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Die besten Wissenschafts-Visualisierungen 2005  
  Wie jedes Jahr hat auch heuer wieder das Fachjournal "Science" einen Wettbewerb zur Visualisierung wissenschaftlicher Inhalte veranstaltet. Diese Woche wurden die Gewinner der "Visualization Challenge 2005" gekürt, science.ORF.at stellt sie nun vor.  
Mehr als tausend Worte
"Manche der beeindruckendsten Aussagen der Wissenschaft sind nicht an Worte gebunden", schreiben Monica Bradford, geschäftsführende Herausgeberin von "Science", und Curt Suplee, Direktor an der National Science Foundation, in der Einleitung zum diesjährigen Wettbewerb.

Und sie haben natürlich recht: Wissenschaft ohne Bilder ist zwar möglich, aber mit Bildern ist sie ohne Zweifel anschaulicher, sinnlicher und letztlich auch schöner.

Nicht zu vergessen ist in diesem Zusammenhang auch der didaktische Aspekt: "In einer Welt, in der wissenschaftliche Allgemeinbildung bestürzend selten ist", so Bradford und Curt Suplee, "stellen Illustrationen die direkteste und wirksamste Verbindung zwischen Wissenschaftlern und Normalbürgern dar."
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Die "Visualization Challenge 2005" erschien im Fachjournal "Science" (Band 309, S. 1989-93).
->   Zur Webpräsentation des Wettbewerbs
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Berühmte Beispiele
Beispiele für einflussreiche Visualisierungen gibt es nicht nur in der neueren Geschichte. Man denke etwa an Leonardo DaVincis Konstruktionszeichnungen, die mikroskopischen Skizzen, mit denen Robert Hook erstmals den Zellaufbau pflanzlicher Gewebe darstellte, die berühmten Schnäbel der Darwinfinken, die heute als Sinnbild evolutionärer Prozesse gelten sowie an Rosalind Franklins Röntgenaufnahmen, die zur Strukturaufklärung der DNA geführt haben.
Illustration: Synapse im Großformat
 
Bild: Graham Johnson, Graham Johnson Medical Media

In der Kategorie "Illustrationen" siegte dieses Jahr ein Bild einer synaptischen Verbindung, das vom Wissenschaftsillustrator Graham Johnson stammt. Er verwendete dafür Dünnschnitte von Hirngewebe, von denen er zunächst eine Bleistiftzeichnung anfertigte und dieser dann mit einem Softwareprogramm Farben und Textur hinzufügte.

Das daraus resultierende Bild stelle eine "umsichtig gewählte Balance zwischen Genauigkeit und Schönheit" dar, heißt es dazu in "Science". Gemeint ist damit, dass Johnson die Verbindungen zwischen den Neuronen in seiner Darstellung auf etwa 30 Prozent der Originaldaten reduziert hat. "Ansonsten hätte man nur eine Menge Spaghetti vor Augen gehabt", so Johnson.
Infografik: Fluorszierende Farbstoffe
 
Bild: Cheryl Aaron, Omega Optical, Inc.

Die beste Infografik des Jahres 2005 stammt von der Firma Omega Optical Inc., die mit optischen Filtern für Mikroskope handelt. Der ausgezeichnete Poster besteht aus einem Mosaik von Einzelbildern, von denen jedes lichtempfindliche Moleküle in Aktion darstellt.

Diese so genannten Fluorophore spielen in der Zell- und Entwicklungsbiologie, der DNA-Chip-Technologie und vielen anderen Disziplinen eine wichtige Rolle, weil sich dadurch Schlüsselmechanismen in der lebenden Zelle sichtbar machen lassen.

Der von Omega Optical Inc. produzierte Poster gibt einen Überblick zu den derzeit verfügbaren fluoreszenten Molekülen, die alle Licht einer bestimmten Farbe freisetzen. Letzteres ist auch das Ordnungsprinzip der Darstellung: Das Mosaik bildet einen Regenbogen, und dessen Farben entsprechen der Wellenlänge der jeweils emittierten Lichtsignale.
Fotografie: Sumpf in Estland
 
Bild: James S. Aber, Emporia State University

Das beste Wissenschaftsfoto 2005 stammt von James S. Aber von der Emporia State University in Kansas. Der Geologe studierte letztes Jahr die Geomorphologie einer Region um den Männikjärve-Sumpf in Estland - und war fasziniert von dem herbstlichen Farbspiel, das sich ihm dort bot.

Die Idee, von der pittoreksen Landschaft ein Foto zu schießen, setzte Aber folgendermaßen um: Er befestigte seine Digitalkamera an einem Drachen und lenkte ihn mit einer Fernsteuerung, ganz ähnlich wie bei einem Modellflugzeug. Das gelang offenbar vorzüglich, wie das oben stehende Bild zeigt.

Goldfarben ist in dieser Aufnahme übrigens das in dieser Gegend vorkommende Wollgras, die Laubwälder sind orange bzw. rot und die Nadelhölzer behalten auch im Herbst ihre silbergrüne Farbe. Den farblichen Kontrast dazu bildet das Sumpfwasser mit braun-violetten Tönen.
Film: Der Lebenszyklus von Zikaden
 
Bild: Roger Hangarter, Indiana University

In der Kategorie "Nicht interaktive Medien" siegte ein Film des Botanikers Roger Hangarter von der Indiana University, Bloomington, der den Lebenszyklus von Zikaden zum Thema hat. Die Insekten verbringen ihren 13 bis 17-jährigen Lebenszyklus großteils im Boden.

Lediglich die letzten Wochen ihres Lebens erscheinen sie auf der Oberfläche, wo sie sich zum Adulttier entwickeln, paaren und Eier legen. Der entstandene fünf Minuten dauernde Film sei ein "diskretes, elegantes Werk mit schönen und detaillierten Einstellungen", wie Jury-Mitglied Thomas Lucas betont.

[science.ORF.at, 22.9.05]
->   Das komplette Zikaden-Video
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01.01.2010