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Neue Methode für Blei-Nachweis im Knochen  
  Das giftige Schwermetall Blei lagert sich laut den Analysen einer neuen Messmethode Wiener Physiker nicht - wie bisher gedacht - im Knochen, sondern "auf dem Knochen" ab.  
Genauer gesagt in jener Schicht in der der äußere knorpelige Anteil in den eigentlichen Knochen übergeht, erklärte Physiker Peter Wobrauschek, Professor am Atominstitut der Universitäten, gegenüber der APA.

Die Wiener Wissenschaftler haben in Zusammenarbeit mit Medizinern am Wiener AKH eine Methode entwickelt, mit der erstmals einzelne Elemente punktgenau im Körper nachgewiesen werden können.
Synchrotron-Strahlung
Die Technologie, mit der die Wiener Physiker den Blei auf die Spur kamen, nennt sich Synchrotron-Strahlung. Diese elektromagnetische Strahlung entsteht gleichsam als Nebenprodukt in ringförmigen Teilchen-Beschleunigern, sie zeichnet sich durch hohe Intensität aus.

Erzeugt man Synchrotron-Strahlung im Röntgenbereich, so sind die erzielten Energien bis zu hunderttausend Mal stärker als jene aus einer Röntgenröhre.
->   Synchrotron-Strahlung (Wikipedia)
Knochenproben von Schweißern und Co
Die Wissenschaftler mussten mit ihren Knochenproben an das Hamburger Synchrotronstrahlungslabor "Hasylab" reisen, dort stehen die begehrten Strahlen zur Verfügung.

Punktgenau mit einer Auflösung im Bereich von Hundertstel Millimeter wurden die Knochenproben durchgemustert, die von den Medizinern etwa von Menschen aus Blei-exponierten Berufen (Schweißer, Löter oder Batteriearbeiter) gesammelt wurden.

Die Untersuchung auf einzelne Elemente erlaubt ein spezieller Detektor für die so genannte Mikroanalyse.
->   Hasylab
Der Weg vom Knochen zur Elementverteilung
 
Grafik: TU Wien

Der Weg vom Knochen zur Elementverteilung, v.l.n.r.: das menschliche Skelett, ein chirurgisch entfernter Teil eines Hüftkopfes, eine Lichtmikroskop-Aufnahme der eingebetteten Probe inklusive der analysierten Fläche, die 3D-Rekonstruktion der Elementverteilung.

Bei den weißen Teilen handelt es sich um die kalzifizierten Teile der Probe, bei den roten um die Bleiverteilung im Knochen.
Gefährdete Berufsgruppen genauer ansehen ...
"Die starke Konzentration des Schwermetalls im Außenbereich des Knochens hat doch überrascht", so Wobrauschek.

Sollten später - wie es das erklärte Ziel ist - auch Menschen mit der neuen Methode untersucht werden, so wissen die Forscher jedenfalls wo sie suchen müssen. Geplant ist vorerst, gefährdete Berufsgruppen verstärkt anzusehen.
... da Nervenschäden drohen
Personen mit hohe Mengen Blei im Körper sind hoch gefährdet, beispielsweise Nervenschäden im Gehirn zu erleiden. Nach einer kurzfristigen Aufnahme von Blei dauert es unterschiedlich lange, bis das Gift den Körper wieder verlassen hat.

Die so genannte biologische Halbwertszeit im Blut liegt bei einem knappen Monat, in den Knochen dagegen zehn bis 20 Jahre. Wissenschafter verwenden Knochen daher seit langem als natürliche Dosimeter. Schließlich werden 90 bis 95 Prozent des Bleis in den Knochen angelagert.

[science.ORF.at/APA, 14.11.05]
->   Atominstitut der Universitäten
 
 
 
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01.01.2010