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Ratte flüchtet vor Forschern über offenes Meer  
  Dass Ratten schlau sind, hat man schon bisher gewusst. Rekordverdächtig erscheint das Verhalten eines Nagers, das nun von neuseeländischen Forschern beobachtet wurde. Trotz intensiver Versuche gelang es ihnen mehr als vier Monate lang nicht, eine Wanderratte zu fangen. Sie schwamm dabei sogar 400 Meter über das Meer von einer Insel zur nächsten.  
Das Beispiel zeige eindrucksvoll, dass herkömmliche Methoden zur Beseitigung von Ratten bei einer kleinen Anzahl von Tieren nicht funktionierten - eine Erkenntnis, die auch für den Schutz von Inseln vor unerwünschten Eindringlingen hilfreich sei.

Dies schreiben der Zoologe James Russel von der University of Auckland und sein Team im Fachblatt "Nature".
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Der Artikel "Intercepting the first rat ashore" ist in "Nature" (Bd. 437, S. 1107, Ausgabe vom 20.10.05) erschienen.
->   Zum Abstract
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Funksender und DNA-Probe
Obwohl bekannt sei, dass Wanderratten bis zu 600 Meter schwimmen können, sei bisher noch nie beobachtet worden, dass sie längere Strecken in offenem Gewässer zurücklegen, schreiben die Forscher.

Sie hatten die männliche Wanderratte (Rattus norvegicus) absichtlich auf der unbewohnten Insel Motuhoropapa nordöstlich von Neuseeland ausgesetzt. Sie wollten untersuchen, wie man das Tier am besten wieder einfängt.

Um die Ratte eindeutig identifizieren und auffinden zu können, hatten ihr die Wissenschaftler eine DNA-Probe entnommen und sie mit einem Funksender versehen.
Verschiedene Fallen wirkungslos
Die Ratte erkundete zunächst die gesamte, neuneinhalb Hektar umfassende Insel, bevor sie sich nach vier Wochen in einem etwa einen Hektar großen Areal niederließ. Alle Versuche, sie dann mit Hilfe von verschiedensten Fallen zu fangen, scheiterten. Auch speziell trainierte Suchhunde waren bei der Jagd erfolglos.
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Mannigfaltige Fallenstellerei
Wie man dem Artikel von James Russel und Kollegen entnehmen darf, hat sich in der Zoologie eine Subdisziplin der Fallenstellerei entwickelt: Insgesamt neun Methoden wurden - vorerst vergeblich - angewandt, um der Ratte eine Falle zu stellen. Darunter Lebendfallen, Schnappfallen, dressierte Hunde, Erdnussbutter-Köder und Giftfallen.
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Zehn Wochen später auf Nachbarinsel
Nach zehn Wochen tauchte die Ratte schließlich auf der 400 Meter entfernt gelegenen Insel Otata auf. Auch dort mühten sich die Wissenschaftler noch einen Monat lang vergebens, sie zu fangen. Erst einem Köder aus frischem Pinguinfleisch konnte die Ratte nicht widerstehen: Sie tappte in die Falle und starb.
Gefahr für Ökosysteme
Wenn Ratten oder andere Nagetiere in neue Lebensräume eindringen, etwa auf eine Insel, stellen sie eine Gefahr für das dortige Ökosystem dar.

Wissenschaftler hatten schon häufiger beobachtet, dass es ausgesprochen schwer ist, sie wieder los zu werden, wenn erst wenige Exemplare in einen neuen Lebensraum eingedrungen sind.

[science.ORF.at/dpa, 19.10.05]
->   University of Auckland
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01.01.2010