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Buch über die "Kinder der Genies"  
  Größtenteils Leidensgeschichten, aber auch einige Erfolgsstorys beschreibt der österreichische Historiker Friedrich Weissensteiner in seinem neuesten Buch "Die Kinder der Genies".  
Der Band verfolgt die Lebenswege der Nachkommen von Genies aus Musik und Literatur.
Ein Leben im Schatten der Eltern
Es mag vielleicht tatsächlich wie ein Klischee klingen, dass die Kinder berühmter Menschen nur zu oft im langen Schatten ihrer genialen Eltern verkümmern.

Aber Friedrich Weissensteiners Lebensbilder scheinen zu erweisen, dass tatsächlich etwas dran sein muss: bei August von Goethe etwa, der zeitlebens am Gängelband seines Vaters hing, und sich von der genialen Gestalt des größten deutschen Dichters nie frei spielen konnte. Er endete schließlich im Suff.

Ebenfalls berühmt: Klaus Mann, der sich - obgleich selbst literarisch hochbegabt und produktiv - von seinem Vater Thomas Mann ungeliebt fühlte, und sich in Räusche und Exzesse flüchtete, deren letzter sein Selbstmord werden sollte.
Die Wagners und die Manns
Dagegen wirkt das Schicksal von Richard Wagners Sohn Siegfried geradezu bieder, der immerhin als Leiter der Bayreuther Festspiele bis zu seinem Tod 1930 das Erbe seines Vaters verwaltete und reformierte.

Trotzdem als, wie ein Zeitgenosse sagte, "prachtvoll unmoderner" Mensch blieb er ein mittelmäßiger Komponist und stand noch dazu unter dem harten Pantoffel seiner Ehefrau Winifred. Interessanterweise - und das arbeitet Weissensteiner doch deutlich heraus - konnten sich die Töchter der Genies freier entfalten als die neurotischen Söhne.
Töchter freier als die Söhne
Erika Mann verehrte ihren Vater Thomas und wurde ihm eine kluge Ratgeberin, Anna Freud war mehr als die Tochter Sigmund Freuds - sie begründete eigenständig die Kinderpsychologie.

Und Anna Mahler konnte als jüngere Tochter Gustav Mahlers der Tyrannis ihrer Mutter Alma entfliehen und wurde eine - wenn auch bis heute nicht gebührend gewürdigte - Bildhauerin.

Friedrich Weissensteiner ist einmal mehr ein eindrucksvoller literarischer Bogen gelungen. Kunstvoll und doch ohne störendes Beiwerk setzt er die Personen in ihre Zeit.

Martin Haidinger, Ö1-Wissenschaft, 31.10.05
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"Kinder der Genies" von Friedrich Weissensteiner ist im Kremayr & Scheriau-Verlag erschienen.
->   Mehr über das Buch bei Kremayr & Scheriau
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01.01.2010