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AIDS: Kombinationstherapie rettet die meisten  
  Eine prinzipiell hoffnungsvolle Nachricht zum Welt-AIDS-Tag, die aber noch auf eine Realisierung in den Entwicklungsländern drängt: Die Anwendung einer Dreifach-Kombinationstherapie gegen die Immunschwächekrankheit in Haiti verringerte die Sterblichkeit der Behandelten drastisch - von 70 Prozent innerhalb eines Jahres auf 13 Prozent bei Jugendlichen und Erwachsenen und auf zwei Prozent bei Kindern.  
Diese Ergebnisse erbrachte eine Studie mit 910 Jugendlichen und 94 Kindern, die von einer Wissenschaftergruppe aus Port-au-Prince veröffentlicht wurde.
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Die Studie "Antiretroviral Therapy in a Thousand Patients with AIDS in Haiti" ist im "New England Journal of Medicine - NEJM" (Bd. 353, S.2325; Ausgabe vom 1.12.05) erschienen.
->   Studie im NEJM
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Bisher nur 30-prozentige Überlebensrate
Patrice Severe und seine Co-Autoren: "Die Ein-Jahres-Überlebensrate von Erwachsenen und Kindern mit AIDS ohne antiretrovirale Therapie betrug in Haiti 30 Prozent.

Diese Behandlung konnte in Haiti und anderen Entwicklungsländern erst vor kurzem Patienten zugänglich gemacht werden."
Anfangs hoher Zahl von CD4-Zellen
Die Wissenschaftler nahmen 1.004 Patienten - davon 94 Kinder im Alter von unter 13 Jahren - in eine Studie auf. Am Beginn lag bei den Probanden die Zahl der CD4-Zellen pro Kubikmillimeter Blut bei nur noch durchschnittlich 131.

Das bedeutet bereits eine erhebliche Einschränkung der Immunabwehr. Verwendet wurden vor allem die AIDS-Mittel AZT (Zidovudine), Lamivudine und Efavirenz - also eine Kombinationstherapie aus HIV-Polymerase- und -Protease-Hemmstoffen.

Finanziert wurden die Behandlungen aus internationalen Hilfsgeldern. Zu 90 Prozent wurden dabei von der Weltgesundheitsorganisation WHO bereitgestellte Nachbaupräparate (Generika) verwendet.
->   CD4-Zellen: Statusbestimmung der HIV-Infektion (hiv-info.de)
Nach Kombinationstherapie 87-prozentige Überlebensrate
Nach einem Jahr stellte sich heraus, wie gut die Resultate einer solchen Therapie sein können: Von den 910 Erwachsenen und Jugendlichen starben innerhalb eines Jahres 127. Das ergab eine Überlebensrate von 87 Prozent.

Von den 94 behandelten Kindern erlagen zwei der Immunschwäche. Das bedeutete eine Überlebensrate von 98 Prozent.

Bei 102 der Erwachsenen und bei fünf der Kinder traten Nebenwirkungen auf, welche die Dosierung der Medikamente limitierten.
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Gesamte Bevölkerung Lesothos wird getestet
Die gesamte Bevölkerung von Lesotho im südlichen Afrika wird laut WHO auf den AIDS-Erreger getestet. Lesotho im Süden Afrikas hat eine der höchsten HIV-Infektionenraten der Welt, wobei einer von drei Erwachsenen HIV-positiv ist.

Bei dieser in der Welt einmaligen Aktion soll sich jeder Haushalt des Landes an einem Testprogramm beteiligen, so dass letztlich jeder Erwachsenen seinen HIV-Status kennt. Dies wiederum können zu einer gezielten Behandlung aber auch zur Vorbeugung dienen, erklärte die WHO.
->   WHO über HIV
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Appell an Anwendung auch in Entwicklungsländern
Die Fachleute: "Dieser Bericht dokumentiert, dass man auch in einem armen Land eine große Zahl von Patienten mit einer AIDS-Therapie versorgen kann. Insgesamt sind die Erfolge genau so gut wie in den Vereinigten Staaten.

Unsere Ergebnisse sollten auch die internationalen Anstrengungen unterstützen, die antiretrovirale Therapie Patienten in den Entwicklungsländern zugänglich zu machen."

Allerdings, die meisten weltweit rund 40 Millionen AIDS-Infizierten haben weiterhin keine Chance, zu der Therapie zu kommen. Allein in diesem Jahr sterben weltweit rund 3,1 Millionen Menschen - die meisten in den Entwicklungsländern - an AIDS.
Krisenregionen südliches Afrika
In einigen Regionen der Welt explodierte die Zahl der Neuansteckungen geradezu. Besonders betroffen sind China, Papua-Neuguinea und Vietnam, aber auch einige Länder Osteuropas.

Krisenregion Nummer eins bleibt aber nach wie vor das südliche Afrika: Dort sind 25,8 Millionen Menschen mit dem Immunschwäche-Virus infiziert. Von den 17,5 Millionen infizierten Frauen weltweit sind 13,5 Mio. Afrikanerinnen.

Aber auch in Westeuropa und den USA ist HIV weiter auf dem Vormarsch. In den USA stieg die Zahl der Infektionen auf mehr als eine Million, in Westeuropa auf mehr als eine halbe Million. Hauptgrund ist ungeschützter Geschlechtsverkehr.
AIDS in Österreich
Die aktuellen AIDS-Zahlen aus Österreich: Von 1983 bis 3. Oktober 2005 gab es 2.427 Patienten, davon starben 1.400. Derzeit werden in Österreich derzeit 1.027 Patienten behandelt.

In Österreich leben zwischen 12.000 und 15.000 HIV-Positive. Jeden Tag gibt es ein bis zwei Neuinfektionen. Zwei Drittel davon sind Männer, ein Drittel Frauen. In den ersten drei Quartalen wurden 364 Neuinfektionen festgestellt (Vergleichszeitraum 2004 ebenfalls 364).

[science.ORF.at/APA, 1.12.05]
->   UNAIDS
->   AIDS-Hilfen Österreich
->   science.ORF.at-Archiv zu dem Thema
->   ORF.at zum Welt-AIDS-Tag (1.12.05)
 
 
 
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01.01.2010