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Über eine Million Schmerzpatienten in Österreich  
  Anlässlich des "Welt-Schmerz-Tages" am Montag zogen Experten eine ernüchternde Bilanz: Mehr als eine Million Betroffene, oft erfolgt die Hilfe zu spät. In der Patienten-Versorgung gibt es weiterhin Nachholbedarf.  
"Wir haben in Österreich rund 1,3 Millionen Schmerzpatienten. Etwa 200.000 sind unterversorgt. Dabei können wir bei 90 Prozent von ihnen eine Schmerzlinderung erreichen", sagte am Montag der Präsident der Österreichischen Schmerzgesellschaft, Rudolf Likar (LKH Klagenfurt), bei einer Pressekonferenz in Wien.
"Noch kein schmerzfreies Leben"
Grafik: APA
Betroffene sollen vor allem dazu gebracht werden, mit ihren Beschwerden früher zum Arzt zu gehen.

Franz Aichner (Wagner-Jauregg-Krankenhaus/Linz), Präsident der österreichischen Neurologen-Gesellschaft: "Es wird zwar das schmerzfreie Leben propagiert, die Realität ist aber nicht so."

Laut Aichner ist in vielen Fällen der Schmerz noch immer das Hauptsymptom von verschiedenen Erkrankungen und führt erst in der Folge zur Behandlung.
Langes Warten auf adäquate Behandlung
Doch es gibt auch viele Situationen, in denen Betroffene entweder nur ihre Schmerzen (selbst) behandeln und dadurch Chancen auf Heilung der Grunderkrankung vergeben oder mit ihren quälenden Beschwerden viel zu lange auf Hilfe warten (müssen).

Ein Beispiel sind hier neuropatische (Nerven-)Schmerzen. Umfragen haben ergeben, dass 32 Prozent der Betroffenen drei bis vier Ärzte konsultieren, weitere 30 Prozent sogar fünf bis neun Mediziner, bevor sie adäquat behandelt werden.
"Koalition gegen den Schmerz"
In Österreich wollen Schmerzspezialisten, Neurologen und Rheumatologen in Zukunft vermehrt zusammen arbeiten, um die Patienten besser betreuen zu können.

Der Präsident der österreichischen Rheumatologen-Vereinigung, Josef Smolen (AKH/Wien), sagt dazu: "Diese 'Koalition gegen den Schmerz' bedeutet, dass Spezialisten vieler Disziplinen gemeinsam den Feind, den Schmerz, den die Patienten erleiden, bekämpfen."
Rheuma als Paradebeispiel
Grafik: APA
Allein schon die rheumatischen Erkrankungen sind hier ein Paradebeispiel für erhebliches Leid: 900.000 Österreicher leiden an Osteoporose, 60.000 an chronischer Polyarthritis, 50.000 an Morbus Bechterew, 50.000 an Psoriasis Arthritis.

80 Prozent der Menschen haben in ihrem Leben einmal schwere Rückenschmerzen und 40 Prozent der über 70-Jährigen eine ebenso oft schmerzhafte Arthrose.
24-Stunden-Betreuung und Opioid-Therapien
Von den Spezialisten gefordert wird unter anderem das "schmerzfreie Spital" mit 24-Stunden-Diensten zur Betreuung der Betroffenen, eine entsprechende Ausbildung und die Abschaffung des Begriffs "Suchtmittelrezept", was die Opioid-Therapie noch immer diskriminiert.

Likar bemängelt: "Opiate sind noch immer mit Vorurteilen behaftet. Dabei haben Opiate den großen Vorteil, dass sie keine Organschäden machen. Opiat ist kein Gift, sondern eine Therapie." Adäquat damit behandelte Schmerzpatienten werden nicht abhängig.

[science.ORF.at/APA, 17.10.05]
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01.01.2010