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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Luftverschmutzung verändert Geschlechterverhältnis  
  Brasilianische Forscher fanden heraus, dass die Umwelt das Geschlechterverhältnis bei der Geburt beeinflusst. In den Regionen Sao Paulos mit hoher Luftverschmutzung kommen mehr Mädchen zur Welt.  
Statistischer Zusammenhang
Jorge Hallak und sein Team von der Universität Sao Paolo gliederten die Metropole mit 17 Millionen Einwohnern in Regionen mit niedriger, mittlerer und hoher Luftverschmutzung und untersuchten die Geburtenregister der Jahre 2001 bis 2003.

Wie die Forscher auf dem Jahrestreffen der American Society for Reproductive Medicine in Montreal berichteten, gibt es hier offensichtlich einen Zusammenhang: In den Gegenden mit relativ reiner Luft waren 48,3 Prozent der Babys weiblich, in jenen mit starker Luftverschmutzung hingegen 49,3 Prozent.
Mehr Töchter in Krisenzeiten
Hallak glaubt, dass die Umweltbelastung reproduktiven Stress auslöst. Ähnliche Fälle kenne man etwa aus Studien über die Folgen von Naturkatastrophen oder Terrorattacken.

Demzufolge hätten auch solche krisenhaften Ereignisse zu einer Verschiebung des Geschlechterverhältnisses geführt - und zwar ebenfalls in Richtung Mädchen.
Ökonomische Faktoren denkbar
Die brasilianischen Forscher untersuchten allerdings nicht die jeweiligen Bestandteile der verschmutzten Luft und könne daher keine physiologische Erklärung für das Phänomen anbieten.

Es sei daher auch möglich, dass die Bevölkerung in den belasteten Stadtteilen einfach ärmer ist und daher eigentlich sozio-ökonomische Faktoren für den Effekt verantwortlich sind, betont Anthony Thomas von der Cleveland Clinic in Ohio gegenüber dem News-Dienst von "Nature".
Spermien mit Y-Chromosom empfindlicher?
Versuche mit Mäuse-Spermien weisen jedenfalls darauf hin, dass Luftverschmutzung tatsächlich das Verhältnis von Spermien verschieben kann, die X- bzw. Y-Chromosomen tragen. Es könnte sein, so Anthony Thomas, dass Y-Spermien tatsächlich empfindlicher auf Umweltgifte reagieren als ihre "weiblichen" Gegenstücke.

Andere Studien zeigen, dass gewisse Chemikalien - wie etwa Desinfektionsmittel - die Spermienzahl und -qualität von Arbeitern reduzieren, sofern sie mit diesen Substanzen regelmäßig in Kontakt kamen.

Darüber hinaus fand man auch hier, dass das Geschlechterverhältnis der Nachkommen kurzfristig verschoben wurde.

[science.ORF.at, 25.10.05]
->   American Society for Reproductive Medicine
 
 
 
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01.01.2010