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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Klimawandel bedroht Europas Gebirge und Mittelmeer  
  Der weltweite Klimawandel und die geänderte Landnutzung bedrohen in Europa vor allem Bergregionen und die Urlaubsländer am Mittelmeer. Laut Analyse eines internationalen Forscherteams sind häufigere und schwerere Trockenperioden zu erwarten, ähnlich wie in den Jahren 2003 und 2005.  
Die Durchschnittstemperaturen sollen sich in Europa bis 2080 zwischen 2,1 und 4,4 Grad Celsius erhöhen, besonders in Nordeuropa wird es unverhältnismäßig warm.

Zugleich werden die Niederschlagsmengen im Norden stark steigen, während sie sich im Mittelmeerraum verringern. Damit steigt dort auch die Waldbrandgefahr, berichtet ein europäisches Forscherteam unter Leitung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).
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Die Studie "Ecosystem Service Supply and Vulnerability to Global Change in Europe" ist in der Online-Ausgabe von "Science" (DOI: 10.1126/science.1115233; 28.10.05) erschienen.
->   Science Express
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Szenarien von Klima und Landnutzung
Für ihre Studie entwickelten die Forscher zunächst verschiedene Szenarien von sozioökonomischen Faktoren, Klima und Landnutzung für ganz Europa bis zum Ende dieses Jahrhunderts.

Durch Diskussion mit Experten aus Privatwirtschaft und öffentlichen Institutionen wurden anschließend Indikatoren für die Empfindlichkeit der Ökosysteme gegenüber den Veränderungen identifiziert.

Mit Hilfe einer Reihe von Modellen und Szenarien untersuchten sie dann die Versorgung mit Ökosystemfunktionen im Laufe des 21. Jahrhunderts.
Mehr landwirtschaftliche Flächen ...
Die Ergebnisse waren ambivalent. Einerseits fanden die Forscher heraus, dass die europaweiten Trends in der Landnutzung Optionen für eine umweltgerechte Bewirtschaftung bieten: etwa die Zunahme von Waldfläche und von landwirtschaftlichen Flächen, die für die Produktion von Bioenergie nutzbar wären.
... aber zahlreiche Probleme in Sicht
Andererseits ist der Klimawandel ein entscheidender Faktor und wird in vielen Regionen Probleme bereiten. Er allein könnte dazu führen, dass bis zum Jahr 2080 zusätzliche 14 bis 38 Prozent der Bevölkerung des Mittelmeerraums in Gebieten mit erhöhtem Wassermangel leben.

Hinzu kommt die zusätzliche Belastung durch steigenden Wasserbedarf für Tourismus und Landwirtschaft.

Die erwartete Entwicklung werde "zu Problemen in der Landwirtschaft, Forstwirtschaft, der Energie- und Wasserwirtschaft sowie im Tourismus führen", sagen die Forscher voraus. So werde sich das Erholungsangebot der Mittelmeerländer reduzieren und Ernten geringer ausfallen.
Mehr Dürre, mehr Überschwemmungen
Die Wissenschaftler erwarten häufigere und schwerere Trockenperioden, ähnlich den Dürren in den Jahren 2003 und 2005. Solche Trockenperioden erhöhen die Waldbrandgefahr, besonders im Mittelmeerraum.

Höhere Temperaturen und der Rückgang der Schneedecke verändern den Jahresverlauf und die Menge des Wassers in Flüssen: Generell wird eine geringere Wasserführung im Sommer und mehr Wasser im Winter erwartet.

Dies erhöht die Gefahr von Überschwemmungen und beeinträchtigt die Schiffbarkeit, ebenso die Wasserkraftnutzung im Sommer. Der Rückgang der Schneedecke beeinträchtigt außerdem den Wintersport.
Änderungen bei Tier- und Pflanzenarten
Auch bei der Häufigkeit und Verbreitung von Tier- und Pflanzenarten wird es zu Änderungen kommen. "Besonders die Tiere und Pflanzen der Gebirge und des Mittelmeergebietes sind empfindlich", sagte Dagmar Schröter, Erstautorin und wissenschaftliche Kuratorin der Studie.

Eine flexiblere Bewirtschaftung von Naturschutzgebieten könnte möglicherweise die Verluste reduzieren. Allerdings wiesen die Experten auch darauf hin, dass die existierenden Schutzgebietsgrenzen angesichts der momentanen Gesetzgebung und Eigentumsverhältnisse nur sehr schwer zu verschieben sind.
Wälder werden zu "CO2-Schleudern"
Die Studie bestätigt auch, dass europäische Ökosysteme derzeit erhebliche Mengen Kohlendioxid (CO2) aus Treibhausgasemissionen absorbieren. Die erwarteten Zunahmen in Waldflächen und atmosphärischer CO2-Konzentration wirken sich zunächst positiv auf diese Senke aus.

Aber bis zum Ende des Jahrhunderts wird sich die globale Erwärmung auch durch die Freisetzung von Bodenkohlenstoff aus Europa wieder beschleunigen.

Anstatt Treibhausgasemissionen zu absorbieren, werden europäische Wiesen und Wälder dann zu den Emissionen beitragen.

[science.ORF.at/dpa/idw, 28.10.05]
->   PIK
Aktuelles zum Klimawandel in Europa:
->   Klimawandel macht Unwetter wahrscheinlicher (24.8.05)
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01.01.2010