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Neues Boltzmann-Institut erforscht Biografien  
  Als eines von sechs neuen Ludwig Boltzmann Instituten (LBI) wird am Donnerstagabend das "LBI für Geschichte und Theorie der Biographie" in Wien offiziell eröffnet.  
Neben der Erörterung theoretischer Fragen stehen dabei auch praktische Aspekte im Mittelpunkt: Vier große wissenschaftliche Biografien über Hugo von Hofmannsthal, Thomas Bernhard, Ernst Jandl und Eugenie Schwarzwald sollen verfasst werden.
Zehn wissenschaftliche Mitarbeiter
Das neue LBI ist zeitlich auf sieben Jahre befristet und verfügt über zehn wissenschaftliche Mitarbeiter aus Deutschland, Irland, England und Österreich, die nach einer internationalen Ausschreibung unter 660 Bewerbern ausgewählt wurden.

Als Direktor fungiert Wilhelm Hemecker vom Institut für Germanistik der Universität Wien. Partnerinstitutionen sind die Nationalbibliothek, das Germanistik-Institut der Uni Wien, die Internationale Thomas-Bernhard-Stiftung sowie das Jüdische Museum der Stadt Wien.
Verschiedene theoretische Zugänge
Am LBI soll auf mehreren Schienen gearbeitet werden: Einerseits will man theoretisch die verschiedenen historischen Modelle der Biografie reflektieren - von den Anfängen der modernen Biografie im England des 18. Jahrhunderts über psychoanalytische Zugänge und literarisierte Lebensbeschreibungen bis zu Biografien im Geiste des "New Historicism".

Diese unterschiedlichen Möglichkeiten der Biografie sollen methodisch analysiert werden, so Hemecker. Daneben will man aber auch eine "umfassende Theorie der Gattung Biografie" erarbeiten.
Hofmannsthal, Jandl, Bernhard, Schwarzwald
Auf praktischem Gebiet sollen wissenschaftliche Biografien verfasst werden: Zu Hofmannsthal, weil zu diesem "erstaunlicherweise - im Gegensatz zu Rilke und Zweig - ein umfassendes wissenschaftliches Werk fehlt" (Hemecker), zu Jandl, dessen Nachlass in der Nationalbibliothek liegt, zu Bernhard sowie als einzige Nicht-Literatin zur Reformpädagogin Eugenie Schwarzwald.

Ein Schwerpunkt der Arbeit des neuen LBI werde - auf Grund der Partnerinstitutionen - bei der Literatur liegen, so Hemecker. Auf theoretischem Gebiet werde es aber keine thematische Einschränkung geben. Neben den Forschungs-Aktivitäten wird es auch Symposien und Ausstellungen zum Beispiel im Jüdischen Museum geben.
Restrukturierung der Boltzmann-Gesellschaft
Nach einem Relaunch der Boltzmann-Gesellschaft hat sich die Gesamtzahl der LBI von 135 auf 28 verringert.

Darunter sind auch sechs neue Einrichtungen: Die LBI für digitale Kultur und Medienwissenschaften in Linz, für Geschichte und Theorie der Biographie, für Evaluation medizinischer Interventionen, für Funktionelle Genomik, für Krebsforschung sowie das "Boltzmann-Institut Europäisches Geschichtslabor: Demokratie und Medien-Studien" (alle Wien).

[science.ORF.at/APA, 20.10.05]
->   Ludwig Boltzmann Gesellschaft
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Neues LBI: "European History Lab" (27.1.05)
->   Reform der Boltzmann-Gesellschaft abgeschlossen (27.1.05)
 
 
 
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01.01.2010