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Lichtverschmutzung: Tiroler Projekt ausgezeichnet  
  Ein Tiroler Projekt gegen Lichtverschmutzung rettet nicht nur Tausenden Insekten und Faltern das Leben, sondern spart auch Strom. Nun wurde es von der Internationalen Alpenschutzkommission ausgezeichnet.  
Die Schmetterlingsforscher des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum propagieren statt gleißend-weißer Straßenbeleuchtung gelbe Natriumdampf-Lampen, die Insekten weniger in die Irre leiten und zudem bis zu 30 Prozent weniger Energie brauchen.

Die Empfehlungen der Schmetterlingsforscher wurden bereits in 60 Tiroler Gemeinden umgesetzt.
Lichtquellen als tödliche Fallen
Geht abends das Licht an, bedeutet das für tausende Insekten und Falter den Tod. Laternen und Lichtquellen auf offener Straße werden zu Licht-Fallen für Insekten: Einige verbrennen, andere verlieren die Orientierung, sagt Peter Huemer, Schmetterlingsforscher am Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, im Gespräch mit Ö1:

"Die Tiere werden sofort Opfer von Fressfeinden - das können Vögel oder Fledermäuse sein, die sich um die Lampen versammeln. Oder sie werden von Autos und Mopeds überfahren oder von Fußgängern zertreten. Oder die Tiere beginnen, die Eier abzulegen, weil sie nicht mehr wegfliegen können - weil sie bis am Morgen dort bleiben und es für sie eigentlich Nacht ist, wenn es Tag wird."
Innerhalb von zwei Tagen durch Lampgen gefangen
 


Das Foto zeigt jene Tiere, die in Kolsass (Tirol) in fünf Lampen innerhalb von zwei Jahren gefangen worden sind. Es handelt sich laut Schmetterlingsforscher Huemer um einen winzigen Bruchteil der betroffenen Tiere.
Zugvögel in die Irre geleitet
Auch Zugvögel seien betroffen, sagt Peter Huemer: Die Vögel werden durch die Lichter in die Irre geleitet. Wie sich ständige Helligkeit auf Tiere und Pflanzen rund um Straßenbeleuchtung auswirkt, sei grundsätzlich noch wenig erforscht.

"Man weiß z.B. dass Pflanzen zu anderen Zeiten austreiben oder dass Vögel in der Nacht zu singen beginnen, will sie das Licht mit der Morgendämmerung verwechseln."
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Der CIPRA-Wettbewerb
Die internationale Alpenschutzkommission CIPRA hat bei ihrer Jahrestagung in Brig in der Schweiz Donnerstagabend acht Projekte des Wettbewerbs "Zukunft in den Alpen" prämiert. Drei Preise gingen an Österreich.

Abgesehen vom Projekt "Die Helle Not" in der Kategorie "Politiken und Instrumente", erhalten das Projekt "Holzbau-Kunst" der Qualitätsgemeinschaft Vorarlberger Holzbau in der Kategorie "Regionale Wertschöpfung" sowie das Projekt "Zukunft in den Alpen: nachhaltige Mobilitätskonzepte" der Gemeinde Werfenweng in Salzburg in der Kategorie "Mobilität" je 25.000 Euro.
->   Zur Internationalen Alpenschutzkommission
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Gelb statt weiß
Um viele Falter und Insekten vor der hellen Not und dem sicheren Tod zu bewahren und dem Menschen dennoch Straßen und Wege in der Nacht zu erhellen, sollten öffentlichen Beleuchtungen von weißem auf gelbes Licht umgestellt werden, schlägt die Initiative "Die helle Not" vor, die vom Tiroler Landesmuseum und der Tiroler Umweltanwaltschaft ausgeht.
Gelb wirkt weniger anziehend
Weißes Licht locke Insekten und vor allem Nachtfalter wie Nachtpfauenauge, Weinschwärmer und Ordensband nämlich stärker an als gelbes Licht: Während 100 Falter auf weißes Licht fliegen, finden nur zehn Falter gelbes Licht anziehend.

Gerhard Tarmann, Kustos der naturwissenschaftlichen Sammlungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum, sieht zusätzlich wirtschaftliche Vorteile: "Bei gleicher Lichthelligkeit brauchen die gelben Natriumdampf-Lampen 30 bis 40 Prozent weniger Energie als die weißen Quecksilberdampf-Lampen. Die Lampen haben zudem eine längere Lebensdauer, enthalten kein Quecksilber und sind bei der Entsorgung weniger problematisch."
Projekt hat internationale Nachahmer gefunden
Das Projekt "Die helle Not" hat von Tirol aus weite Kreise gezogen: Das Land Tirol hat 60 Gemeinden gefördert, die die öffentliche Straßenbeleuchtung umgestellt haben, auch in Niederösterreich, Vorarlberg, Südtirol und einigen deutschen Gemeinden wurde die Idee aufgegriffen.

Auch ein spanischer Biologe der Universität von Valencia rüste mithilfe von EU-Fördergeldern den Küstenstreifen in der Region Valencia auf gelbes Licht um, dadurch sollen vor allem Vögel der hellen Not entkommen.
Lichtverschmutzung auch für Astronomen Thema
International ist die so genannte Lichtverschmutzung weniger für Umweltschützer denn für Astronomen ein Thema:

Auch sie haben in der Nacht ihre helle Not - die Lichtkegel über Siedlungsräumen trüben den Blick auf den Sternenhimmel.

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 23.9.05
->   Zum Projekt "Die helle Not"
Mehr über Lichtverschmutzung in science.ORF.at:
->   Forscher warnen: Zunehmende Lichtverschmutzung (6.9.03)
->   Lichtverschmutzung verschleiert Sternenblick (8.8.01)
 
 
 
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01.01.2010