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Stammzellen ohne Embryonen-Zerstörung  
  Therapeutisches Klonen ist in vielen Ländern aus ethischen Bedenken verboten: Zwei US-Teams haben im Tierversuch nun embryonale Stammzellen gewonnen, ohne geklonte lebensfähige Embryonen zu zerstören.  
Ihre Verfahren sollen Alternativen zum therapeutischen Klonen aufzeigen, mit dem Ärzte maßgeschneiderte Ersatzgewebe für schwer kranke Patienten produzieren wollen.

Die Technologien wurden zunächst nur an Mäusen getestet. Sie werden in der Onlineausgabe von "Nature" vom Montag vorgestellt.

Die federführenden Autoren sind Rudolf Jaenisch und Alexander Meissner vom Massachussetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge und - in dem zweiten Beitrag - Bob Lanza und Kollegen von dem biotechnologischen Unternehmen Advanced Cell Technology (ACT) im benachbarten Worcester.
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Die Studien "Generation of nuclear transfer-derived pluripotent ES cells from cloned Cdx2-deficient blastocysts" (doi: 10.1038/nature04257, 16. Oktober 2005) von Jaenisch und Meissner sowie "Embryonic and extraembryonic stem cell lines derived from single mouse blastomeres" (doi: 10.1038/nature04277) von Lanza sind online in "Nature" erschienen.
->   Zur Studie von Jaenisch
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Lebensunfähige Embryonen geschaffen
Jaenisch und Meissner verwendeten einen genetischen Trick, der ihren Mäuseembryonen die Fähigkeit nahm, sich in der Gebärmutter zu einem Fötus zu entwickeln. Die Forscher schalteten vorübergehend das Gen Cdx2 aus.

Dieses Gen hilft bei der Bildung von Zellen, die sich wie eine Haut um den Embryo legen und ihm ermöglichen, sich an der Gebärmutterwand anzuklammern.

Damit schufen sie lebensunfähige Embryonen, die ohne ethische Bedenken für medizinische Zwecke genutzt werden könnten, erläuterte der Stammzellenexperte Irving Weissman von der Stanford Universität in Kalifornien in einem "Nature"-Kommentar.
Ausschalten eines Schlüsselgens
Die von Jaenisch und Meissner geklonten Mäuse-Embryonen waren ohne das Cdx2-Gen zwar "anomal", lieferten aber dennoch brauchbare embryonale Stammzellen.

Diese konnten in Kulturen vervielfältigt und zu verschiedenen Zelltypen umfunktioniert werden: Nervenzellen, Haarfollikeln, Muskel- oder auch Darmzellen.

Dem Team vom Whitehead-Institut für Medizinische Forschung am MIT gelang es sogar, das ausgeschaltete Cdx2-Gen in Kulturen ihrer embryonalen Stammzellen wieder zu aktivieren, um die Zellen therapeutisch nutzen zu können.
Blastomeren gekont
Bob Lanza und Kollegen von der Biotechfirma Advanced Cell Technology bedienten sich eines Tricks, der seit einiger Zeit in Fruchtbarkeitskliniken angewandt wird. Er erlaubt die Untersuchung des Embryos auf genetische Defekte vor seiner Verpflanzung in die Gebärmutter.

Lanza entnahm dem Embryo im allerfrühesten Stadium eine seiner dann erst acht Zellen. Statt diese Zelle - Blastomere genannt - wie sonst zur genetischen Diagnose zu nutzen, klonte Lanza sie. Über einen weiteren Schritt gewann er am Ende fünf embryonale Stammzelllinien.
Erfolgreich bei Mäusen
Der Embryo selbst wurde unbeschadet in die Gebärmutter eingesetzt und entwickelte sich zu einer kleinen Maus. Lanza glaubt, mit dem Verfahren einmal ein therapeutisch brauchbares Stammzellen-Depot für Neugeborene anlegen zu können.

Voraussetzung ist, dass das Verfahren nicht nur im Tierversuch, sondern auch mit menschlichen Embryonalzellen erfolgreich ist.

[science.ORF.at/APA/dpa, 17.10.05]
->   Rudolf Jaenisch (MIT)
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Stammzellen
 
 
 
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01.01.2010