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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
UNO erwartet Millionen Umwelt-Flüchtlinge  
  UNO-Experten erwarten, dass in den kommenden Jahren eine Art Völkerwanderung aufgrund von Umweltkatastrophen einsetzen wird. Bis zum Jahr 2010 rechnet man mit 50 Millionen Umweltflüchtlingen.  
Daher sei es an der Zeit, endlich eine Definition des Begriffs "Umweltflüchtling" zu erarbeiten, meinen Experten der United Nations University anlässlich des Internationalen Tages zur Verhinderung von Umweltkatastrophen am 12. Oktober.
Probleme verstärken einander
"Es gibt verschiedene Problemfelder, die miteinander in Wechselwirkung treten können", betont Janos Bogardi, der Direktor des United Nations University Institute for Environment and Human Security (UNU-EHS) in Bonn.

"In armen ländlichen Regionen sind es besonders der Verlust von Boden und die Wüstenbildung, welche durch nicht-nachhaltiges Wirtschaften und Klimawandel ausgelöst werden. Als verstärkender Faktor tritt hier das Bevölkerungswachstum hinzu", so Bogardi gegenüber der BBC:

"Ein weiteres Problemfeld sind Überschwemmungen, die aus meiner Sicht einerseits durch den steigenden Gehalt von Kohlendioxid in der Atmosphäre ausgelöst werden, andererseits auch natürliche Ursachen haben."
Schlimmer als Kriege
Die angegebene Zahl von 50 Millionen Umweltflüchtlingen wurde aus einer Reihe von Berichten gewonnen, unter anderem der World Disasters Report des Internationalen Kreuzes aus dem Jahr 1999.

Die UNO-Experten berechneten, dass weltweit Umweltkatastrophen zu mehr Flüchtlingen führen als etwa Kriege und bewaffnete Konflikte. Außerdem hätten 25 Millionen Menschen ihre Heimat aufgrund von Trockenheit, Überschwemmungen, Entwaldungen und abnehmender Fruchtbarkeit des Bodens verloren und sich in äußerst ärmlichen urbanen Gegenden niedergelassen.
->   World Disasters Report 2005
Stand 1951: Genfer Flüchtlingskonvention
Die UNU weist darauf hin, dass Umweltflüchtlinge besseren Schutz benötigen als sie zur Zeit haben. Um das zu erreichen, müsse zunächst eine allgemein akzeptierte Definition ihrer Lebenssituation erarbeitet werden.

Die Genfer Genfer Flüchtlingskonventionaus dem Jahr 1951 definiert "Flüchtling" etwa als Menschen, die "eine begründete Angst vor Verfolgung aufgrund ihrer Rasse, Religionszugehörigkeit, Nationalität, Mitgliedschaft einer besonderen sozialen oder politischen Gruppe..." haben.
->   Genfer Flüchtlingskonvention
Flüchtlinge im eigenen Land
Wir brauchen jedoch eine Definition, die zeigt, was wir mit "politischen, wirtschaftlichen und Umwelt-Flüchtlingen" meinen, betont der Rektor der UNU, Hans van Ginkel. Darauf aufbauend könne man auch das Ausmaß an Hilfe bestimmen, die bestimmte Menschen benötigen.

Ein anderes Problem sei, das man nur dann von "Flüchtlingen" spricht, wenn die betreffenden Personen ein anderes Land betreten. Der Hurrikan Katrina habe aber gezeigt, dass flüchtende Menschen mitunter sehr wohl in ihrem Heimatland verbleiben.

[science.ORF.at, 10.11.05]
->   UNU
->   UNU-EHS
->   International Strategy for Disaster Reduction
 
 
 
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01.01.2010