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Vogelgrippe: Hohes Übertragungsrisiko für Menschen  
  Eine Studie schwedischer Forscher bestätigte: Direkter Kontakt mit an Vogelgrippe erkranktem Geflügel stellt ein großes Risiko für den Menschen dar, sich mit dem Influenzavirus zu infizieren - wahrscheinlich sogar ein höheres als bisher vermutet.  
Untersuchungen von Anna Thorson des Karolinska Instituts und ihrem Team in einem Bezirk im Nordwesten Vietnams zeigten, dass es in dem Epidemie-geplagten Bezirk eine hohe Anzahl von Bewohnern gab, bei der eine Fiebergrippe aufgetreten war. Alle hatten direkten Kontakt mit erkranktem oder totem Geflügel.
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Die Studie "Is Exposure to Sick or Dead Poultry Associated With Flulike Illness?" erschien in der Fachzeitschrift "Archives of Internal Medicine" (9. Jänner 2006, Bd. 166, S. 119).
->   Abstract der Studie
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Interviews in 45.000 Haushalten
Von April bis Juni 2004 interviewten die Wissenschaftler insgesamt 45.478 Personen, die in dem Bezirk FilaBavi leben, einer 1999 gegründeten demographischen Beobachtungsstation im Bavi Distrikt.

Die Befragten gaben dabei Auskunft über ihren Kontakt mit Geflügel und einer auftretenden Grippe, definiert als eine Kombination von Husten und Fieber.
Vogelgrippe in Vietnam seit 2003
In FilaBavi wurden Ausbrüche von Vogelgrippe und ihrem Erreger H5N1 offiziell bestätigt.

Laut der Forscher konnte die Epidemie, die in Vietnam bereits seit 2003 wütet, trotz aller Bemühungen von staatlicher Seite, die infizierten Vögel zu eliminieren, nicht erfolgreich bekämpft werden.

Vietnam sei das Land, das bisher am schlimmsten von der Vogelgrippe heimgesucht wurde: Allein im Juli 2005 ist es, so Thorson, zu 1.838 Ausbrüche beim Geflügel und zu 87 bestätigten Fällen von Ansteckung beim Menschen - mit 38 Toten - gekommen.
18 Prozent an Fiebergrippe erkrankt
Die Interviews in FilaBavi ergaben: Insgesamt berichteten 8.149 Personen (rund 18 Prozent) von einer Krankheit mit Fieber.

Rund 85 Prozent der Befragten (38.373 Personen) lebten in Haushalten mit Geflügelhaltung, 26 Prozent (11.755) in Haushalten, bei denen Geflügel erkrankt oder gestorben war.

Für Thorson sprechen die Zahlen dafür, dass nicht das Halten von Geflügel das Risiko darstellt, sondern der direkte Kontakt mit erkranktem oder totem Geflügel. Insgesamt seien zwischen 650 und 750 Fälle auf den direkten Kontakt mit infiziertem Geflügel zurückzuführen. Laut der Wissenschaftler seien die Symptome einer Erkrankung häufig relativ schwach.

"Ärmere, Frauen sowie sehr junge und alte Menschen waren besonders gefährdet", sagt Thorson.
Geflügelpest: Wirtschaftlicher Rückschlag
Das Geflügel sei für die Bevölkerung nicht nur eine wichtige Einkommensquelle, so Thorson, sondern würde auch bei vielen ländlichen Bewohnern zur Subsistenzwirtschaft gehalten.

Die Epidemie sei daher nicht nur ein Gesundheitsproblem, sondern auch ein wirtschaftlicher Rückschlag für die ländliche Bevölkerung.

[science.ORF.at, 10.1.06]
->   FilaBavi Demographic Surveillance System Vietnam (pdf-file)
->   Karolinska Institutet
->   Alle Beiträge zum Thema Vogelgrippe bei science.ORF.at:
 
 
 
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01.01.2010