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Forschungsrat: Exzellenz als strategischer Schwerpunkt  
  Die Förderung von Exzellenz gilt als viel versprechender Weg in der Forschungsförderung. Knut Consemüller, Vorsitzender des österreichischen Forschungsrats, beschreibt in einem Gastbeitrag, welche Eckpunkte die nationale Exzellenzstrategie hat und wie sich diese in die europäischen Initiativen einklinkt.  
Qualität in der Breite, Exzellenz an der Spitze
von Knut Consemüller

Exzellenz als Qualitätsmerkmal wird für Forschungsgruppen, Institute oder Universitäten immer wichtiger, um als Partner für internationale Forschungskooperationen interessant zu sein. Dies erhöht auch die Chance, Forschungsgelder zu lukrieren. Weiters wird die Qualität von Forschung als herausragender Indikator für die Zukunftsperspektiven von Staaten und Regionen angesehen.

Deshalb müssen wir in Europa und in Österreich die kreativen Spezialisten anziehen und so zu einem attraktiveren Forschungs- und Wirtschaftsstandort werden. Exzellente Akteure benötigen exzellente Netzwerke, um wirklich erfolgreich zu forschen, aber auch um Wertschöpfungsprozesse in der Industrie auszulösen.
"Strategie 2010": Eckpunkte einer Exzellenzstrategie
Der Rat hat die Strategie 2010 vorgelegt, die eine Verbesserung der Rahmenbedingungen im gesamten Innovationssystem anstrebt. Die wichtigsten drei Leitsätze lassen sich wie folgt zusammenfassen:

- Qualität in der Breite forcieren und Exzellenz an der Spitze fördern
- Vernetzung und Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft verstärken
- Effizienz und Effektivität des Förderungssystems steigern
Qualitätsschub durch Evaluierung
Ziel ist es, zum einen durch den verstärkten Einsatz von Monitoring- und Evaluierungsinstrumenten einen Qualitätsschub im gesamten Innovationssystem anzustoßen, zum anderen die österreichische Forschung in einer zunehmenden Zahl von Forschungsthemen, Forschungsprojekten und Forschungsteams in weltweite Spitzenpositionen zu bringen.
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Forschungsfreundliche Kultur schaffen
Neben den nötigen Mitteln sind eine entsprechende Infrastruktur sowie eine für Forschung aufgeschlossene Kultur sehr wichtig. Deshalb hat sich der Rat immer sehr stark für die Durchführung von Dialogmaßnahmen zwischen ForscherInnen und Gesellschaft eingesetzt.

Die erste "Lange Nacht der Forschung" in Österreich ist am 1. Oktober sehr erfolgreich durchgeführt worden. 50.000 Menschen haben sich daran beteiligt.

Von zentraler Bedeutung ist weiters die Förderung der Entstehung "kritischer Massen" in einigen zentralen Forschungsfeldern sowie die Abstimmung von Forschungstätigkeiten, um Mehrgleisigkeiten zu vermeiden.
->   Innovatives Österreich
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Infrastruktur und Forschungsförderung
Die Exzellenzstrategie muss an vier Punkten ansetzen:
- Schaffung von positiven Effekten für das Gesamtsystem durch die Gründung der österreichischen Exzellenzuniversität "Austrian Institute for Science and Technology" (AIST)
- strategische Vernetzung bereits exzellenter Einrichtungen in der Grundlagen- und angewandten Forschung
- Exzellenz in allen Durchführungssektoren
- Verbesserung der Karrierepfade von Frauen in Österreich

Kurz gesagt: Durch geeignete Infrastrukturmaßnahmen und gezielte Forschungsförderung muss die FTI-Politik sowohl Qualität in der Breite forcieren sowie Exzellenz an der Spitze fördern.
Netzwerk europäischer Eliteuniversitäten
Die europäische Kommission plant ein Netzwerk europäischer Eliteuniversitäten zu fördern und ein Gegenstück zum ruhmreichen "Massachusetts Institute of Technology" (MIT) zu gründen.

