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"Small World" von Delfinen ist sehr klein  
  Nach der "Small-World-Hypothese" ist jeder Mensch über sechs Ecken mit jedem anderen Menschen bekannt. Wie ein schottischer Forscher nun herausgefunden hat, scheint die Welt unter Wasser noch kleiner zu sein: Zwei beliebige Delfine sind durch die freundschaftlichen Bande von nur vier Artgenossen verbunden.  
Exakt sind es 3,9 Ecken, wie der Delfinforscher David Lusseau von der Universität Aberdeen in der aktuellen Ausgabe des "Journal of Animal Ecology" schreibt.

Er studiert seit Jahren das Sozialverhalten einer 130 Exemplare zählenden Delfinpopulation vor der Ostküste Schottlands.
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Die Studie "Quantifying the influence of sociality on population structure in bottlenose dolphins" ist im "Journal of Animal Ecology" (doi:10.1111/j.1365-2656.2005.01013.x) erschienen.
->   Summary im Journal of Animal Ecology
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Gibt es in vielen Netzwerken
Die "Small-World-Hypothese" geht auf den Sozialpsychologen Stanley Milgram zurück. Dieser hatte Ende der 1960er-Jahre in einem klassischen Experiment herausgefunden, dass jeder Mensch über durchschnittlich sechs Bekanntschaften mit jedem anderen Menschen verbunden ist.

Das Phänomen tritt auch bei anderen Netzwerken, wie seit geraumer Zeit von der Netzwerkforschung gezeigt wird. Einzelne Objekte wie z.B. Personen oder Delfine werden als Knoten betrachtet, zwischen denen eine Beziehung - etwa die Bekanntschaft - besteht.
->   "Small-World-Hypothese" (Wikipedia)
Von Schauspielern bis Delfinen
"Kleine Welten" wurden bereits in einer Reihe von Gruppen entdeckt: von Schauspielern (mit durchschnittlich dreieinhalb Schritten zwischen Stars) über Autoren von Physikstudien (verbunden über durchschnittlich 6,2 Ecken) bis zu Delfinen.

David Lusseau hat die Kleinheit ihrer Welt in einer früheren Studie schon bei neuseeländischen Exemplaren beweisen können (3,4 Schritte), nun hat er die Ergebnisse an einer anderen Population bestätigt.
Evolutionäre Vorteile
Er hält evolutionäre Vorteile des Phänomens für möglich, da es den Informationsaustausch innerhalb der Population - etwa über Futterquellen - optimiert.

"Es maximiert die Möglichkeit, dass etwas von einem Individuum zum anderen weitergegeben wird, und minimiert gleichzeitig die Kosten, die zur Schaffung der Knoten notwendig sind", meinte er im Online-Newsdienst von "Nature". "Harte Beweise" dafür gebe es bisher aber nicht.

[science.ORF.at, 28.10.05]
->   Homepage David Lusseau
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Akademische Netzwerke: Wer mit wem wie oft publiziert (20.1.04)
->   "Small World": Jeder kennt jeden via sechs E-Mails (8.8.03)
 
 
 
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01.01.2010