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Neue Erkenntnisse zu Gallenabflussstörungen  
  Eine effizientere Behandlung chronischer Lebererkrankungen, die durch Gallenabflussstörungen entstehen, erwartet man sich durch neueste Erkenntnisse an der Medizinischen Universität Graz.  
Einer Arbeitsgruppe ist es erstmals gelungen, die Wirkungsmechanismen zweier wichtiger Medikamente zur Behandlung von chronischen Lebererkrankungen nachzuweisen.
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Die Studie " Complementary Stimulation of Hepatobiliary Transport and Detoxification Systems by Rifampicin and Ursodeoxycholic Acid in Humans" von Michael Trauner und Kollegen ist in der August-Ausgabe des Journals "Gastroenterology" (Band 129) erschienen. Dem Thema wurde auch die Titelseite gewidmet.
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Toxische Substanzen können nicht ausgeschieden werden
Bei chronischen und akuten Leberentzündungen (Hepatitis), Fettleber und Leberzirrhose kommt es zu Störungen bei der Ausscheidung von körpereigenen oder anderen toxischen Substanzen.

Das lässt sich oft auf Schwächen der Transportsysteme zwischen Leber und Galle zurückführen. Hier könnten spezifisch wirkende Medikamente künftig die Behandlungsmöglichkeiten erweitern.
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Kreislauf zwischen Galle und Leber
Der Grazer Hepatologe Michael Trauner erklärte im APA-Gespräch die Zusammenhänge zwischen Leber und Galle: Die Gallenflüssigkeit wird in der Leber produziert, in der Gallenblase gespeichert und zu den Mahlzeiten durch den Gallengang in den Verdauungstrakt ausgeschüttet.

Ihre Säuren dienen der Fettverdauung, der Ausscheidung von Cholesterin und Stoffwechselprodukten. Letztlich gelangen die aus dem Darm gefilterten Giftstoffe in die Leber zurück.

Wenn der Gallensäure-Kreislauf gestört ist - z.B. durch Gallengangsentzündungen, die den Abfluss verstopfen - kann es zu Leberproblemen kommen, die bis zur Zerstörung der Leberzellen und Leberzirrhose reichen können.
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Medikamente auf molekularer Ebene untersucht
Bisher werden bei Lebererkrankungen durch Gallenabflussstörungen und ihren Komplikationen zwei Medikamente verwendet - beide auf Grund empirischer Erfahrungen.

Dies sind Rifampicin, ein Antibiotikum, das gegen den Juckreiz eingesetzt wird, und die aus der chinesischen Medizin übernommene Ursodeoxycholsäure. Trauners Team untersuchte die Wirkungsweise beider Medikamente auf molekularer Ebene.
Medikamente sollten kombiniert werden
Beide Medikamente werden bis dato nicht kombiniert. Zu Unrecht, so Trauner: "Die Wirkungen beider Substanzen ergänzen sich hervorragend."

Während die Ursodeoxycholsäure die Gallensekretion von der Leber in den Gallengang stimuliert, könne Rifampicin dazu beitragen, dass die Gallensäure die Entgiftung in der Leberzelle gezielt ankurbelt.
Weiterentwicklung der Ursodeoxycholsäure
Die Grazer Forscher untersuchten die Mechanismen der Kernrezeptoren, die für die Aktivierung von Entgiftungs- und Transportergenen verantwortlich sind.

Letztlich hat das Team die Ursodeoxycholsäure chemisch weiterentwickelt. "Wir sind hier auf gutem Wege und haben die Verwendung eines Seitenketten-modifizierten Derivates der Ursodeoxycholsäure zum Patent angemeldet", sagte Trauner.

"Wir wollen unsere Ergebnisse auch für die klinische Praxis umsetzbar machen", so Trauner. Eine diesbezügliche klinische Studie, die auch in Graz durchgeführt werden soll, sei in Planung.

[science.ORF.at/mAPA, 26.9.05]
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01.01.2010