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Erste Hinweise auf Gras fressende Dinosaurier entdeckt  
  Bisher gab es kaum Hinweise darauf, dass Gras auf dem Menüplan der Pflanzen fressenden Dinosaurier stand. Bei der Analyse von fossilem Dino-Dung wies ein schwedisch-indisches Forscherteam nun nach, dass ein Sauropode in Indien doch auch die Weiden abgraste.  
Die fossilen Exkremente des Elefantenfußsauriers beinhalteten Kieselerde, die aus Gras entstanden ist. Laut der Schwedischen Forscherin Caroline Strömberg vom Swedish Museum of Natural History und ihren drei indischen Kollegen ernährte sich der Pflanzen fressende Sauropode jedoch nicht nur von Gras.
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Der Artikel "Dinosaur Coprolites and the Early Evolution of Grasses and Grazers" erschien in der Fachzeitschrift "Science" (Vol. 310, 18 November 2005, DOI: 10.1126/science.1118806).
->   Artikel
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Wenig Gras-Sedimente im Dung
Die Kieselerde-Strukturen sind so genannte Phytolithe, also aus Pflanzenresten entstandene Sedimentgesteine. Phytolithe entstehen in den Zellen und im Gewebe von Gras und anderen Pflanzen. Die Charakteristika der Phytolithe können bestimmten Grasarten zugewiesen werden.

Der fossile Kot (Koprolithe) des vierbeinigen, langhalsigen Riesen, der vor etwa 65 bis 71 Millionen Jahren in Zentralindien lebte, hat laut den Forschern allerdings nur relativ geringe Mengen der Grasreste enthalten.

Andere analysierte Phytolithe deuteten darauf hin, dass der Elefantenfußsaurier auf einen sehr abwechslungsreichen Menüplan zurückgriff, u.a. auch Koniferen und Palmen.
Vielfalt an Gräsern bereits in Kreidezeit
 
Bild: Science

Fossiler Gras-Phytolith aus den Dino-Exkrementen

Ein weitere Erkenntnis der Forscher: Die verschiedenen grasspezifischen Phytolithe, die im fossilen Dino-Dung gefunden wurden, lassen auf eine entscheidend größere Vielfalt innerhalb der Grasfamilie in der oberen Kreidezeit schließen als bisher angenommen.
Neue Einblicke in Grasevolution
Diese Entdeckung im mittleren Indien habe enorme Bedeutung sowohl für das Verständnis der Evolution von Gras, als auch für die Geschichte der Dinosaurier und die Interaktion zwischen Tier- und Pflanzenwelt, schreiben Strömberg und ihre Kollegen.

Da die Forscher bisher davon ausgingen, dass Grasweiden vor dem Beginn des Känozoikums (vor 65 Millionen Jahren) rar waren, wurden sie auch nicht als Futtergrundlage für die oberkreidezeitlichen Pflanzenfresser in Betracht gezogen.
Auch andere Säugetiere als Grasfresser
In einem Begleitartikel bemerken Dolores R. Piperno und Hans-Dieter Sues des National Museum of Natural History, dass die Ergebnisse des schwedisch-indischen Teams auch Hinweise darauf liefern, dass die Sauropoden nicht die einzigen Gras-Fresser der Ära waren.

Der Fund legt die Vermutung nahe, dass mehrere frühe Säugetiere mit rätselhaften Zähnen ebenfalls Grasfresser gewesen seien, die das damalige Gondwanaland durchstreiften.

[science.ORF.at/APA/dpa, 18.11.05]
->   Swedish Museum of Natural History
->   Birbal Sahni Institute of Palaeobotany
->   Panjab University in Chandigarh
Mehr zum Thema bei science.ORF.at:
->   Säugetiere: Evolutionärer Aufschwung durch Sauerstoff (30.9.2005)
->   Forschungsprojekt nimmt die Sauropoden ins Visier (10.3.2004)
->   Dinosaurier-Spuren in der Schweiz (22.9.2003)
 
 
 
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01.01.2010