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Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
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Podcasts erobern die Wissenschaft  
  Seit einigen Monaten sorgen "Podcasts" für Furore: Audiodateien, die von jedermann mit einfachen Mitteln erstellt und via tragbare Abspielgeräte überall gehört werden können. Nachdem es anfangs vor allem Privatpersonen waren, die Sendungen im neuen Format produzierten, springen nun immer mehr große Medien auf. Auch wissenschaftliche Journale bieten zunehmend "digitales Radio" an - so etwa "Nature" und das "New England Journal of Medicine".  
Bereits in den Top-50 weltweit
Wie "Nature" in seiner aktuellen Printausgabe (Bd. 438, Ausgabe vom 3.11.05) stolz berichtet, hat ihre wöchentliche Audio-Show bereits nach der vierten Episode die Top-50 von iTunes erreicht - dem zur Zeit wichtigsten Gradmesser für die Verbreitung von Podcasts.

Bisherige Highlights waren Meldungen zur Herstellung von Stammzellen ohne die Zerstörung von Embryonen, neue Hinweise zu den "Hobbit"-Zwergenmenschen auf der indonesische Insel Flores und ein Vergleich der Briefwechsel von Einstein und Darwin.

Pro Ausgabe gibt es mindestens ein Interview mit einem der beteiligten Forscher, die restlichen Studienergebnisse werden von "Nature"-Journalisten vorgestellt.
->   Nature Podcast
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Wie Podcasting entstanden ist
Den Anstoß zu Podcasting gab im vergangenen Jahr Adam Curry, ein ehemalige Moderator des Musik-TV-Senders MTV. Er entwickelte eine kleine Software, mit der neu erschienene Audiodateien (MP3) automatisch in die Apple-Software iTunes übertragen werden können - und von dort aus auf den iPod, also das tragbare Musikabspielgerät von Apple. Aus iPod und Broadcasting (Rundfunk) wurde das Kunstwort Podcasting.
->   Mehr dazu: Radio im Download-Abo (06.02.05)
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Aus Printproduzenten werden Audio-Anbieter
Neben "Nature" haben sich bereits eine Reihe anderer renommierter Journale und Institutionen entschlossen, Podcasts für ihre Informationsvermittlung zu nutzen.

Darunter auch das "New England Journal of Medicine" (NEJM), das vor zwei Wochen ein Interview mit der Frauenmedizinerin Susan Wood brachte.

Die ehemalige Abteilungsleiterin bei der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) war Ende August zurückgetreten, da eine übergeordnete Behörde die "Pille danach" trotz eindeutiger Empfehlungen der FDA nicht zum rezeptfreien Verkauf zulassen wollte.
->   NEJM-Podcast
NASA über Gitarren und Pluto
Die amerikanische Weltraumorganisation NASA bietet ihre Audio-Nachrichten bereits seit einigen Monaten im Podcast-kompatiblen MP3-Format an: darunter überraschende Parallelen zwischen Akustikgitarren und Raketen sowie die jüngste Entdeckung von zwei zusätzlichen Monden des Planeten Pluto.
->   NASA-Podcast
"Science and the city"
Noch sehr jung ist das Podcast-Projekt der New York Academy of Sciences, dafür mit dem griffigen Titel "Science and the city" und sehr prominent besetzt.

Mitte Oktober kam es zu einer Diskussion des konservativen Bestsellerautors Tom Wolfe mit dem Neurowissenschaftler Michael Gazzaniga über dessen jüngstes Buch "The ethical brain".
->   Science-and-the-City-Podcast
Nackte Wissenschaft durch Cambridge-Forscher
Einen britisch-humorigen Umgang mit der Wissenschaft pflegen die "naked scientists" auf ihrer gleichnamigen Website. Eine Gruppe von Medizinern und anderen Wissenschaftlern von der Universität Cambridge hat sich seit geraumer Zeit dem "Science goes Public" verschrieben.

Eine Maßnahme dabei sind Podcasts, die aus für die BBC produzierten Sendungen übernommen werden. Zu Beginn werden die Wissenschaftsnachrichten der Woche vorgestellt - aktuell geht es um Bombendetektoren und den Mars -, danach diskutieren darüber Gäste und Zuhörer.
->   The naked scientists-Podcast
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Podcasts des ORF:
FM4 Podcast
Ö3 Podcast
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Deutschsprachige Länder hinken noch nach
Im Vergleich zu den englischsprachigen Ländern ist in deutschsprachigen auf dem Gebiet der Wissenschafts-Podcasts noch nicht viel los.

Zu den Podcastern der ersten Stunde in Deutschland gehört Thomas Wanhoff, der seinen Hörern in "Wanhoffs Wunderbarer Welt der Wissenschaft" von Themen wie dem kleinsten (Nano-)Auto der Welt oder dem Streit der Evolutionsbiologen mit den Kreationisten berichtet.

Seit zwei Monaten bietet auch die private "Braincast"-Homepage Audio-Dateien zum Thema Gehirnforschung für Podcasts an.
->   Wanhoffs Wunderbare Welt der Wissenschaft
->   Braincast
Zwei Grundtendenzen
Damit sind auch zwei Grundtendenzen des Podcast-Phänomens umrissen. Einerseits die Möglichkeit für Privatpersonen, mit einfachen Mitteln und nahezu kostenfrei eigenes Radio zu machen - benötigt wird nur ein PC mit Mikrofon, Aufnahme-Software und ein Web-Server - und dank Internet auf eine potenziell riesige Zuhörerschaft zu hoffen.

Andererseits die Ausbreitung (wissenschaftlicher) kommerzieller Journale in andere mediale Gefilde - so wie bei "Nature", das sich nun auch als "digitales Radio" versteht.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at, 3.11.05
->   iTunes
Aktuelles zu dem Thema in futurezone.ORF.at:
->   Yahoo macht sich auf die Podcast-Suche (10.10.05)
->   Eigene Podcasts aufnehmen (06.09.05)
->   Software für das Podcast-Management (16.08.05)
->   Musikindustrie beobachtet Podcast-Trend (13.06.05)
 
 
 
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01.01.2010