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Schimpansen liegt der Nachbar nicht am Herzen  
  Schimpansen sind die nächsten Verwandten des Menschen, aber eine typisch menschliche Eigenschaft ist ihnen fremd: Sie haben offensichtlich kein Interesse daran, ihren Nachbarn einen Gefallen zu erweisen. Bei einer US-Verhaltensstudie mit erwachsenen Schimpansen nahmen die Tiere nicht die Möglichkeit wahr, ihre Käfiggenossen mit einer Extraportion Futter zu versorgen, obwohl es sie keinerlei Mühe gekostet hätte.  
Das berichtet ein Wissenschaftlerteam um Joan B. Silk von der Universität von Kalifornien in Los Angeles.
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Die Studie "Chimpanzees are indifferent to the welfare of unrelated group members" von Joan B. Silk et al. erschien im Fachjournal "Nature" (Band 437, S.1357-9; doi: 10.1038/nature04243).
->   Abstract der Studie
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Wohlergehen anderer nicht immer von Belang
 
Bild: EPA

Den Studienergebnissen zufolge maßen die Tieren dem Wohlergehen ihrer Artgenossen keine besondere Bedeutung bei. Dies sei umso überraschender, weil die Versuchstiere seit vielen Jahren in stabilen sozialen Gruppen zusammenlebten. Sie waren allerdings nicht miteinander verwandt.
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Formen des Altruismus
Altruistisches Verhalten wird nach einem Modell des Soziobiologen Bill Hamilton von Familienzugehörigkeit - und damit genetischer Ähnlichkeit - gefördert (Stichwort "Verwandtenselektion"). Daneben gibt es nach einem Konzept von Robert Trivers auch die Möglichkeit, dass sich gegenseitige Hilfe zwischen Nicht-Verwandten entwickelt; Voraussetzung dafür ist allerdings das (Wieder-)Erkennen von Individuen sowie ein wiederholtes Zusammentreffen der Akteure (Stichwort "reziproker Altruismus").
->   Altruism - Wikipedia
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Versuch: Festessen allein - oder für zwei
Die Wissenschaftler gaben den Schimpansen in dem Futterversuch zwei Möglichkeiten zur Auswahl: An einem Gerät konnten die Tiere einen Leckerbissen nur für sich selbst besorgen oder durch einen anderen Handgriff zwei Portionen wählen, von denen eine einem Käfignachbarn zu Gute kam. Das Versuchstier kam bei beiden Varianten gleichermaßen auf seine Kosten.
Selbst Bitten wurden ignoriert
Keiner der 18 Test-Schimpansen ließ sich von der Anwesenheit eines Käfignachbarn erweichen, bewusst die doppelte Futter-Portion zu wählen. Die Futterbeschaffer schienen damit auch die bittenden Gesten einiger Artgenossen zu ignorieren, stellten die Wissenschaftler fest.

Im Gegensatz dazu zielen zahlreiche menschliche Gewohnheiten wie etwa Blutspenden und die Ächtung von Missetaten auf die Beachtung der Interessen anderer.

[science.ORF.at/dpa, 27.10.05]
->   Chimps fall short on friendship (news@nature)
 
 
 
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01.01.2010