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Marihuana vermehrt Gehirnzellen - von Mäusen  
  Die meisten Drogen bremsen die Bildung neuer Nervenzellen im Gehirn. Welchen Effekt Marihuana auf die so genannte Neurogenese hat, war bisher unklar. In einer aktuellen Studie berichten Forscher, dass ein synthetisches Cannabinoid die Vermehrung der Neuronen stimuliert - zumindest im Gehirn von Mäusen.  
Weiters wirken die Cannabinoide Angstzuständen und Depressionen entgegen, so die Forscher. Die Untersuchungen wurden von einem siebenköpfigen Forscherteam rund um Xia Zhang an drei Universitäten in Kanada, China sowie den USA durchgeführt
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Die Studie wurde unter dem Titel "Cannabinoid promotes embryonic and adult hippocampus neurogenesis and produces anxiolytic- and antidepression-like effects " im "Journal of Clinical Investigation" (13.10.05; doi: 10.1172/JCI25509) veröffentlicht.
->   Zur Studie
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Regeneration ein Leben lang
In der Gehirnregion Hippocampus werden ein Leben lang neue Neuronen gebildet - diese Zellen haben vermutlich wichtige Gedächtnisfunktionen und bekämpfen Depressionen und Verstimmungen.

Heroin, Kokain und Alkohol verhindern das Wachstum neuer Neuronen im Hippocampus, dies führe zu emotionaler Instabilität der Süchtigen, so eine Theorie von Experten.
Hundert mal so stark wie THC
Um die Neuronenentwicklung im Hippocampus unter Cannabiseinfluss zu studieren, injizierten die Wissenschafter um Xia Zhang Ratten die Substanz HU210 - diese ist hundert Mal so wirkungsvoll wie das im Marihuana berauschende THC (Tetrahydrocannabinol).

Mit Hilfe von einem chemischen Signalverfolger beobachteten sie das Neuronenwachstum im Gehirn.
Wirkung wie bei Antidepressiva
Das Ergebnis: Wie manche Antidepressiva löste auch HU210 ein Wachstum der Gehirnzellen im Hippocampus aus. Deshalb spekulieren die Forscher, dass Cannabispräparate auch Angstzustände und Depressionen wirkungsvoll bekämpfen würden.

Weiters könnten die Erkenntnisse dazu genützt werden, neue Medikamente zu entwickeln.
Schulmedizin setzt bereits auf Hanf
Cannabispräparate werden auch in der Schulmedizin eingesetzt: etwa zur Bekämpfung von Übelkeit und Brechreiz, zur Appetitanregung, Stimmungsaufhellung, Verminderung von Augeninnendruck (Grüner Star).

[science.ORF.at, 14.10.05]
->   University of Saskatchewan in Saskatoon, Kanada
->   IAMC, Internationale Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin.
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Britischer Großversuch: Cannabis als Schmerzmittel (20.8.2003)
->   Schmerzforscher fordern Cannabis-Studien in Österreich (21.11.2002)
->   Hanf als Medizin (26.5.2001)
 
 
 
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01.01.2010