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Impfstoff aus Tabakpflanzen schützt vor der Pest  
  Die Pest zählt zu einem der ältesten Leiden der Menschheit und tritt in einzelnen Regionen immer wieder auf. Forscher testeten nun einen Impfstoff aus Tabakpflanzen an Nagetieren - mit großem Erfolg.  
Das Vakzin wurde bisher erst an Meerschweinchen erprobt, erste Ergebnisse sind äußerst viel versprechend. Fast vier Fünftel der geimpften Tiere überlebten eine Lungenpest, berichten Charles Arntzen von der Arizona State University und sein Team in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift " Proceedings of the National Academy of Sciences".
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Der Artikel "Protection conferred by recombinant Yersinia pestis antigens produced by a rapid and highly scalable plant expression system" erschien in der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" (9.-13. Jänner 2006, DOI: 10.1073/pnas.0510014103).
->   Artikel (sobald online veröffentlicht)
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75 Prozent überlebten Lungenpest
75 Prozent der geimpften Meerschweinchen konnte die Lungenpest, die sonst unbehandelt fast immer tödlich verläuft, nichts anhaben.

Auch die restlichen 25 Prozent der Versuchstiere, bei denen die Krankheit ausbrach, zeigten eine gewisse Resistenz gegen das Pestbakterium Yersinia pestis, erlagen ihm am Ende aber doch.
->   Yersinia pestis bei Wikipedia
Welt sucht nach Impfstoff
Laut der Forscher des Biozentrums in Halle an der Saale, der Arizona State University und des Zentrums für Infektionskrankheiten der US-Armee in Fort Detrick (Maryland) wird in aller Welt nach einem wirksamen und sicheren Schutz gegen den Pesterreger gesucht.

Gesteigerte Berichterstattung über das Auftreten der Pest, die Entdeckung von Antibiotika-resistenten Stämmen sowie die Gefahr eines Einsatzes des Lungen- und Beulenpesterregers als biologische Waffe unterstreichen die Notwendigkeit eines sicheren, effizienten und schnell produzierbaren Impfstoffs, so Arntzen .

Außerdem sei die Pest als Volkskrankheit bis heute nicht besiegt und flackere immer wieder regional in Afrika, Asien und Lateinamerika auf.
F1- und V-Proteine aus Tabakpflanzen
Arntzen und sein Team entwickelten einen Impfstoff auf der Basis zweier Eiweißstoffe, die der Pesterreger zur Infektion von Menschen benutzt.

Es gelang ihnen, diese Proteine, F1 und V genannt, aus den Blättern gentechnisch veränderter Tabakpflanzen zu gewinnen. Die Proteine wurden jeweils getrennt sowie als ein kombiniertes Fusions-Protein gezüchtet.

Sie injizierten die Proteine den Meerschweinchen, gaben den Tieren Zeit, Antikörper zu entwickeln, und setzten sie dann in einem Sprühnebel dem gefährlichen Erreger aus - normalerweise zu 100 Prozent tödlich endend.
V-Protein bringt beste Überlebenschancen
Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass die nur mit dem V-Protein geimpften Nager die besten Überlebenschancen hatten.

Sollte das Vakzin auch Menschen schützen, könnte es in Tabakpflanzen preiswert und schnell in großen Mengen produziert werden, hoben die Forscher hervor.

[science.ORF.at/APA/dpa, 10.1.06]
->   Arizona State University
->   Biozentrums in Halle an der Saale
->   Fort Detrick
->   Falscher Pest-Alarm: Zwei Jahre Haft für Forscher (11.3.2004)
Mehr zum Thema Pest bei science.ORF.at:
->   Streit um Ursache des Schwarzen Todes (19.9.2003)
 
 
 
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01.01.2010