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Deutsche konsumieren mehr Kokain als gedacht  
  Die Deutschen konsumieren offenbar deutlich mehr Kokain als bisher angenommen. Darauf deuten erste Ergebnisse einer Studie zu chemischen Kokainspuren im Wasser deutscher Flüsse hin.  
Den Analysen des Nürnberger Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung (IBMP) zufolge entfielen knapp elf Tonnen reines Kokain pro Jahr allein auf die rund 38,5 Millionen Menschen, die im Großraum Düsseldorf am Rhein lebten.

Täglich schwappen demnach bei Düsseldorf die Abbauprodukte von rund 30 Kilogramm reinen Kokains von den Toiletten in Richtung Klärwerk, wie "Spiegel-Online" am Mittwoch berichtete.
Abbauprodukte von elf Tonnen Kokain
"Sind die Ergebnisse des IBMP korrekt, dann liegt die tatsächliche Zahl der Kokainkonsumenten offensichtlich deutlich über den bisherigen Annahmen", zitierte das Onlinemagazin den Experten Roland Simon vom Münchner Institut für Therapieforschung (IFT).

Die deutsche Regierung und EU gehen laut "Spiegel Online" in aktuellen Veröffentlichungen davon aus, dass 0,8 Prozent der 18- bis 59-jährigen Deutschen mindestens einmal im Jahr koksen - das sind rund 400.000 Menschen.

Auf die im Rhein nachgewiesen Spuren der Mode-Droge umgerechnet müssten dem Bericht zufolge 184.000 Menschen für einen Kokain-Jahresverbrauch von elf Tonnen verantwortlich sein.
Passt nicht zu offiziellen Schätzungen
Dies würde aber bedeuten, dass ein Kokser 60 Gramm pro Jahr oder 164 Milligramm pro Tag reines Kokain verbraucht, rechnete das Onlinemagazin vor.

Da die übliche Straßenprobe nach Angaben des Bundeskriminalamts aber nur einen Reinheitsgrad von 40 Prozent besitze, seien für den Durchschnittskokser täglich 411 Milligramm Pulver oder 16 Linien Kokain von je 25 Milligramm fällig.

Dies sei jedoch "ein eher unwahrscheinliches Verhalten", hieß es in dem Bericht.
Doppelt so viele
Zugleich verwies "Spiegel Online" auf bisherige Schätzungen der Vereinten Nationen, wonach der durchschnittliche Kokain-Konsument in Mittel- und Westeuropa 35 Gramm reines Kokain pro Jahr nimmt.

Hochgerechnet auf die bei Düsseldorf gemessenen Werte bedeute dies, dass sich in Deutschland nahezu doppelt so viele Menschen wie bisher angenommen dem Kokainrausch hingäben.
Ähnlich wie in Großbritannien
Den Wissenschaftlern kam dem Bericht zufolge zugute, dass der Nachweis von Kokainkonsum recht leicht fällt. Die Droge wird im menschlichen Körper zu Benzoylecgonin (BE) abgebaut. Die vom Konsumenten ausgeschiedene Substanz ist demnach im Flusswasser auch nach einiger Zeit noch messbar.

Erst vor wenigen Tagen hatte der Nachweis von Kokain-Spuren in der Themse im Bereich der britischen Hauptstadt London für Schlagzeilen gesorgt.

[science.ORF.at/AFP, 10.11.05]
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01.01.2010