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Fehlende Genaktivität bei Eierstockkrebs entdeckt  
  Die Aktivität von zwei Genen ist bei Eierstockkrebs fast vollständig eingestellt. Diesen wichtigen Hinweis für die frühzeitige Diagnose liefert eine aufwendige Analyse der Genaktivitäten in den Zellen solcher Tumoren.  
Die an der Medizinischen Universität Wien mit Unterstützung des Wissenschaftsfonds (FWF) gewonnenen Erkenntnisse liefern auch einen wichtigen Beitrag zum Start eines EU-Projekts, das die Diagnose von Eierstockkrebs optimieren wird.
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Die Studie "Five genes from chromosomal band 8p22 are significantly downregulated in ovarian cancer: N33 und EFA6R have a potential impact on overall survival" erscheint als Online-Vorabpublikation im Fachjournal "Cancer" (15.11.05).
->   Cancer
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63.000 Diagnosen pro Jahr in Europa
In Europa werden jedes Jahr 63.000 Fälle von Eierstockkrebs diagnostiziert. Auf Grund des Krankheitsverlaufs können klinische Merkmale erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt werden.

Dann ist es aber oft zu spät für eine Heilung. Bei mehr als 30.000 Frauen ist diese verzögerte Diagnose die Ursache dafür, dass sie an den Folgen der Erkrankung sterben.
Frühere Diagnose erhöht Heilungschancen
Auf der Suche nach Möglichkeiten für eine frühzeitige Diagnose ist einer Gruppe um Michael Krainer von der Universitätsklinik für Innere Medizin I (AKH) ein wichtiger Fortschritt gelungen.

Bei einem Vergleich normaler Zellen der Eierstöcke mit Zellen aus Tumoren von fortgeschrittenem Eierstockkrebs identifizierten sie molekulargenetische Unterschiede: Die als N33 und EFA6R bezeichneten Gene sind in den Krebszellen fast vollständig inaktiv.
Molekulargenetische Unterschiede entdeckt
Krainer: "Derzeit deutet sich an, dass diese beiden Gene bereits vor dem Entstehen klinischer Symptome ihre Aktivität verlieren. Wir vermuten, dass dies durch Anhängen von Methyl-Gruppen an die Bausteine der Gene erzielt wird. Das ist ein üblicher Weg, um Genaktivitäten zu regulieren. Eine solche Methylierung lässt sich aber leicht nachweisen und könnte damit erste Hinweise auf den sich entwickelnden Krebs liefern."
Auf Chromosom acht
Im Rahmen des FWF-Projekts wurden in Tumorzellen von mehr als 90 Patientinnen die Aktivitäten mehrerer Gene auf einem bestimmten Abschnitt des menschlichen Chromosoms acht gemessen. Dieser Abschnitt ist bei Eierstock-Krebs oft verändert.

In einer früheren Arbeit hatte das Team um Krainer in dieser Region bereits 22 Gene identifiziert. In der jetzigen Arbeit konnte nun gezeigt werden, dass insgesamt fünf dieser Gene in Tumorzellen sehr geringe Aktivitäten aufweisen.

Dabei fielen N33 und EFA6R besonders auf, da deren Verminderung an Aktivität im Zusammenhang mit dem Verlauf der Erkrankung stand. Über die Funktion der Gene gibt es derzeit jedoch nur Vermutungen, so könnte N33 an der Regulation des Zelltodes beteiligt sein und EFA6R an der Signalübertragung.
Forschungsschwerpunkt und EU-Projekt
Gemeinsam mit der Gruppe um Robert Zeillinger von der Universitäts-Frauenklinik ist es Krainer gelungen, an der Medizinischen Universität Wien einen Forschungsschwerpunkt für molekulare Krebsdiagnostik aufzubauen, der international Beachtung findet.

Gelang ihnen erst vor kurzem die Identifizierung eines Rezeptormoleküls, dessen Fehlen die Entwicklung von Eierstockkrebs begünstigt, so koordinieren sie jetzt auch Gruppen aus sechs Ländern in einem soeben bewilligten EU-Projekt.

Ziel der mit vier Millionen Euro dotierten Arbeiten ist es, molekulare Marker zu identifizieren, die eine frühere Diagnose von Eierstockkrebs ermöglichen.

[science.ORF.at/APA, 24.10.05]
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01.01.2010