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Psychotherapie hilft besonders nach Traumata  
  Frühkindliche Erlebnisse können zu Veränderungen im Gehirn führen: Laut einer neuen Studie ist dies der Grund, warum Psychotherapie Menschen mit einem Kindheitstrauma besser hilft als Depressiven.  
Der Psychiater Charles Nemeroff von der Emory University in Atlanta stellte neue Studien dazu auf einer Konferenz der amerikanischen Gesellschaft für Neurowissenschaften in Washington vor.

Wie das Magazin "New Scientist" in seiner jüngsten Ausgabe (Nr. 2527, S. 12) berichtet, untersuchte Nemeroff 681 Menschen, die seit acht Jahren an Depressionen litten. Zwei Drittel von ihnen hatten zudem in ihrer Kindheit Traumata erlebt.
Bei knapp der Hälfte verschwand Depression
Nemeroff verglich die Behandlung mit Antidepressiva mit einer Psychotherapie. Das Ergebnis: Insgesamt profitierten die Studienteilnehmer von beiden Methoden gleich stark, wobei die Kombination beider Therapien einen leichten Vorteil brachte.

Bei denjenigen Depressiven jedoch, die auch ein frühes Trauma durchlitten hatten, war die Psychotherapie deutlich wirksamer als die Medikamente und bei 45 Prozent der Betroffenen verschwand die Depression.
Trauma als Risikofaktor
"Wir müssen Kindheitstraumata als einen Risikofaktor für die Entwicklung von Depressionen betrachten", sagte Nemeroff.

Allerdings seien die neurophysiologischen Veränderungen, die durch frühkindliche Erlebnisse wie Missbrauch oder Verlust der Eltern im Gehirn bewirkt würden, offenbar anderer Art als bei Depressionen.
Eine Frage des Stresshormon-Niveaus
Der Psychiater glaubt, dass die von Traumata hinterlassenen Spuren vor allem die Art und Weise verändern, in der man mit Stress umgeht. Darauf deutet eine weitere Untersuchung Nemeroffs hin, bei der sich die Probanden stressigen Situationen aussetzen mussten.

Dabei waren die Stresshormonwerte im Blut derjenigen Teilnehmer mit Trauma und Depression deutlich höher als bei den Nur-Depressiven. Im Umkehrschluss käme die Psychotherapie damit einer Art hoch individualisiertem Anti-Stress-Training gleich.

[science.ORF.at/APA/dpa, 22.11.05]
->   New Scientist
->   Charles Nemeroff, Emory University
 
 
 
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01.01.2010