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Studie: Depressive Verstimmungen immer häufiger  
  Bereits ein Viertel aller Österreicherinnen und Österreicher leidet an sogenannten depressiven Verstimmungen, also zeitweiligen Depressionen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des GfK-Instituts.  
Depressive Verstimmungen nennt man zeitweilige Depressionen, die gerade im Herbst und Winter immer wiederkehren können.

Parallel dazu nehmen auch die schweren, dauerhaften Depressionen zu. Mediziner fordern nun eine bessere Vorbeugung gegen diese Krankheit.
Meist Frauen betroffen
1,7 Millionen Menschen haben in Österreich in den letzten Monaten unter depressiven Verstimmungen gelitten, immerhin 200.000 davon bezeichnen ihre Beschwerden als schwer.

Meistens sind es Frauen, nämlich 30 Prozent, während nur 13 Prozent der Männer depressiv sind.

Interessant sind die Gründe: Bei Frauen sind es familiäre Probleme, und bei Männern eher Gesundheit, Beruf und Finanzen.
Mehr Depressions- als Verkehrstote
Nur jeder vierte Betroffene geht zum Arzt oder kauft ein Medikament. Besonders gefährlich: 40 Prozent der schwer Depressiven suchen keinen Arzt auf.

Dabei gibt es in Österreich mehr Depressionstote, sprich Selbstmörder, als Verkehrstote, rechnen Experten vor und betonen: Mit Therapien und Medikamenten sind die allermeisten Depressionen in den Griff zu bekommen.
2020: Dritthäufigste Krankheit
Und die Behandlung ist sehr wichtig, denn die Depression nimmt zu: Im Jahr 2020 wird sie laut Berechungen bereits die dritthäufigste Krankheit weltweit sein.
Depression kann behandelt werden
Selbstmord ist kein unausweichliches Schicksal sagt der Neurologe Udo Zifko vom Kur- und Rehabilitationszentrum Bad Pirawarth im Gespräch mit Ö1:

"Wichtig ist, dass die Depressionskranken sich ihrem Arzt anvertrauen, und zur Kenntnis nehmen, dass Depressionen eine Krankheit wie Diabetes oder Bluthochdruck sind, die man behandeln kann."
Paradoxe Therapie: Schlafentzug
Viele Menschen haben Angst vor schweren Medikamenten. In manchen Fällen braucht man die aber gar nicht, sagt Udo Zifko, und nennt ein paradox erscheinendes Therapiemittel: Schlafentzug.

"Dadurch wird Melatonin frei. Das ist ein wichtiger Botenstoff im Gehirn, der die positive Energie im Gehirn zurückbringt," erklärt Zifko.
Weg zum Arzt nicht scheuen
Ab wann man mit Depressionen zum Hausarzt oder Neurologen gehen soll, ist in der Fachwelt ziemlich unumstritten:

Wenn man sich länger als zwei Wochen am Stück unbehaglich fühlt, sollte man zum Arzt gehen.
Skandinavien an der Spitze
Österreich liegt übrigens in der europäischen Selbstmordstatistik nicht mehr so weit vorne wie in früheren Jahrzehnten. Einige skandinavische Länder haben uns bereits traurig überholt.

Das bringt freilich dem einzelnen Depressionskranken hierzulande wenig. Wichtigste Botschaft: eher früher als später zum Arzt.

Martin Haidinger, Ö1 Wissenschaft, 23.11.05
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01.01.2010