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Neuer Eignungstest an zwei Medizin-Unis  
  Nach dem EuGH-Urteil zum Universitätszugang haben deutsche Studienanfänger vor allem die Medizin-Unis gestürmt. Ab dem Frühjahr wird es deshalb in Wien und Innsbruck einen Eignungstest geben.  
Ansturm zu groß
Die Medizin-Unis in Wien, Innsbruck und Graz sind dem Ansturm von Studenten nicht mehr gewachsen, seit der Europäische Gerichtshof im Juli 2005 allen EU-Bürgern die Türen zu den Universitäten öffnete. "Im Vorjahr gab es an den drei Standorten 5.000 bis 6.000 ernstzunehmende Interessenten", sagt Wolfgang Schütz, der Rektor der Medizinischen Universität Wien.

Das ist eine Zahl, die wesentlich höher war als der Erfahrungswert davor mit rund 2.600. Diese Zahl ist von den drei medizinischen Universitäten nicht bewältigbar im Sinne eines völlig freien Zugangs, wie es vor dem EuGH-Urteil war."
Kampf um 950 Plätze
An der Uni Wien wird es im nächsten Studienjahr 640 Studienplätze für Mediziner geben. In Innsbruck 310. Insgesamt also 950. Der Ansturm aus Deutschland wird ähnlich wie heuer sein. Der Anteil von Studienanfängern aus Deutschland stieg an der Meduni Wien von 69 im Jahr 2004 auf heuer 283, in Innsbruck sogar von 6 auf 45 Prozent.
EMS liefert Rangliste
Am 7. Juli 2006 werden die Studierwilligen deshalb dem neuen "Eignungstest für das Medizinstudium" (EMS) unterzogen und auf differenzierte visuelle Wahrnehmung, auf Verständnis medizinisch-naturwissenschaftlicher Problemstellungen oder auf räumliches Vorstellungsvermögen abgeklopft , sagt Rudolf Mallinger, Vizerektor für Lehre an der Medizin-Uni Wien.

"Der EMS ist ein Eignungstest und keine Prüfung. Bei einer Prüfung gibt es ein Ja/Nein ¿Ergebnis, bestanden oder nicht. Dieser Eignungstest liefert eine Rangordnung von den am besten Geeigneten bis zu den am schlechtesten Geeigneten".

Die Liste wird öffentlich einsehbar sein. Der Test wird übrigens zeitgleich in der Schweiz und in Österreich durchgeführt. Die Kosten werden derzeit mit 65.000 Euro beziffert, Dienstleistungen des durchführenden Schweizer Instituts noch nicht inbegriffen.
Guter Test, guter Student
Diejenigen, die im Test gut sind, studieren auch am schnellsten, zeigen die Schweizer Erfahrungen. Der Vorteil des neuen Tesst: die Studenten wissen gleich Bescheid. Bisher gab es erst nach dem ersten Studienjahr das Auswahlverfahren, wodurch für viele ein Ausbildungs- bzw. Lebensjahr verloren war.

Der Test ist kein Wissenstest: da wären die Österreicher auch benachteiligt, weil sie nur acht Jahre das Gymnasium bis zur Matura besuchen, während die Deutschen meist neun Jahre lernen.
"Paukkurse" nicht nötig
Soziale Benachteiligung soll es keine geben, sagt Manfred Dierich, Vizerektor für Lehre und Studienangelegenheiten der Medizinischen Universität Innsbruck.

"Es werden sich wie in der Schweiz Firmen anbieten mit Trainings für den Test. Die Realität wurde in der Schweiz evaluiert: ein Selbststudium über 20 Tage hinweg anhand des Materials, das jedem, der sich bewirbt, ausgehändigt wird, bietet genauso viel Vorteile wie etwa ein Training durch eine Firma. Es gibt also keinen Finanzaspekt, der jemand benachteiligt, sondern das Informationsmaterial ist dazu geeignet, optimal auf den Test vorzubereiten."

Es wurde sogar ausgetestet, dass ein 40tägiges Selbststudium nicht mehr bringt als 20 Tage büffeln.
Politische Lösung offen
In Innsbruck standen übrigens 2.100 Bewerber aus Deutschland 450 Österreichern gegenüber. Das wird sich auch durch den Test nicht ändern.

Rektor Wolfgang Schütz von der Uni Wien: "Wenn sich 10 mal mehr Ausländer bewerben, kann es sein, dass sich 10 mal mehr im System haben werden. Das ist eine Regelung, die politisch zu machen ist, jetzt müssen wir schauen, dass wir die, die wir aufnehmen, bestmöglich ausbilden. Wer das ist, ist nicht unsere Angelegenheit."
Sonderweg Graz
In Graz sieht die Sache anders aus. Dort werden die Medizinstudenten einen Multiple-Choice-Test machen. Am 16. und 17. Jänner geht es für die Grazer Erstsemestrigen um alles oder nichts. Jene 1.900 Studenten, die jetzt ein halbes Jahr studieren, müssen einen zweistufigen Eignungstest bzw. Auswahlverfahren absolvieren - damit sie im zweiten Studienabschnitt weiterstudieren dürfen.

Es wird ordentlich ausgesiebt: denn im zweiten Halbjahr gibt es nur 300 Studienplätze. Und die sind nicht einmal alle frei: 200 sind bereits von jenen Studenten belegt, die im Vorjahr nicht zum Zug gekommen sind. Es wird also um 100 Studienplätze gewetteifert.

Ulrike Schmitzer; Ö1-Wissenschaft, 21.12.05
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01.01.2010