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Riesenkalmar erstmals in der Tiefsee beobachtet  
  Riesenkalmare (Architeuthis) sind sagenumwobene Wesen, von denen auch die Wissenschaft bisher nur in Wahrscheinlichkeiten sprechen konnte: Vermutlich sind sie rund zehn Meter lang und leben als Jäger in den dunklen Tiefen des Meeres. Nun können japanische Forscher ein bisschen Licht in das Mysterium bringen. Ihnen gelang es erstmals, ein über acht Meter großes Exemplar in seiner natürlichen Umgebung zu filmen.  
Der Kalmar erwies sich dabei trotz seiner enormen Größe als geschickter Jäger: Mit seinen Tentakeln wickelt er die Beute einer Würgeschlange vergleichbar ein. Riesenkalmare scheinen aktiver zu sein als bisher angenommen.
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Der Beitrag "First-ever observations of a live giant
squid in the wild" von Tsunemi Kubodera (National Science Museum, Japan) und Kyoichi Mori (Ogasawara Whale Watching Association) ist am 28. September 2005 in den "Proceedings of the Royal Society B" erschienen (doi:10.1098/rspb.2005.3158).
->   Zu den "Proceedings of the Royal Society B"
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Informationen von toten oder sterbenden Tieren
Bisher konnte die Forschung auf wenig gesichertes Wissen zurückgreifen, wenn es um die mysteriösen Riesenkalmare ging, deren Lebensraum man in der Tiefsee vermutete.

Verfügbare Information über Größe und Aufbau der Tiere bezog man durch tote oder gerade sterbende Exemplare, die an den Küsten angespült wurden oder sich in Fischernetzen verfangen haben.
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Bisher größtes Forschungsprojekt erfolglos
Schon 1996 bis 1999 gab es ein groß angelegtes, neuseeländisches Forschungsprojekt, das lebende Exemplare ausmachen wollte. Gelungen ist das den Wissenschaftlern nicht, sie haben aber eine detaillierte Sammlung von Informationen zum Architeuthis im Internet veröffentlicht.
->   Website "Search for the Giant Squid"
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Japaner folgten Pottwalen
Bild: Proceedings/Kubodera/Mori
Die Japaner probierten es nun aufs Neue, allerdings erstmals mit Erfolg. Um den Lebensraum der Riesenkalmare ausfindig zu machen, folgten Tsunemi Kubodera und Kyoichi Mori Pottwalen:

Sie dringen bei der Nahrungssuche in Tiefen von bis zu 1.000 Meter am Tag und 400 bis 500 Meter in der Nacht vor und jagen dort auch die riesigen Kalmare.

Außerdem durchziehen sie von September bis Dezember eine Region im Nordpazifik, wo auch Riesenkalmare bereits an den Küsten angespült wurden.
Erfolg am 30. September 2004
 
Bild: Proceedings/Kubodera/Mori

Die Forscher spannten ein Netz aus Kameras - und warteten bis zum 30. September 2004. Um genau 9.15 Uhr Ortszeit attackierte ein Riesenkalmar ein Kamerasystem in einer Tiefe von rund 900 Metern.

Dabei gelang es, in dieser Region, in die kein Sonnenlicht mehr vordringt, Bilder von dem gigantischen Tier zu machen (siehe oben rechts und oben). Es gelang den Forschern auch, den Riesenkalmar bei der Jagd zu beobachten.
Riesenkalmare setzen Tentakeln geschickt ein
Es zeigte sich, dass die Tiere trotz ihrer Größe sehr aktive Jäger sind. Sie verfügen über acht kürzere und zwei extrem lange Tentakeln, wobei sie letzte geschickt einsetzen:

Sie können sie zu einem Arm vereinen und wie eine Art Keule verwenden oder aber die Beute - ähnlich einer Würgeschlange - umschlingen und erdrücken.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass der aufgenommene Riesenkalmar über acht Meter lang ist, wovon rund zwei Drittel die beiden langen Tentakeln ausmachen.
Sogar DNA-Analyse möglich
 
Bild: Proceedings/Kubodera/Mori

Die eindeutige Identifikation als Architeuthis gelang den Forschern aufgrund eines Zufalls: Der Kalmar verhedderte sich mit einer seiner Tentakeln im Kamerakabel und riss sich ein Stück ab (siehe Bild oben).

Als die Wissenschaftler dieses Stück an Bord des Untersuchungsschiffs holten, waren die Saugnäpfe noch voll funktionsfähig. Die Forscher verwendeten den Teil für eine DNA-Analyse, das Ergebnis stimmte zu 99,7 Prozent mit bereits untersuchten Teilen angespülter Riesenkalmare überein.

[science.ORF.at, 28.9.05]
Mehr über Riesenkalmare in science.ORF.at:
->   Riesenkalmare paaren sich "auf Verdacht" (5.5.04)
 
 
 
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01.01.2010