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Tiernahrung: Zulassung für Antibiotika läuft aus  
  Ende des Jahres läuft EU-weit die Zulassung der letzten vier verbliebenen Antibiotika als Futtermittelzusatzstoffe aus. Die Medikamente werden bis jetzt eingesetzt, um die Erträge in der Nutztierhaltung zu steigern.  
Nun stehen mit Probiotika, Kräutern und organischen Säuren deutlich unbedenklichere Stoffe zur Verfügung, erklärte Wilhelm Matthias Windisch, Professor am Department für Lebensmittelwissenschaften und -technologie der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien im Gespräch mit der APA.
Als Medikament weiter erlaubt
Das Verbot von Antibiotika in Futtermitteln hat nichts mit deren Einsatz als Medikamente zu tun. Wenn ein Tier oder eine Herde an einer bakteriellen Infektion erkrankt, wird der Tierarzt nach wie vor Antibiotika verordnen. Das Verbot bezieht sich ausschließlich auf den Einsatz der Substanzen als ständige Futterzusatzstoffe.
Als Futtermittel steigern Antibiotika Erträge ...
Die ständige Gabe von relativ geringen Dosen an Antibiotika im Futter steigert die Erträge, indem krankmachende Keime bis zu einem gewissen Grad unterdrückt werden.

"Die Antibiotika im Futter haben nicht vor wirklich massiven Infektionen etwa mit Salmonellen in den Ställen geschützt, sehr wohl aber vor vielen kleinen Erkrankungen der Tiere", so Windisch.
... führen aber zu mehr Resistenzen
Kritiker laufen schon seit Jahren Sturm gegen diese Praxis, da die ständige Gabe von Antibiotika die Bildung von Resistenzen unter den Bakterien fördert. Mittel- und langfristig können so Bakterienstämme entstehen, die gegen die eingesetzten Stoffe immun sind.

Die Resistenzen können sogar auf andere Bakterienarten übertragen werden. Bereits vor Jahren wurde daher der Einsatz von jenen Antibiotika als Futterzusatzstoffe verboten, die auch in der Humanmedizin eingesetzt werden.
Absetzung führt auch zu Problemen
Das Verbot der letzten Antibiotika als Futterzusatz ist für Windisch absolut begrüßenswert, wenngleich das Absetzen teilweise nicht ganz unproblematisch sein wird.

"In Schweden sind die Substanzen schon seit längerem verboten, es hat sich aber gezeigt, dass der Antibiotika-Verbrauch insgesamt gestiegen ist", so der Experte.

Das sei ein Hinweis, dass die Tiere häufiger krank werden und die Antibiotika öfter als Medikament eingesetzt werden müssen.
Kräuter und Probiotika als Alternativen
Mittlerweile haben die Wissenschaftler eine Reihe von Alternativen zu den Antibiotika in den Futtermitteln entwickelt. So wirken bestimmte Kräuter - wie etwa Thymian oder Rosmarin - sehr effektiv gegen Mikroorganismen.

Eine weitere Möglichkeit sind so genannte Probiotika. Dabei werden nicht-krankmachende Bakterien dem Futter zugesetzt, um im Darm die pathogenen Vettern effektiv zu verdrängen.

Auch der Einsatz von organischen Säuren, wie etwa Ameisensäure oder Proprionsäure gegen Bakterien im Futter ist möglich. Solche Säuren kommen auch im Körper natürlich vor und hinterlassen keine Rückstände.
Metalle nicht zu empfehlen
Kein sinnvoller und wünschenswerter Ersatz für die Antibiotika sind nach Ansicht von Windisch Metalle, vor allem Kupfer.

Solche Stoffe gelangen über die Gülle auch auf die Felder, kontaminieren damit auch menschliche Nahrungsmittel. Kupfer ist teilweise in den Futtermitteln bis zu einer bestimmten Grenze erlaubt.

[science.ORF.at/APA, 10.11.05]
->   Department für Lebensmittelwissenschaften und -technologie, Boku Wien
->   science.ORF.at-Archiv zu Antibiotika
 
 
 
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01.01.2010