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Fossilfund: Krokodil mit Saurierkopf und Fischflossen  
  Argentinische Forscher haben Überreste eines äußerst ungewöhnlichen Krokodils in Patagonien entdeckt. Das rund vier Meter lange Meerestier hatte einen Saurier-ähnlichen Kopf und trug Flossen anstatt von Beinen.  
Das Krokodil lebte am Ende des Jura, also vor rund 135 Millionen Jahren, wie ein Team um Zulma Gasparini von der Nationaluniversität La Plata berichtet. Aufgrund seines Furcht erregenden Körperbaus wurde das Raubtier von den Forschern auch gleich mit einem filmtauglichen Spitznamen versehen: "Godzilla-Krokodil".
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Die Studie "An Unusual Marine Crocodyliform from the Jurassic-Cretaceous Boundary of Patagonia" von Z. Gasparini et al. wurde auf der Website des Fachjournals "Science" veröffentlicht (doi: 10.1126/science.1120803).
->   Science Express
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Tyrannosaurus rex hat ausgedient
"Jurassic Park IV" befindet sich zurzeit in der Drehbuchphase und soll, wenn alles glatt läuft, nächstes Jahr in die Kinos kommen. Zum Plot des Films ist zwar noch nichts Konkretes bekannt, Gerüchten zufolge könnten jedoch genmanipulierte Kampf-Raptoren oder gefiederte Echsen ihr Unwesen treiben oder gar eine Dinoseuche die gesamte Menschheit bedrohenden.

Die ersten drei Teile lehren jedenfalls: Das urzeitliche Grauen nützt sich ab, daher bekommt die Menagerie der rabiaten Echsen regelmäßig Zuwachs.

In "Jurassic Park III" etwa verliert der immer noch böse - aber eben hinlänglich bekannte - Tyrannosaurus rex seinen Status als ultimatives Endglied der Nahrungskette und wird von seiner Steigerungsform, dem so genannten Spinosaurus, abgelöst. Und zwar durch Biss in den Hals.
->   Spinosaurus - Wikipedia
Neue kleine Jagdechsen
 
Bild: Peter Makovicky, The Field Museum

Für Neuerungen im aktuellen Drehbuch müssten die Autoren jedenfalls nicht zu sehr die Phantasie bemühen. Im Grunde wäre es ausreichend, einen Blick in die einschlägigen Fachzeitschriften zu werfen.

So gibt es etwa seit kurzem einen interessanten Kandidaten für die Saurier-Kategorie "Klein, aber lästig": Bisher setzte das Team um Steven Spielberg auf die scheinbar possierlichen "Compys" (Gattung Procompsognathus), die etwa in "Lost World" für die Eliminierung des Unsympathlers Dieter Stark (Peter Stormare) sorgen.

Als Ersatz bietet sich nun ein vogelähnlicher Raubsaurier an, der vor 90 Millionen Jahren in Patagonien auf die Jagd ging (Bild oben). Wie Paläontologen vom Field Museum in Chicago im Oktober berichteten, hatte das Tier namens Buitreraptor gonzalezorum in etwa die Größe eines Hahnes, konnte gut laufen und kräftig zupacken - geradezu ideal für die Disziplinierung etwaiger Filmbösewichte (Nature 437, 1007).
->   Alter, vogelähnlicher Raubsaurier aufgetaucht
Von wegen Todeskralle
Buitreraptor gonzalezorum ist im Übrigen ein naher Verwandter der Velociraptoren, die in allen drei Teilen von "Jurassic Park" Angst und Schrecken verbreiten. Dort werden sie als intelligente Jäger dargestellt, die ihre Opfer einkreisen und sie beizeiten mit ihren klauenbewehrten Füßen aufschlitzen.

Letzteres ist ziemlich sicher falsch, wie nun Forscher um Phillip L. Manning von der University of Manchester herausgefunden haben. Die Klauen dienten lediglich dem Festhalten der Beute, waren aber zum Filetieren kaum geeignet (Biology Letters, Online-Publikation).
->   Velociraptor - Wikipedia
Dakosaurus - der Räuber mit den große Zähnen
 
Bild: National Geographic Magazine

Ein Team um den Argentinischen Paläontologe Zulma Gasparini von der Nationaluniversität La Plata hat nun einen Fund gemacht, der sich ebenfalls für Hollywood-Inszenierungen aufdrängt. Dabei handelt es sich um ein Krokodil namens Dakosaurus andiniensis, das vor rund 135 Millionen Jahren im Meer lebte.

Das Tier ist deshalb so außergewöhnlich, weil es sich von den bisher entdeckten Krokodilen extrem unterscheidet (Bild oben): Letztere hatten eine lange Schnauze und Zähne wie Nägel, was auf kleine Fische und Weichtiere als Beute hinweist.

"Aber dieses Tier war ganz anders", sagt Diego Pol, Co-Autor der Studie: "Es hatte eine kurze Schnauze und große Zähne mit gezackten Rändern. Es war definitiv ein Räuber, der die großen Meerestiere jagte." Der Rest des Körpers erinnert eher an einen Fisch. Nicht zuletzt deshalb, weil das Krokodil Flossen statt Beine aufweist.
"Godzilla-Krokodil"
Während die in "Science" veröffentlichte Studie noch ganz nüchtern von einem "ungewöhnlichen Krokodil aus dem späten Jura" spricht, schlagen Gasparini und Kollegen in einer Aussendung ganz andere Töne an.

Hier wird der Fund als "Godzilla-Krokodil mit dem Kopf eines Sauriers und Flossen wie ein Fisch" bezeichnet. Und um klar zu machen, dass dieses Tier so richtig gefährlich war, legen sie noch nach:

Angesichts dieses "Meereswesens hätte sich selbst Tyrannosaurus rex zweimal überlegt, einen Schritt in den Ozean zu wagen." Der lebte zwar 70 Millionen Jahre später, aber die Botschaft ist angekommen: Dakosaurus andiniensis war ein ganz ungemütlicher Zeitgenosse. Herr Spielberg, übernehmen sie.

Robert Czepel, science.ORF.at, 11.11.05
->   Galerie aller Saurier der Jurassic-Park-Trilogie
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01.01.2010