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Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs vor Zulassung  
  Gebärmutterhalskrebs ist bei Frauen die zweithäufigste Krebserkrankung: Ein neuer Impfstoff könnte in Zukunft 70 Prozent der Erkrankungen verhindern und jährlich weltweit hunderttausende Frauen retten.  
Dies erklärten Fachleute am Sonntag bei der Europäischen Krebskonferenz in Paris (30. Oktober bis 3. November). Der Wiener Onkologe Christoph Zielinski hält dies für "sensationell."

Der Imfpstoff soll kommendes Jahr zugelassen werden.
Bisher stirbt die Hälfte
"Weltweit erkranken pro Jahr 470.000 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Rund 250.000 von ihnen, also etwa 50 Prozent, sterben daran", sagte Antonio Casado von der Universitätsklinik San Carlos in Madrid.

In Europa wird die Diagnose Cervixkarzinom jedes Jahr rund 33.000 Mal gestellt. Es müssen pro Jahr etwa 15.000 Todesfälle durch die Erkrankung registriert werden. Roland Bugat, Onkologe an der Universität von Toulouse (Frankreich): "Das bedeutet, dass in Europa jeden Tag 40 Frauen der Krankheit erliegen."
Ursache Papilloma-Virus
Dabei ist die Ursache von Gebärmutterhalskrebs bekannt. Die Krebs-Epidemiologin Nubia Munoz (Lyon/Frankreich): "100 Prozent der Erkrankung sind durch anhaltende Infektion mit dem Human Papilloma Virus (HPV, "Warzenviren) verursacht, ebenso 80 Prozent der Fälle von Analkarzinomen, 25 Prozent von Peniskarzinomen und rund zehn Prozent der Karzinome im Mund und im Kehlkopf.

Vor allem die HP-Virusstämme 16 und 18 sind gefährlich: 70 Prozent der Menschen haben einmal in ihrem Leben eine solche Infektion. Bei den meisten von ihnen verschwindet das Virus wieder. Doch bei einer anhaltenden symptomlosen Infektion drohen dann die Krebserkrankungen. Die HP-Virusstämme 6 und 11 wiederum erzeugen lästige Genitalwarzen.
Gute Erkennungschance im Frühstadium
Zwar kann Gebärmutterhals sehr zuverlässig durch die ein Mal jährlich beim Gynäkologen durchgeführte Abstrichuntersuchung auch schon in Vorstadien diagnostiziert und im Frühstadium faktisch immer durch Operation geheilt werden, doch längst nicht alle Frauen gehen regelmäßig zu diesen Untersuchungen.

Die Infektion wird von den Männern via sexuelle Kontakte übertragen - die Frauen können dann Jahre später an Krebs erkranken.
Neuer Impfstoff
Doch jetzt gibt es Aussicht auf eine generelle Verhütung der Krankheit: Mit "Gardasil" hat der Konzern Sanofi Pasteur MSD einen Impfstoff entwickelt, die gegen die HPV-Stämme 6, 11, 16 und 18 schützt.

Die beiden letzteren sind für 70 Prozent der Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich. Der Schutz vor HPV-6 und 11 verhindert Genitalwarzen.
Kommendes Jahr erhältlich
Der Impfstoff, der gegen Gebärmutterhalskrebs und Genitalwarzen schützen soll, besteht aus künstlich erzeugten Quasi-Virus-Partikeln ohne Erbsubstanz.

Die Wissenschafter bauten aus jeweils 72 Hüllenteilen (L1-Protein) der Viren einfach solche Strukturen nach, die für das menschliche Immunsystem die echten Erreger imitieren und eine jahrelang anhaltende Abwehrreaktion erzeugen. Er soll kommendes Jahr zugelassen werden.
Junge Mädchen impfen ... und Burschen?
Bei den Krebsspezialisten sorgt die HPV-Impfung international für Aufregung. Der Vorstand der Universitätsklinik für Innere Medizin I am Wiener AKH, Christoph Zielinski: "Das ist sensationell. Die Frage ist nur, wie man die jungen Frauen zu der Impfung bringt. Den richtigen Zeitpunkt für die Immunisierung sehe ich zum Beispiel in einer Jugend-Gynäkologieambulanz. Ideal wäre die Impfung vor den ersten sexuellen Aktivitäten. Das ist ein enormer Schritt vorwärts."

Diskutiert wird derzeit noch, ob man in Zukunft nicht auch junge Burschen gegen HPV immunisieren sollte. Denn die Männer sind genau so betroffen, infiziert und Überträger der Krebs erregenden Warzenviren.

[science.ORF.at/APA, 31.10.05]
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01.01.2010