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Chronische Leiden: Millionen Todesfälle zu verhindern  
  58 Millionen Menschen sterben im Jahr 2005 - 35 Millionen (60 Prozent) von ihnen an chronischen Erkrankungen wie Herzleiden, Schlaganfall, Krebs oder Diabetes. Im Jahr 2015 könnten es bereits 41 Millionen Opfer sein. Dies stellten die Autoren von insgesamt vier Studien fest, die im britischen Fachjournal "The Lancet" publiziert wurden.  
36 Millionen Todesfälle könnten bis zum Jahr 2015 allerdings verhindert werden, wenn gesundheitlich Vorsorgemaßnahmen die jährliche Sterberate um nur zwei Prozent reduzieren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat dies in ihrem heute veröffentlichen Bericht "Chronische Krankheiten verhindern - eine lebenswichtige Investition" zu einem weltweiten Ziel erklärt.
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Die Berechnungen über die Todesursachen führte ein Forscherteam um Kathleen Strong von der WHO und der University of Sydney durch. Die Prognosen wurden in Form einer ausführlichen vierteiligen Serie ("Chronic Disease 1-4") im britischen Medizinjournal "The Lancet" publiziert.
->   The Lancet Series - Chronic Diseases
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Haupttodesursache: chronische Erkrankungen
Bislang gibt es keine weltweiten Programme zur Bekämpfung von chronischen Erkrankungen - und dies, obwohl chronische Erkrankungen bereits die Haupttodesursache sind: Diese Leiden (z.B. Gefäßverkalkung, Diabetes, Lungenerkrankungen) werden oftmals durch eine ungesunde Lebensführung ausgelöst.

Jedes Jahr sterben laut WHO mindestens 4,9 Millionen Menschen wegen des Rauchens, 2,6 Millionen Menschen durch Übergewicht, 4,4 Millionen wegen ihres hohen Cholesterinspiegels und 7,1 Millionen, weil sie einen zu hohen Blutdruck haben. Weitere Risikofaktoren sind Übergewicht, mangelnde Bewegung oder hoher Zucker- und Salzkonsum.
Arme Länder besonders stark betroffen
Die überwiegende Mehrheit - nämlich 80 Prozent - dieser Todesfälle durch chronische Erkrankungen ereignet sich in Ländern mit mittlerem bzw. geringem Bruttosozialprodukt (Entwicklungs- und Schwellenländer).

Durch den weiteren Anstieg der Bevölkerungszahlen in diesen Staaten könnte sich die Situation in den kommenden Jahren wesentlich verschlechtern: Während in diesem Jahr bei weltweit insgesamt 58 Millionen Todesfällen rund 35 Millionen durch chronische Erkrankungen bedingt sind, gehen die Schätzungen für das Jahr 2015 von insgesamt 64 Millionen Todesfällen rund um den Globus aus. Davon seien 41 Millionen die Folge von chronischen Leiden, so die Wissenschaftler.
Wichtige Präventionsmaßnahme: Gesunde Lebensweise
Die Studienautoren um Kathleen Strong im "Lancet": "Es gibt ausreichend Wissen, um 80 Prozent der Herzkrankheiten, Schlaganfälle und Typ-2-Diabetes ("Altersdiabetes") sowie von 40 Prozent der Fälle von Krebs durch gesunde Ernährung, körperliche Betätigung und Verzicht auf Zigaretten zu verhindern."

Weil die Mehrheit Todesfälle durch chronische Leiden in Entwicklungs- und Schwellenländern aufträten, seien diese auch Mitursache für gesellschaftliches Elend und wirtschaftliche Armut, so die WHO.

"Die große Mehrheit der chronischen Krankheiten wird durch eine kleine Zahl von bekannten und vermeidbaren Risikofaktoren ausgelöst. Die weltweite Epidemie chronischer Krankheiten muss gestoppt werden", heißt es im Bericht der WHO. Helfen sollen unter anderem Aufklärung, gesündere Lebensmittel und hohe Tabakbesteuerung.
Wirtschaftliche Folgen: Verluste in Milliardenhöhe
Der WHO-Report verweist auch auf die wirtschaftlichen Folgen der chronischen Leiden: So werde alleine China bis 2015 etwa 558 Milliarden Dollar (468 Milliarden Euro) an Verlusten und Ausfällen zu beklagen haben. Für Indien ist mit Verlusten von 236 Milliarden zu rechnen, in Russland werden die Einbußen den Schätzungen zufolge 303 Milliarden Dollar betragen.

"Dies ist eine sehr ernste Lage, sowohl für die öffentliche Gesundheit als auch die betroffenen Volkswirtschaften", sagte WHO-Generaldirektor Jong Wook Lee. "Es ist lebenswichtig, dass die Staaten ihre Gesundheitsmaßnahmen, überdenken und umsetzen."
System muss gesundes Dasein ermöglichen
Nicht nur Lebensstil und Vorsorge sind laut WHO wichtig, sondern auch die Lebensumstände entscheiden über Gesundheit oder Krankheit : "Die Wahrheit ist, dass arme Menschen mit viel größerer Wahrscheinlichkeit chronisch krank werden als die reicheren". Daher müsse auch ein System zur Verfügung stehen, das den Menschen ein gesundes Dasein ermögliche. Dies gelte besonders für Kinder und deren Ernährung.

[science.ORF.at/APA/dpa, 5.10.05]
->   WHO-Bericht: Preventing chronic diseases
->   University of Sydney
->   Department of Chronic Diseases and Health Promotion, WHO
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01.01.2010