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Erfolgreiche Sportler sehen größere Bälle  
  "See the ball, hit the ball", fasste die Baseball-Legende Pete Rose einmal die Essenz seines Sports zusammen. Dass aber schon die Wahrnehmung abhängig ist vom Schlagen, haben nun US-Psychologen festgestellt: Erfolgreichen Sportlern erscheinen Bälle größer als weniger erfolgreichen.  
Damit könnte auch geklärt werden, warum Thomas Muster vor zehn Jahren die Nummer Eins der Tenniswelt war, und wie Werner Schlager 2003 Weltmeister im Tischtennis werden konnte.

Die Studie von Jessica Witt und Dennis Proffitt von der University of Virginia gibt zumindest einige wahrnehmungspsychologische Hinweise darauf.
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Die Studie "See the Ball, Hit the Ball. Apparent ball size is correlated with batting average" erscheint im Journal "Psychological Sciences" (Bd. 16, Dezember 2005).
->   Psychological Sciences
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Konstitution wirkt sich auf Wahrnehmung aus
Dass die physische und psychische Konstitution von Menschen auch Auswirkungen auf ihre Wahrnehmung haben, ist schon ausreichend dokumentiert. Witt und Proffitt verweisen in ihrer Studie auf eine Reihe von Beispielen aus der Welt des Sports.

Personen etwa, die einen schweren Ball auf ein Ziel werfen müssen, schätzen dieses als weiter entfernt ein als andere Menschen. Hügel erscheinen Probanden nach einem Ausdauerlauf steiler als ihren unbewegten Kollegen.

Und geübte Wurfpfeil-Spieler schätzen die Ziele der Dartscheibe größer ein als Anfänger. Alles dies konnte in der Vergangenheit durch Studien nachgewiesen werden.
Grapefruit oder Bohne?
Witt und Proffitt haben sich nun des wichtigsten US-Nationalsports und eines seiner bisher ungelösten Rätsel angenommen.

Auf den Punkt gebracht durch ein Zitat von George Scott, der in den 60er Jahren bei den Boston Red Sox für Furore sorgte: "Wenn man einen Ball gut trifft, kommt er dir wie eine Grapefruit entgegen. Wenn nicht, hat er die Größe einer Bohne."
Test: Größe eines Baseballs einschätzen
Um das zu untersuchen, baten die Psychologen nun 47 Hobby-Baseballspieler beiderlei Geschlechts nach einem Spiel zum Test. Dabei bekamen sie auf einem großen Blatt Papier acht schwarze Kreise zu sehen, mit verschiedenen Durchmessern von neun bis 11,8 Zentimeter.

Danach wurden sie gefragt, welche Größe am ehesten jener des eben benutzten Baseballs entspricht - der reale Durchmesser lag bei zehn Zentimetern.
Mehr getroffen, größerer Ball
Das Resultat der Studie: Je öfter und besser die Sportler in den vorangegangenen Spielen mit ihrem Schläger den Ball getroffen hatten, desto größer schätzten sie den Ball bei dem Test ein.

Während das Alter der Teilnehmer keinen Unterschied machte, zeigte sich ein Geschlechterunterschied: Männern schien der Ball größer als Frauen, obwohl kein Unterschied bei der Trefferquote vorlag.

Warum das so ist, darüber wundern sich Witt und Proffitt in ihrer Studie selbst. Ob die Spieler den Ball größer wahrnehmen und ihn deshalb besser treffen oder ob sie besser treffen und ihn deshalb größer wahrnehmen, könne noch nicht beantwortet werden.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at, 11.11.05
->   Dennis Proffitt Center, University of Virginia
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01.01.2010