnerstag im Gespräch mit der APA.
Über Herzschlag soziale Interaktion gemessen
Insgesamt 25 Tieren wurden seit dem Frühjahr Sender eingesetzt, die letzte Implantation sei vor einer Woche erfolgt, berichtete Kotrschal.

Mit den Sonden, die etwa halb so groß wie eine Zündholzschachtel sind, wird über den Herzschlag der Gänse deren soziale Interaktion gemessen.
Rund 30 Prozent der Energie für sozialen Kontakt
Nach einer "ersten vorsichtigen Schätzung" lasse sich daraus ableiten, dass rund 30 Prozent des gesamten Energieverbrauchs von Wirbeltieren für die soziale Interaktion aufgewendet werden, erklärte der Forscher.

Das gelte auch für Menschen und sei ein Maß für die "immense Investition" in diesen Bereich: "Dafür wird mehr als für physische Bewegung ausgegeben."
Offene Ohren bei Theoretikern
Kotrschal hielt im August einen Vortrag zu dem Thema bei einem internationalen Ethologenkongress in Budapest.

Er sei dabei auf offene Ohren gestoßen, so der Gänseforscher: "Darauf haben Theoretiker gewartet."
Forschungsarbeit durch Besetzung nicht behindert
Die Wissenschaftler in Grünau seien weltweit die ersten, die so viele Tiere untersuchen würden und daraus unter natürlichen Bedingungen Erkenntnisse über die soziale Interaktion ableiten könnten.

Zum Vorfall vom April dieses Jahres - Tierschützer hatten damals die Einrichtung im Almtal besetzt -, erklärte er, dass die Staatsanwaltschaft Linz und Wels ermitteln würden. Die Forschungsarbeit sei seitdem nicht mehr behindert worden, sagte Kotrschal.

[science.ORF.at/APA, 22.9.05]
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01.01.2010