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Bierbrauen war vor tausend Jahren in Peru Frauensache  
  Vor mehr als tausend Jahren haben in Peru die Frauen das Bier gebraut. US-Archäologen stießen bei Ausgrabungen auf über 2.500 Meter Höhe auf dem Cerro Baul in den Anden auf Schmucknadeln in den Resten einer alten Brauerei der Wari-Kultur, die auf Braumeisterinnen schließen lassen.  
Dies berichten Wissenschaftler der University of Florida und des Field Museum in Chicago in einer aktuellen Studie.
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Die Studie "Burning down the brewery: Establishing and evacuating an ancient imperial colony at Cerro Baúl, Peru" von Michael E. Moseley et al. erscheint auf der Website der "Proceedings of the National Academy of Sciences".
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Nadeln in Asche: Missgeschick ...
Die Nadeln, mit denen die Frauen ihre Schals zusammenhielten, hätten in der Asche am Boden des Sudhauses der Brauerei gelegen, berichteten die Archäologen.

Konservator Ryan Williams vom Field Museum erklärte dazu, dass die Frauen die Nadeln möglicherweise während der Arbeit verloren haben. Vermutlich habe die Hitze im Sudhaus die Frauen gezwungen, ihre Schals abzulegen.
... oder Ritual?
 
Bild: Ryan Williams

Dagegen hält Michael Moseley von der University of Florida eine andere Erklärung für wahrscheinlicher. Da der ganze Ort nach einem ausgiebigen Fest und einer kultischen Zeremonie von den Wari im Jahr 1.000 aufgegeben und niedergebrannt worden sein, seien die Nadeln eher als Opfergaben der Frauen anzusehen. Die Männer hätten dagegen die 28 entdeckten Keramiktrinkschalen in die Flammen geworfen.

Bild oben: Trinkgefäße der Wari-Kultur; auf den rechten beiden Gefäßen ist die Gottheit "Keros" abgebildet.
Abschied mit Bier begossen
 
Bild: Michael Moseley

Wie in der späteren Inka-Kultur waren demnach bereits bei den Wari die Frauen für das Bierbrauen zuständig. Allerdings nicht alle, "sondern nur Frauen der Elite", wie Konservatorin Donna Nash vom Field Museum erklärte.

Das "Chicha" genannte Bier wurde aus Pfefferbeeren oder Mais gebraut und wird noch heute in den Anden getrunken. Die Brauerei in der um das Jahr 600 gegründeten Siedlung auf dem Cerro Baul (Bild oben) hatte eine Kapazität von 1.800 Litern und wurde den Archäologen zufolge als letztes Gebäude niedergebrannt.

Der Grund dafür sei aber unbekannt. Zuvor sei der Abschied von dem Ort mit einem Gelage gefeiert worden, bei dem Wild, Lama und sieben Fischsorten aufgetischt wurden. Begossen wurde der Abschied standesgemäß: mit Bier.

[science.ORF.at/APA/AFP, 16.11.05]
 
 
 
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01.01.2010