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Eizellen-Spenden: Südkoreas Klon-Pionier tritt zurück  
  Der weltberühmte südkoreanische Klon-Forscher Hwang Woo Suk hat wegen eines Skandals um Eizellen-Spenden seinen Rücktritt von allen öffentlichen Ämtern erklärt. "Es tut mir leid, über solche beschämenden Dinge zu sprechen", sagte Hwang am Donnerstag vor Journalisten in Seoul.  
Mitarbeiterinnen spendeten Eizellen
Er räumte erstmals ein, dass zwei seiner Mitarbeiterinnen entgegen den üblichen ethischen Standards Eizellen für die Stammzellenforschung gespendet hatten und dass mehrere Frauen Geldzahlungen für Eizellen-Spenden erhielten, die bei seinen Forschungen verwendet wurden.

Hwang war es 2004 als erstem Wissenschaftler gelungen, mit Hilfe eines geklonten Embryos menschliche Stammzellen zu züchten. In diesem Jahr gab sein Team bekannt, erstmals einen Hund geklont zu haben.
Ministerium: Forscher wusste nichts von Herkunft der Zellen
Das nunmehrige Eingeständnis Hwangs kommt überraschend: Nur vor wenigen Stunden bestätigte das Ministerium für Gesundheit und Soziales in Seoul die Vorwürfe zwar, hielt aber gleichzeitig fest, dass der Stammzellenforscher im Februar 2004, als er seine Bahn brechenden Erfolge beim Klonen menschlicher Stammzellen veröffentlichte, nichts von den Eizellen-Spenden seiner Mitarbeiterinnen gewusst habe.
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Hwang war 2004 weltweit berühmt geworden, als es ihm als ersten Wissenschaftler gelang, mit Hilfe eines geklonten Embryos menschliche Stammzellen zu züchten. In diesem Jahr gab sein Team bekannt, erstmals einen Hund geklont zu haben.
->   Koreanische Forscher klonten menschlichen Embryo (12.2.04)
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Spenderinnen nicht gezwungen ...
Die Spenderinnen der Eizellen seien "nicht gezwungen oder aufgefordert worden". Auch habe es sich nicht um "kommerzielle" Eizellen-Spenden gehandelt, sagte der Ministeriumssprecher.

Zugleich bestätigte er jedoch, dass die Spenderinnen Zahlungen erhielten.
... aber dennoch bezahlt
Hwang habe nichts von den Zahlungen gewusst. Dabei habe es sich um "Aufwandsentschädigungen" gehandelt, sagte ein Sprecher.

Die Eizellen-Spenden seien erfolgt, bevor in Südkorea in diesem Jahr ein neues Bioethik-Gesetz in Kraft trat, in dem der Handel mit menschlichen Eizellen untersagt wird.
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Immer wieder ethische Kritik an Projekten
An Hwangs Projekten hatten sich in der Vergangenheit immer wieder ethische Debatten entzündet. So wiesen Forscher der Universität Stanford im Mai 2005, als Hwang vom erfolgreichen Klonen von Stammzellen kranker Menschen berichtete, in einem Science-Artikel darauf hin, dass die Spende von Eizellen durch gesunden Frauen eigentlich den klinischen Standards widersprechen. Genau genommen wäre es die Aufgabe von Medizinern, diesen völlig gesunden Frauen vom Eingriff abzuraten.
->   Erstmals Stammzellen von Kranken geklont (20.5.05)
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Hwang wollte sich zu Vorwürfen nicht äußern
Hwang selbst hatte noch vor zehn Tagen gesagt, er habe sich bei seinen Arbeiten mit menschlichen Embryonen strikt an die Richtlinien der Regierung gehalten.

Zu den Vorwürfen, wonach er bei seinen Forschungsprojekten auch auf gespendete Eizellen von Mitarbeiterinnen zurückgriff, hatte er sich damals nicht äußern wollen.
Falsche Angaben auf Wunsch der Spenderinnen
Er entschuldige sich "aufrichtig dafür, im In- und Ausland Sorgen verursacht zu haben", sagte Hwang. Wenn er zur Herkunft von Eizellen falsche Angaben gemacht habe, so sei dies auf Wunsch der Spenderinnen geschehen.

Mit sofortiger Wirkung lege er alle Ämter in der Regierung und in gesellschaftlichen Organisationen nieder. "Dies ist meine Art, Reue zu zeigen."
Vorsitz bei Produktion von Stammzellen
Noch im vergangenen Monat hatte Hwang den Vorsitz im so genannten World Stem Cell Hub übernommen. Diese Forschungsorganisation setzte sich die Produktion von Stammzellen zum Ziel.
->   Stammzellen-Bank in Südkorea eingeweiht (19.10.05)
US-Kollege schied im Streit aus Forschungsteam aus
Bereits seit Monaten gab es Hinweise auf Missstände in Hwangs Forschungsteam. Eine neue Dimension hatte der Skandal vor zehn Tagen erhalten, als Hwangs US-Kollege Gerald Schatten im Streit aus dem Team ausschied.

Er habe bisher immer Hwangs Versicherungen geglaubt, sich nur auf freiwillige Spenden gestützt zu haben, sagte Schatten damals.
Eizellen-Spenden von Mitarbeiterinnen verboten
Aufgrund neuer Informationen habe er aber einsehen müssen, dass er belogen worden sei. Nach den bioethischen Grundsätzen dürfen Forscher keine Eizellen-Spenden von Mitarbeiterinnen annehmen.

"Mein Vertrauen ist zerstört", hatte Schatten gesagt. "Das widert mich an, ich kann nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten."

[science.ORF.at/APA/AFP, 23.11.05]
Mehr über die Arbeiten Hwangs in science.ORF.at:
->   Erstmals Hund geklont (3.8.05)
 
 
 
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01.01.2010