Nach dem Vorbild dieser Denkfabrik soll ein European Institute of Technology (EIT) in Europa sowohl wissenschaftlich an die Spitze bringen als auch innovative Impulse für neue Wirtschaftsbranchen auslösen.

Bislang gibt es jedoch noch keine detaillierten Pläne von Kommissionspräsident José Manuel Barroso. Wie das Vorhaben realisiert werden soll, wie die Projekte finanziert und ausgewählt werden sollen, ist noch nicht geklärt.
Erwartungen an Spitzenforschungsinstitutionen
Von diesen Spitzenuniversitäten erwartet man innerhalb kurzer Zeit, also etwa innerhalb von 20 Jahren, die Hervorbringung von Nobelpreisträgern, Spitzenplätze in Universitätsrankings und eine Umkehrung des "Brain-Drain", also der Abwanderung der 'besten Köpfe', zu einem "Brain-Gain".

Junge SpitzenforscherInnern aus aller Welt sollen bei Karrierestart an den "wieder" attraktiven Universitäten Europas forschen und den Nachwuchs ausbilden.
Spitzeninstitutionen als Nukleus und Inkubator
Österreich geht hier engagiert voran, weil es 2006 ein solches Spitzeninstitut ¿ die Exzellenzuniversität AIST (Advanced Institute for Science and Technology) - gründet und noch weitere Spitzeneinrichtungen hier hinein integrieren will.

Ausgehend von diesen Elitezentren erwarten wir eine messbare Steigerung der Patente, Spin-Offs und konkrete Innovationsprojekte. So werden diese Zentren zum Nukleus und Inkubator für eine Erneuerung der europäischen Wirtschaft werden, die die europäische Innovationskraft nachhaltig stärkt.
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Ein Beitrag zum Thema "Exzellente Netzwerke" wird am Freitag, 11.11.2005, im Dimensionen-Magazin (ab 19 Uhr) auf Ö1 gesendet.
->   Ö1
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Exzellenz über AIST hinaus denken
Der Rat begrüßt die Gründung des AIST. Allerdings muss sich die "neue" Universität im Wettbewerb mit bestehenden Exzellenzeinrichtungen bewähren. Darüber hinaus müssen exzellente Forschungsgruppen die Chance auf Zusammenarbeit mit dem AIST haben.
Exzellenzstrategie wird ausgearbeitet
Der Rat arbeitet derzeit intensiv an der Entwicklung einer Exzellenzstrategie, die alle Durchführungssektoren mit einschließt. Die Förderung des Strebens nach Exzellenz sollte aus Sicht des Rates in allen Bereichen verstärkt werden.

Das gilt neben der erwähnten Exzellenzeinrichtung AIST beispielsweise für die wettbewerbsorientierte Förderung von Grundlagenforschungsprojekten, die Profilbildung und die Spezialisierung von Universitäten.

[9.11.2005]
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Zum Autor
Knut Consemüller, am 22. Mai 1941 in Dortmund (Deutschland) geboren, studierte in Deutschland, Holland, England sowie Schweden und promovierte 1969. Zwischen 1966 und 1969 war er als Assistent am Institut für Eisenhüttenkunde der Technischen Hochschule Aachen tätig. Anschließend wechselte er zum Hoesch-Konzern, wo er 1980 Technischer Vorstand der Hoesch Stahl AG wurde.

Von 1989 bis 1991 war Consemüller Bereichsleiter für Strategische Planung bei der Voest Alpine Stahl AG. Seit 1991 ist er Vorstandsmitglied des Edelstahlkonzerns Böhler-Uddeholm, zuständig für die Divisionen Schweisstechnik und Schmiedetechnik sowie für Forschung und Entwicklung, sowie Vorsitzender des Rats für Forschung und Technologieentwicklung.
->   Rat für Forschung und Technologieentwicklung
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->   Broschüre "Exzellente Netzwerke" (PDF)
Mehr zu diesem Thema unter science.ORF.at:
->   Exzellente Netzwerke: Europas Weg zu Innovation? (8.11.05)
->   Die Elite-Uni-Diskussion im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010