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Hunde können Lungen- und Brustkrebs erschnüffeln  
  Hunde können ihre extrem sensiblen Nasen in den Dienst der Gesundheit stellen: Laut einer aktuellen Studie sind sie in der Lage, Lungen- und Brustkrebs aus dem Atem der Patienten zu erschnüffeln.  
Sie erzielen dabei eine Treffer-Genauigkeit von über 90 Prozent und übertreffen damit zum Teil herkömmliche Diagnose-Methoden, schreiben Michael McCulloch von der kalifornischen Pine Street Foundation und seine Kollegen in der Fachzeitschrift "Integrative Cancer Therapies".
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Die Studie "Diagnostic Accuracy of Canine Scent Detection in Early and Late Stage Lung and Breast Cancers" ist online in "Integrative Cancer Therapies" (DOI: 10.1177/1534735405285096; 5. Jänner 2006) erschienen.
->   Die komplette Studie (pdf-Datei)
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Außerordentlicher Geruchssinn
Dass der "beste Freund des Menschen" einen außerordentlichen Geruchssinn hat, ist seit langem bekannt. Frühere Studien haben festgestellt, dass sie chemische Substanzen bis hin zu einer Auflösung von einem Billionstel Teil riechen können.

Auf ihre Fähigkeit als "Krebsdetektoren" wurde erstmals aufmerksam gemacht, als ein Hund ständig am - noch nicht diagnostizierten - Melanom seiner Besitzerin herumschnüffelte.

Folgestudien zeigten, dass trainierte Vierbeiner Haut- und Blasenkrebs mit hoher Genauigkeit feststellen können.
Trefferquote bis zu 97 Prozent
Michael McCulloch und seine Kollegen sind laut einer Aussendung nun die ersten, die Hunde derart abgerichtet haben, dass sie den Atem von Lungen- und Brustkrebspatienten erkennen können.

Das Training dafür hat nur drei Wochen gedauert, die Trefferquoten lagen zwischen 88 Prozent beim Brustkrebs und 97 Prozent beim Lungenkrebs.
86 Patienten, drei Retriever, zwei Wasserhunde
Bei der Studie wurden drei Labrador Retriever und zwei portugiesische Wasserhunde verwendet, die zwischen sieben und 18 Monate alt waren. Mittels klassischer Belohnungsstrategie wurden sie dazu gebracht, sich beim Erschnüffeln von Krebs-belasteten Atemproben hinzusetzen bzw. hinzulegen.

Die Atemproben stammten einerseits von 86 Patienten, bei denen mit herkömmlichen Methoden wie Biopsie, Mammographie und Computertomographie Krebs diagnostiziert und noch keine Chemotherapie begonnen wurde, andererseits von einer Kontrollgruppe.

Die Atemproben beider Gruppen wurden in spezielle Röhrchen gebracht, die den Hunden zur Identifikation vorgelegt wurden.
Raucher-Geruch verfälscht Ergebnis nicht
Die Ergebnisse seien eindeutig, schreiben die Forscher. Die hohe "Trefferquote" habe auch dann bestanden, wenn es sich bei den Lungenkrebspatienten um starke aktuelle Raucher gehandelt hatte.

Auch das Stadium der Krankheit hatte keine Auswirkung auf die Detektionsfähigkeiten der Hunde, Frühphasen konnten sie ebenso entdecken wie spätere.

Der Schluss von Michael McCulloch und seinem Team: Die Atemanalyse könnte dazu beitragen, die Diagnose-Unsicherheiten mit herkömmlichen Methoden zu reduzieren. Weitere Studien seien aber vonnöten, um die Methode zu standardisieren und verfeinern.

[science.ORF.at, 9.1.06]
->   BBC-Beitrag über die Studie (inkl. Video)
->   Pine Street Foundation
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Forscher: Hundenasen riechen sogar Blasenkrebs (23.9.04)
->   MRT bei Brustkrebsdiagnose am besten (3.6.03)
->   Hunde sollen Krebs erschnüffeln (27.8.02)
 
 
 
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01.01.2010