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Stammzellen-Bank in Südkorea eingeweiht  
  In Südkorea ist am Mittwoch eine Stammzellen-Bank für die internationale Forschung eingeweiht worden. Das Projekt wird vom Gentechnik-Pionier Hwang Woo Suk geleitet.  
Ziel des Projekts ist die Herstellung neuer Stammzelllinien durch Klonen, die Wissenschaftler für ihre Forschungsprojekte bestellen können. Aus ethischen Gründen unterliegt der Import von Stammzellen jedoch in einigen Staaten Beschränkungen.
Außenstellen in USA und Großbritannien
Angesiedelt ist die "Welt-Stammzellen-Drehscheibe" bei der Nationalen Universität in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Geplant seien zudem zwei Außenstellen in Großbritannien und in den USA, sagte Hwang bei der Eröffnungsfeier, zu der auch der südkoreanische Präsident Roh Moo Hyun erschien. Das Projekt wird von seiner Regierung finanziell unterstützt.
Neue Herstellungsmethode von Stammzellen
Hwang hatte im Mai erstmals mit Erfolg eine neue Methode zur Herstellung embryonaler Stammzellen getestet. Bis dahin wurden diese stets aus Embryonen gewonnen, die durch künstliche Befruchtung entstanden, aber nicht in den Mutterleib einer Frau eingesetzt worden waren.

Hwangs Labor dagegen züchtete durch Klonen einen menschlichen Embryo, dem dann Stammzellen entnommen wurden. Dazu setzten die Forscher den Kern einer normalen Körperzelle in eine entkernte Eizelle ein. Mit Hilfe von Chemikalien wurde die Zellteilung angeregt, so dass Blastozyten - fünf Tage alte Embryonen aus 100 Zellen - entstanden.
Stammzellen mit Defekten geben Aufschluss
Diese Stammzellen können zu jeder beliebigen spezialisierten Körperzelle weiterentwickelt werden. Gelingt es eines Tages, diesen Prozess zu steuern, so wäre es möglich, durch Krankheit oder Unfall geschädigte Zellen zu ersetzen.

Wissenschaftler interessieren sich zudem für Stammzellen mit genetischen Defekten, anhand deren Entwicklung sie die Entstehungsgeschichte bestimmter Krankheiten verfolgen wollen.

Letzteres ist das Hauptanliegen des südkoreanischen Projekts. Hier sollen gezielt Stammzellen mit genetischen Defekten produziert werden, die als Ursache für Erbkrankheiten wie Parkinson, Alzheimer oder Diabetes gelten. Möglich wird dies durch das Klonen von Zellen von Menschen, die unter der entsprechenden Krankheit leiden.
Ziel: Weltweites Tausch-Netzwerk
Hwang erklärte, Ziel seines Projekts sei die Errichtung eines weltumspannenden Netzwerks, über das Stammzelllinien aus aller Welt ausgetauscht werden könnten.

Laut einem Artikel der Fachzeitschrift "New England Journal of Medicine" (NEJM) hält der südkoreanische Wissenschaftler aber den Daumen auf der von ihm entwickelten Technik: Zwar plane seine Bank, Stammzelllinien auch in zwei Außenstellen in San Francisco und Großbritannien zu produzieren, dazu sollten aber extra koreanische Labortechniker eingeflogen werden.

In erster Linie würden die Außenstellen demnach nur der Anwerbung von Spenderinnen und Spendern dienen, die sich bereit erklären, ihre Eizellen und andere Körperzellen für das Klonen zur Verfügung zu stellen.
Kein Patent auf Stammzelllinien
Die Bank hat zugesichert, sie werde die neu geschaffenen Stammzelllinien nicht patentieren. Für Bestellungen wird aber eine Gebühr fällig.

Während deutsche Wissenschaftler nach derzeitiger Gesetzeslage nicht von dem Projekt profitieren werden, ist es etwa für Forscher in den USA durchaus interessant: Diese dürfen auch neue Stammzelllinien für die medizinische Forschung importieren und verwenden.

Allerdings hat US-Präsident George W. Bush die öffentliche Förderung dieser Forschung stark eingeschränkt: Mit staatlicher Unterstützung dürfen nur Stammzelllinien erforscht werden, die vor August 2001 entwickelt wurden.

[science.ORF.at/APA/AP, 19.10.05]
 
 
 
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01.01.2010